Gallowwalkers (Blu-ray)
- Regie:
- Andrew Goth
- Jahr:
- 2012
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Gallowwalkers
2 Review(s)
03.10.2013 | 22:27Das geschieht:
Irgendwann und -wo im Wilden Westen: Fünf geile Banditen haben Amans geliebte Sueno geschwängert; bei der Geburt dieses Kindes ist sie gestorben. Die Schurken wurden gefasst und eingekerkert, aber Aman übt lieber Selbstjustiz. Er dringt in das Gefängnis ein und erschießt sämtliche Lumpen sowie Kisscut, die Geliebte des Anführers Kensa.
Aman überlebt den Amoklauf nicht, doch seine Mutter schließt einen Pakt mit dem Teufel: Sie gibt ihr Leben für das des Sohnes, der untot wiederaufersteht. Da der Höllenfürst gemeine Scherze liebt, lässt er auch die fünf Banditen wieder erwachen. Dieses Schicksal blüht zukünftig allen, die von Amans Kugeln ins Jenseits befördert werden.
Es dauert eine Weile, bis Aman erkennt, was ihm beschert wurde. Da besagte Banditen sogleich beginnen, noch übler als zu Lebzeiten zu wüten, beschließt er, sie noch einmal zu jagen und dieses Mal endgültig zur Hölle zu schicken. Bandenchef Kensa begrüßt Amans Bemühungen, denn selbstverständlich will er sich rächen - nicht für den Untod, der Schurkereien in ganz neuem Maßstab ermöglicht, sondern weil ausgerechnet sein Sohn, der auch zur Bande gehörte, nicht wiederauferstanden ist; die vermoderte Leiche schleppt Kensa seitdem mit sich, falls sich dies wider Erwarten ändern sollte.
Aman hat sich inzwischen zu einem Revolvermann gemausert. Außerdem sucht er sich einen Assistenten: Er befreit den jungen Dieb Fabulos und bildet ihn zum Zombie-Killer aus. Dann stellt Aman seine Falle. Mitten in der Wüste steht das Schlachthaus, in dem Suenos Mutter und der Enkelsohn weiterhin ihrem Job nachgehen. Hierher, wo zahllose Mordinstrumente auf ihren Einsatz warten, lockt Aman die untoten Feinde. Allerdings ist zumindest Kensa durch böse Erfahrung schlauer geworden. Er bleibt in (zunächst) sicherer Entfernung, als seine Männer Aman aufs Korn zu nehmen beginnen ...
Ein Zombie-Film als Wiedergänger
Natürlich könnte man Wesley Snipes die Schuld die staubigen Stiefel schieben: Als er 2006 für die Dreharbeiten zu ,,Gallowwalkers" in die südafrikanische Wüste von Namibia reiste, war er mit seinen Gedanken nicht unbedingt bei der Arbeit. In den USA war ihm die Steuerbehörde auf die Schliche gekommen und wollte seinen Beteuerungen, er sei das Opfer unfähiger Berater geworden, partout keinen Glauben schenken. Da kein Untoter dieser Welt sein Opfer hartnäckiger verfolgt als das Finanzamt, musste Snipes schließlich in die USA reisen, 1 Mio. Dollar Kaution stellen und versprechen, sich der anstehenden Gerichtshandlung zu stellen. Anschließend durfte er nach Südafrika zurück. (In der Tat hatte sich Snipes mit dem falschen Monster angelegt: Nach langen und teuren Gerichtsgefechten musste er 2010 eine mehr als zweijährige Gefängnisstrafe antreten.)
Ohne diese ,Entschuldigung' müsste man Snipes Darstellung als freche Zumutung verdammen. Meist steht er statuenhaft und breitbeinig in der Wüstenlandschaft. Wind lässt malerisch seinen langen Staubmantel wehen. Als Rächer Aman verzieht Snipes keine Miene, und wenn er sich herablässt zu sprechen, verlassen nur pseudo-coole Plattitüden seine Lippen.
