BRAIN DRILL: Interview mit Dylan Ruskin

30.07.2008 | 14:52

BRAIN DRILL: Da waren's nur noch zwei

Kaum hatten die verrückten US-Amerikaner BRAIN DRILL ihr Debütalbum "Apocalyptic Feasting" im Februar 2008 über Metal Blade veröffentlicht, da kam bereits zwei Monate später mächtig Sand ins Getriebe. Die Cannabis-Leidenschaft einiger Protagonisten führte zu Problemen auf der absolvierten US-Tour und einem Eklat zwischen den Bandmitgliedern. Die Folge: Nicht weniger als drei von vier Musikern (Jeff Hughell - Bass, Marco Pitruzzella - Schlagzeug und Shouter Steve Rathjen) verließen die Band. Bandkopf Dylan Ruskin (Gitarre - auf dem Foto rechts zu sehen) stand plötzlich allein da. Mittlerweile ist Sänger Steve Rathjen (links) wieder zu BRAIN DRILL zurückgekehrt. Ein fähiger Schlagezeuger wird derzeit gesucht. Das nachfolgende Interview schickte ich Dylan Ruskin Anfang März 2008, kurz bevor es zum Streit zwischen den Bandmitgliedern kam. Unverhofft kommt oft ... und so hatte ich überraschenderweise mein Interview einige Monate später doch noch per E-Mail zurückerhalten. Da die Fragen an den Bandkopf kaum an Aktualität eingebüßt haben, möchte ich euch dieses Interview nicht vorenthalten.


Martin:
Hi Dylan! Ich habe in meiner Kritik zu "Apocalyptic Feasting" geschrieben, dass ihr mit BRAIN DRILL zumindest was die Spieltechnik und Geschwindigkeit anbetrifft, Bands wie ORIGIN oder VITAL REMAINS bereits hinter euch gelassen habt. Was denkst du über diese Aussage?

Dylan:
Ich freue mich sehr darüber, dass wir derart positives Feedback wie beispielsweise deines zu unserer Musik bekommen. Da ORIGIN meine Musik stark beeinflusst haben und weil ich ein großer Fan der Band bin, fühle ich mich geehrt, mit so einer genialen Band verglichen zu werden.

Martin:
Euer Debütalbum ist technisch sehr beeindruckend. Sag mal: Wie lange habt ihr gebraucht, um die Aufnahmen selbst fertigzustellen und wie viel Zeit habt ihr für den Mix benötigt?

Dylan:
Wir haben dafür etwa eine Woche benötigt. Für den Mix, das Mastering und die Aufnahmen selbst insgesamt eine Woche. Wir wussten im Vorfeld, dass wir nicht mehr Zeit benötigen würden. Wir verwendeten für "Apocalyptic Feasting" die Original-Schlagzeugspuren unseres Demos "The Parasites" (2006). Selbiges gilt für die Gitarrenspuren, die ich einspielte. Wir haben für unser Debütalbum dann noch vier neue Stücke komponiert. Unser Bassist Jeff Hughell (jetzt ex-Mitglied) nahm alle Bass-Spuren noch einmal neu auf. Steve Rathjen nahm Teile seiner Vocals für einige Stücken noch einmal neu auf.

Martin:
Was euer Spieltempo anbetrifft, so gehe ich davon aus, dass es da nicht mehr viel Raum für eine weitere Steigerung von BRAIN DRILL gibt, zumal ihr unglaublich tight und auf technisch hohem Niveau spielt. Wie könnte denn deiner Meinung nach ein zweites BRAIN DRILL-Album klingen?

Dylan:
Also ich würde sagen, dass die neuen Stücke sogar noch verrückter ausfallen werden als unser bisheriges Material. Einfach, weil wir uns als Musiker und Songwriter stetig verbessern. Ich denke, dass wir in Zukunft noch schnellere Songs schreiben werden, die noch technischer und brutaler ausfallen werden. Wir haben diese Beobachtung auch schon bei "Apocalyptic Feasting" gemacht. Je technischer die neuen Stücke ausfielen, desto eher waren wir mit ihnen zufrieden.

Martin:
Können die Fans damit rechnen, dass in Zukunft mehr Groove-Parts in euren Songs eingebettet sind?

Dylan:
Es ist unwahrscheinlich, dass in den neuen Songs mehr Groove-Abschnitte auftauchen werden als in den älteren. Klar, es ist cool, Abschnitte in einem Stück zu haben, in denen die Riffs einfach gehalten sind und jeder im Publikum einen schnellen Zugang dazu findet und ordentlich abrockt. Aber auf der anderen Seite ist es schon gut, solche Riffs nicht zu exzessiv zu spielen, weil sonst die Musik zu einfach klingen würde und zu viele Wiederholungen hätte. Aber es ist natürlich auch wichtig, Passagen in den Stücken zu haben, zu denen jeder schnell einen Zugang finden kann und mit denen nicht nur die Anhänger von technischem Metal klarkommen können, sondern alle Metalheads. Ansonsten würde man natürlich mit einer Breitseite an zuviel Technik die Leute förmlich erschlagen.