Nichtsdestotrotz hat nicht Wesley Snipes den Schwarzen Peter. Den behält Regisseur und Drehbuch-Mitautor Andrew Goth, der wohl nicht wirklich wusste, welchen Film er eigentlich drehen wollte. Nach Abschluss der eigentlichen Dreharbeiten versuchten verzweifelte Menschen, die entstandenen Szenen zu einem halbwegs stringenten Film zusammenzusetzen. Da Goth 2008 (!) Nachdrehs anordnete, war dies offensichtlich misslungen. Anschließend lag ,,Gallowwalkers" weitere vier Jahre im Giftschrank des unglücklichen Studios. Dann ein Lichtstrahl: 2013 kam Snipes aus dem Gefängnis frei. Um ihn wieder ins Geschäft zu bringen, kam ,,Gallowwalkers" gerade recht. Dreist wurde dem Filmplakat der Lügen-Untertitel ,,Blade Is Back!" aufgedruckt, um zumindest die dummen Fans zu locken.
Der Traum vom existenzialistischen Western
Der Western ist ein gleichzeitig konservatives wie erstaunlich flexibles Genre. Sein in vielen Jahrzehnten fixiertes Regelwerk hat sich den Zuschauern weltweit so stark eingeprägt, dass spielerische Abweichungen und Aufweichungen recht problemfrei möglich sind. Folglich ist die Mischung aus Western und Horror sogar reizvoll, zumal Goth mit einigen Innovationen aufwartet. So haben seine Zombies ihren Verstand behalten. Sonnenlicht macht ihnen nichts aus, problematischer ist der allmähliche Zerfall des Körpers, der nur gebremst werden kann, indem die ,,Gallowwalkers" in regelmäßigen Abständen unglückliche Lebendmenschen ihrer Haut entledigen, um sie sich über sonst blankliegende Muskeln und Knochen zu streifen.
Gleichwohl bleibt der Westen reine Fassade. Die reale Historie ist unwichtig, übernommen wird nur die Idee des Wilden Westens, die auf Klischees herunter gebrochen wird. Surreal wirkt sogar die im mächtigen Breitwandformat präsentierte Landschaft, die zusätzlich durch permanent gleißendes ,Sonnenlicht' verfremdet wird. Grotesk stilisierte Gebäude - der Schlachthof, das Gefängnis, die Sekten-Kolonie - verstärken den Eindruck des Irrealen. Andrew Goth liebt offenbar den Mystik-Western ,,El Topo" (1970) und eifert Alejandro Jodorowsky nach. Dank der wunderbar klaren Bilder kommt er ihm immerhin optisch nahe.
Allerdings hat er keine Geschichte, die den Rahmen entsprechend ausfüllen könnte. ,,Gallowwalkers" bleibt ein simples Rache-Garn. Damit dies nicht sofort offenbar wird, konfrontiert Goth sein Publikum eine halbe Filmstunde mit zusammenhanglosen Ereignisfragmenten. Die nächste halbe Stunde vergeht darüber, diese Bruchstücke durch diverse Rückblenden zu einer Handlung zu vereinen. Die ist überschaubar und mündet erwartungsgemäß in die letzte halbe Stunde und den großen Finalkampf zwischen Aman und seinen scheinbar hoffnungslos überlegenen Gegnern.
Bocksprünge sind keine Action!
Freilich will sich die ,,Einer-gegen-alle"-Stimmung beim Zuschauer partout nicht einstellen. Zu beiläufig hat Aman schon lange vor dem endgültigen Gefecht zahllose Kontrahenten ausgeschaltet. Dass sie untot sind, hilft ihnen nicht; Aman kann selbst mit dem Revolver über viele hundert Meter eine Kette durchschießen; er zieht schneller als sein Schatten und trifft auch auf kürzere Distanzen stets ins Schwarze.
Nichts ist langweiliger als ein unverwundbarer Held. Deshalb umgibt Goth Aman mit ,menschlichen' Verbündeten. Sie sind sämtlich überflüssig. Vor allem die Frage, wieso Aman umständlich und ausgerechnet den Jungstrolch Fabulos als Assistenten rekrutiert, wird nie beantwortet; Fabulos stolpert meist mit offenem Mund umher, während Aman Zombieschädel durchlöchert.
Die Handlung selbst bleibt rätselhaft. Was sollen die Szenen im Camp der blondhaarigen Sektierer? Oder im graffitiverzierten Betonsäulen-Tempel des Todes? Welche Rolle spielt der offensichtlich verrückte Marshall Gaza? Warum stellt Goth immer wieder die Hure Angel in den Vordergrund, obwohl für ihre Rolle keinerlei Existenzbedarf besteht? Wieso nennt man die Untoten ,,Gallowwalkers"?
Vermutlich liegt die Sprunghaftigkeit der Handlung am Fehlen eines Gesamtrahmens sowie des dazugehörenden, für das Verständnis offensichtlich relevanten mythologischen Unterbaus. In einem der aufgespielten Interviews erwähnt Wesley Snipes, dass ,,Gallowwalkers" ursprünglich Auftakt einer Filmtrilogie werden sollte. Das erklärt auch das abrupte und sinnarme Ende, das eigentlich Ouvertüre einer Fortsetzung ist. Offene Fragen wären womöglich später beantwortet worden. Dazu wird es nicht kommen; ,,Gallowwalkers" ist allzu offensichtlich misslungen und wird schon aufgrund der verkorksten Entstehungsgeschichte keine Fortsetzung/en finden.
Harte Arbeit, wenig Schatten
Ein Budget von 17 Mio. Dollar gibt die Website IMDb.com für ,,Gallowwalkers" an. Da kostensparend in Südafrika gedreht wurde und außer Snipes keine großen Namen auf der Besetzungsliste auftauchen, fragt sich der Zuschauer, wohin dieses Geld geflossen sein mag. Die Blond-Perücken der Sektenmitglieder sind definitiv kostengünstig gewesen. Vielleicht hat Wesley Snipes den Löwenanteil eingestrichen, während die Restmittel an die Kostümschneider ging; so tragen Kensas Männer gern kardinalrote Gewänder, was zwar keinerlei Sinn ergibt aber cool aussieht.
,,Cool" und ,,stylish": Diese beiden Worte formulieren eindeutig das ,,Gallowwalkers"-Programm. So haben es auch die Darsteller verstanden. Sie verziehen entweder keine Mienen oder grimassieren wie im Stummfilm. Als Schurke redet man gern über scheußliche Übeltaten, um sie uns anschließend vorzuführen. Wer wie der Wrestler und Teilzeit-Mime ,,Diamond Dallas" Page schauspielerisches Talent gänzlich vermissen lässt, bekommt einen Wasserboiler über den Kopf gestülpt und darf einen völlig vertierten Strolch geben, mit dem sich Aman eine zünftige Show-Prügelei liefert.
Da Untote schwierig außer Gefecht zu setzen sind, geht es generell recht ruppig zu, wenn Aman unter der Zombie-Brut aufräumt. Man kann sie zwar per Kopfschuss fällen, doch um der Abwechslung willen reißt ihnen Aman gern die Schädel samt Wirbelsäule vom Hals. Das geschieht unter Aufsteigen digitaler Blutfontänen, die ebenso künstlich wie die Handlung wirken. Auch andere Körperteile liegen hin und wieder herum, und einmal gibt es eine Mehrfach-Hinrichtung am Galgen, die zwar nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat aber schaurig schön anzusehen ist; für Andrew Goth ist ein hübscher Effekt allemal wichtiger als die Story. Nach 90 Minuten weiß der Zuschauer sicher: So ausgiebig für dumm verkauft hat man ihn selten. Doch darf Mr. Goth das als Pluspunkt verbuchen ...?
DVD-Features
In ,,Gallowwalkers" setzt das deutsche Label wegen Wesley Snipes einige Hoffnungen. Zum Hauptfilm gibt es deshalb nicht nur den Originaltrailer in Deutsch und Englisch, sondern auch Interviews mit den meisten Darstellern sowie eine ,,B-Roll" mit Bildern vom Dreh. Der Erkenntniswert bleibt gering, obwohl es interessant ist zu beobachten, wie selbst in minutenkurzen ,Interviews' mit vielen Worten nichts gesagt bzw. dreist gelogen werden kann, da sich keiner der Beteiligten Illusionen über die ,Qualität' des abgelieferten Produkts gemacht haben dürfte.
Informationen über DVD und Film
Originaltitel: Gallowwalkers (USA 2006/12)
Regie: Andrew Goth
Drehbuch: Andrew Goth u. Joanne Reay
Kamera: Henner Hofmann
Schnitt: Rudolf Buitendach
Musik: Stephen Warbeck
Darsteller: Wesley Snipes (Aman), Kevin Howarth (Kensa), Riley Smith (Fabulos), Tanit Phoenix (Angel), Patrick Bergin (Marshall Gaza), Steven Elder (Apollo Jones), Diamond Dallas Page (Skullbucket), Jenny Gago (Mistress), Simona Brhlikova (Kisscut), Alyssa Pridham (Sueno), Alex Avant (Forty Bold), Hector Hank (Hool), Jonathan García (Slip Knot) u. a.