Martin:
Euer Ex-Schlagzeuger Marco Pitruzzella gehört sicherlich zu den schnellsten Schlagzeugern, die es im Extrem-Metal-Bereich jemals gegeben hat. Ich denke mal, dass es verdammt anstrengend sein muss, in so einem Tempo Schlagzeug zu spielen. Weißt du, welchen Freizeitbeschäftigungen Marco nachgeht, um sich zu erholen?

Dylan:
Das letzte Mal, als ich mit ihm in Kontakt getreten bin, da hatte er nicht gerade viel Zeit um zu entspannen, haha. Er ist vollzeitbeschäftigt und verheiratet. Außerdem wird er bald Vater werden. Von daher wird sein Leben wohl jetzt erst recht hektischer werden. Wenn er Zeit für sich hat, dann jammt er und er nimmt Lehrvideos oder Schlagzeug-Clips auf.

Martin:
Gleich noch mal dieselbe Frage an dich: Welchen Freizeitbeschäftigungen neben den krassen Hammer-Ons und Tappings auf deiner Gitarre gehst du nach?

Dylan:
Also mir geht es ähnlich wie Marco. Außer, dass ich nicht verheiratet bin und keine Kinder unterwegs sind. Ich gehe ebenfalls einem Fulltime-Job nach und ich habe auch andere Verpflichtungen. Wenn ich nicht arbeite oder Musik schreibe, dann neige ich dazu, große Mengen an Bier und Wodka zu vernichten, haha. Normalerweise hänge ich dann im Haus meines besten Kumpels ab und wir schauen uns dort sehr blutrünstige Horrorfilme oder anderes Gruselzeugs sowie Underground-Filme an.

Martin:
Es gibt ja viele Musiker, die sehr gerne andersartigen Musikstilen in ihrer Freizeit frönen und diese Musik dann zu ihrem privaten Vergnügen spielen. Hast du eigentlich ein Faible dafür, anderen Musikstilen als Death Metal oder Grind an der Gitarre nachzugehen?

Dylan:
Auf alle Fälle! Ich höre viel von Jason Becker und ich versuche, mir seine Spielweise anzueignen, wenn ich Zeit habe. Mir gefallen auch die Sachen von Paul Gilbert immer mehr. Auch die Umsetzung klassischer Stücke auf der Gitarre wie zum Beispiel die Capriccio No. 5. von Paganini. Es gibt davon eine ausgezeichnete Version von Steve Vai, die ich mir versucht habe, draufzuschaffen. Diese Fassung ist auch in dem Film "Crossroads" zu hören.

Martin:
BRAIN DRILL hatten im Frühjahr 2008 eine größere US-Tour. Wie ist es denn um eure Fanbasis in den USA bestellt und wie viele Leute kommen denn zu euren Konzerten?

Dylan:
Je mehr wir touren umso mehr Leute kommen zu unseren Konzerten. Wir hatten kürzlich eine Tour mit BLACK DAHLIA MURDER und bei so ziemlich jedem Konzert waren etwa 15 bis 20 junge Fans da, die T-Shirts trugen, die wir überhaupt nicht auf unseren Konzerten verkaufen. Diese T-Shirts können nämlich nur per Internet bestellt werden. Das ist schon der Hammer, vor allem, weil wir in diesen Städten nie zuvor gespielt hatten und die Fans alle wegen uns gekommen sind.

Martin:
Wann werdet ihr in Europa auf Tour gehen?

Dylan:
Wir haben schon verschiedene Angebote bekommen, um in Europa zu spielen. Die Angebote stammten jedoch von Leuten oder Booking-Agenturen, von denen wir noch nie etwas gehört haben. Deshalb waren wir uns nicht sicher, ob wir diesen Menschen trauen können. Obendrein war es auch so, dass niemand von denen einen vertrauenswürdigen Eindruck machte. Wir würden wirklich gerne in Europa auf Tour gehen, wollen aber sichergestellt wissen, dass wir eine fähige Booking-Agentur am Start haben und von guten Bands begleitet werden, von denen wir wissen, dass sie in Europa angesagt sind. Andernfalls würden wir vielleicht ähnlich schlimm über den Tisch gezogen werden wie auf einigen unserer frühen Touren in den USA.

Redakteur:
Martin Loga

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