Label/Vertrieb: Ascot Elite Home Entertainment (www.ascot-elite.de)
Erscheinungsdatum: 20.08.2012
EAN: 7613059804210 (DVD)/7613059404212 (Blu-ray)
Bildformat: 16 : 9 (2,35 : 1, anamorph)
Audio: DTS 5.1 (Deutsch), Dolby Digital 5.1 (Deutsch, Englisch)
Untertitel: Deutsch
DVD-Typ: 1 x DVD-9 (Regionalcode: 2)
Länge: 89 min. (Blu-ray: 92 min.)
FSK: 18
(Michael Drewniok)
- Redakteur:
- Michael Drewniok
Die Parodie einer Wiederauferstehung: Horror trifft Western
Ein Fluch liegt auf Aman. Alle, die durch seine Kugel sterben, kommen zurück. Erst wenn sie ihren Kopf verlieren, sind sie für immer erledigt. Auch die fünf Männer, die seine große Liebe vergewaltigt und geschwängert haben, erheben sich wieder von den Toten. Jetzt soll die Rache auf ihrer Seite sein. Sie sammeln ein Heer von Untoten für das letzte Gefecht.
Zu viele für einen einzelnen Mann. Aman rettet deshalb den jungen Sträfling Fabulos vor dem Galgen und bietet ihm einen gut bezahlten Job an: Er erwartet die Zombies am Schlachthaus seiner Ziehmutter, wo er seine Stiefschwester Sueno lieben gelernt hatte. Sie war bei der Geburt des Bastards in ihrem Leib gestorben. An dem Ort, an dem alles begann, soll es auch zu Ende gebracht werden ... (Verleihinfo)
Filminfos
O-Titel: Gallowwalkers (USA 2012)
Dt. Vertrieb: Ascot
VÖ: 27.8.2013
EAN: 7613059404212
FSK: ab 18
Länge: ca. 92 Min.
Regisseur: Andrew Goth
Drehbuch: Andrew Goth, Joanne Reay
Musik: Stephen Warbeck
Darsteller: Wesley Snipes (Kaos/Aman), Kevin Howarth (Kansa), Riley Smith (Fabulos), Tanit Phoenix (Angel), Patrick Bergin (Marshall Gaza, genannt Der Sheriff), Simona Brhlikova (Kisscut) u.a.
Handlung
Aman, der Killer, jagt die drei (vier?) Vergewaltiger seiner Geliebten Sueno, um sie zu enthaupten. Tut er dies nicht, ehren sie als Untote zurück. An den Gleisen der Eisebahn stellt er sich den drei Untoten, die rot in ihre Kardinalsroben gekleidet sind. Ein Zeuge schaut dem Showdown zu.
In vielen Rückblenden erfahren wir die Vorgeschichte: Nach dem Verlust seiner Eltern - seine Mutter taucht als Angehörige eines Schwesternordens auf - kommt der Junge Aman bei einer Ziehmutter (Jenny Gago) unter, die einen Schlachthof betreibt und einen Brunnen besitzt, der in der trockenen Einöde ringsum wertvoll ist. Für das Enthaupten des Viehs setzt sie eine Guillotine ein, die im Finale eine unheilvolle Rolle spielen wird...
Sie hat eine Tochter Sueno, und es kann nicht ausbleiben, dass Aman und Sueno sich verlieben. Doch eines Tages verließ er sich, um eine Aufgabe zu erfüllen. Diese Gelegenheit nutzten vier Männer, um sie zu überfallen. Doch nur drei von ihnen vergewaltigten sie, der vierte konnte ihr das nicht antun.
Die Vergewaltiger landeten aus ungeklärten Gründen - hat die Ziehmutter sie angezeigt? - in den Zellen eines Wüstengefängnisses. Dort fand Aman sie und erschoss einen nach dem anderen, auch eine Frau. Doch Nr. 4 konnte er nicht erschießen, denn der hatte sich bereits erhängt. Als Aman zurückkehrte, kam er in der Wüste um. Seine Mutter intervenierte für ihn bei den Mächten. Gott oder der Teufel gewährten ihre Bitte, Aman ein Weiterleben zu erlauben, unter einer Bedingung: Alle, die er erschossen hatte, würden ebenfalls zurückkehren...
Nun bereiten sich diese Untoten auf den finalen Angriff vor, um ihre Rache zu üben. Ein Gefangenentransport bringen Todgeweihte zu einer breiten Galgenplattform an einem Ort, der sich Enochs Hammer nennt. Kansa, der Anführer der Untoten, setzt sich das Gesicht eines Getöteten auf und sieht nun aus wie ein Engel des Todes. Seine Gefährtin Kisscut assistiert am Galgen. Er selbst plant eine Wiederauferstehung - die seines Sohnes, der sich erhängte. Dafür sind bestimmte unappetitliche Zutaten erforderlich.
Aman zerschießt einem der Gefangenen die Ketten und befördert ihn zu seinem Assistenten. Fabulos darf sich gleich bewähren, als er in ein Labyrinth voller Untoter stürzt, die Aman ins Beinahe-Jenseits befördert hat. Zusammen mit Suenos seltsamem Sohn - sie selbst liegt in einem gewaltigen Hügel begraben - bereiten sie sich auf das Kommen der Bande des Todesengels vor...
Mein Eindruck
Die Welt des Aman genannten Rächers ist ein Fegefeuer. Die Landschaft ist, wie beim vom Regisseur verehrten Sergio Leone, eine Ansammlung von Symbolen, die sich auf eine abstrakte Ebene verteilen. Die Wüste, die Aman und seine Verfolger durchqueren, ist wie seit jeher eine Prüfung und eine Begegnung mit den Mächten, die über das Schicksal eines Menschen bestimmen. Wenn also drei Zombies gekleidet in Kardinalsroben dem Rächer gegenüberstehen, so ist dies nicht nur ein direktes Zitat aus dem Anfang von "C'era una volta il West" (Spiel mir das Lied vom Tod), sondern eine seelische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Aman ist wie sein Widersacher ein "hollow man", ein Mann, der durch einen schrecklichen Verlust sein seelisches Zentrum verloren hat. Er und Kansa haben ihr Liebstes verloren: Aman seine Sueno, Kansa seinen Sohn, der sich erhängte. Doch während Kansa versucht, seinen Sohn wie ein Parodie von Jesus wiederzuerwecken, scheint sich Aman mit Suenos Verlust abgefunden zu haben. Die Frage ist allerdings, ob er ein Lebender oder auch nur ein Wiedergänger wie Kansa ist. Wie sein Assi sagt: "Der Tod ist auch nicht mehr das, was er mal war."
Ganz anders hingegen die inneren Räume. Hier herrschen die Mütter, allen voran Suenos Mutter, die Metzgerin mit dem Herzen einer Löwin. Hier findet der Showdown mit Skullbucket statt. In der Höhle, wo die Riesensäulen wie aus Luxor emporragen, kommt es zum Showdown mit Kisscut, der Gefährtin des Oberschurken Kansa.
Männer und Frauen der Mächte wandeln im Fegefeuer-Reich, um die Seelen der Verdammten auf den rechten Weg zu geleiten. Da ist der Priester ebenso wie die Schwestern des Ordens, der Amans Mutter angehört. Sie umstehen den Galgen, auf dem Kansa eine Massenhinrichtung vornehmen möchte. Passenderweise spricht der Marshall, der die Gefangenen bewacht (Patrick Bergin) wie ein missionarisch beseelter Großinquisitor der katholischen Kirche.
Es ist klar, dass der finale Showdown zwischen den beiden Hauptfiguren Aman und Kansa an einem erhöhten Punkt stattfinden muss: auf dem Gipfel eines Plateaus. Dies ist quasi Golgatha v2.0, und so erscheint es konsequent, dass der wiedezuerweckende Sohn von Kansa hier am Kreuz aufgehängt erscheint. Fragt sich, ob die Wiederauferstehung glückt. Nebenfiguren wie Angel sind nur hübsche Dekoration.
Heruntergebrochen auf diese relativ einfache Metaphernebene ergibt die Handlung durchaus einen Sinn, besitzt aber den holzschnitthaften Charakter und Verlauf eines Comic-Strips. Auch die Figuren, die höchstens ein oder zwei Merkmale aufweisen, beeindrucken nicht gerade durch schlaue Sprüche oder anrührende Seelenregungen. Aman ist so eine Art Jerusalem Man (vgl. David Gemmell) des Endzeitalters, der nun die finale Rechnung präsentiert bekommt. Vielleicht muss dieser Rächer ja für die Sünden unserer Zeit geopfert werden. Vielleicht ist aber auch die Stunde des Widersachers gekommen. Wie die Sache ausgeht, darf nicht verraten werden.
Die Blu-ray
Technische Infos
Tonformat: DTS HD Master Audio 5.1 in Deutsch, DTS HD Master Audio 5.1 in Englisch
Untertitel: Deutsch
Bildformat: Widescreen (1.78:1)
Extras:
- O-Trailer
- Dt. Trailer
- Interviews
- B-Roll
- Trailershow
Mein Eindruck: die Blu-ray
Die Qualität von Bild und Ton ist bestens, die Untertitel stimmen weitgehend mit der deutschen Synchronisation überein - was auch nicht selbstverständlich ist.
EXTRAS
1) O-Trailer (2:02 min)
Der Appetitanreger fasst die dramatischen Momente zusammen und garniert mit appetitlichen Anblicken wie dem Dekolleté von Angel. Natürlich ist der zentrale Konflikt auf Aman und Kansa zugeschnitten. Coole Sprüche zwischen Aman und Fabulos, seinem Assi, würzen das Horror-Western-Garn.
2) Dt. Trailer (2:17 min)
Wie schon an der Lauflänge ablesbar, bietet der deutsche Trailer ein paar Schnipsel von Szenen mehr. Dies ist besonders am Anfang der Fall.
3) Interviews (ca. 19 min)
a) mit Wesley Snipes (5:04 min)
b) mit Riley Smith (2:16)
c) mit Kevin Howarth (3:00)
d) mit Tanit Phoenix (1:53)
e) mit Jenny Gago (2:48)
f) mit Stephen Elder (1:44)
g) mit Patrick Bergin (1:02)
h) mit Hector Hank (1:28)
Die Darsteller - der Regisseur glänzt durch Abwesenheit - geben jeweils ein paar Eindrücke von der Rolle, dem Dreh und dem Film von sich. Ziemlich schräg von Snipes, diesen Streifen als "Science Fiction" zu bezeichnen. Dies ist mehr eine Kreuzung aus Fantasy und Horror. Der Veteran P. bergin hält sich mit solchen Deutungen wohlweislich zurück.
4) B-Roll (16:05 min)
Dieser Beitrag zeigt kommentar- und musiklos diverse Dreharbeiten in Namibia. Sehr öde und nur für absolute Cineasten interessant.
5) Trailershow
a) Frankenstein's Army
b) Drecksau (nach Irvine "Trainspotting" Welsh)
c) Metallica: Through the Never 3D
d) Odd Thomas
e) Drift
f) Europa Report
g) Emperor - Kampf um Frieden
h) Harry Brown (mit Michael Caine)
i) Franklyn
j) Alexandre Aja's 'Maniac'
Unterm Strich
Diese Kombination aus Supernatural Horror und Western huldigt Vorbildern wie "Spiel mir das Lied vom Tod", aber auch Endzeitmythen wie "Mad Max" und natürlich dem modischen Zombie-Motiv. Allerdings ergibt Amans Geschichte (Aman = a man, aber auch Amen) als einsamer Rächer à la Clint Eastwood erst einen Sinn, wenn man sie auf die Folie der Heilsgeschichte legt. Jesus ist am Kreuz für unsere Sünden gestorben, aber am dritten Tag wiederauferstanden: Heißt das für Amans Opfer, als Wiedergänger die Erlösung finden zu können - oder nur die ewige Verdammnis?
Wie es sich jedoch für einen anständigen Western gehört, besteht der Plot in erster Linie - vor allem in der zweiten Hälfte - aus einer Reihe von spannenden und einfallsreich inszenierten Duellen. Diese münden wie zu erwarten in den finalen Showdown. Auf einem erhöht liegenden Ort, der gut und gerne als Golgatha (wörtlich: "Schädelstätte") dienen könnte, wird das Schicksal der Menschheit metaphorisch entschieden.
Doch diesmal stehen sich nicht Charles "Mundharmonika" Bronson und Henry "Blue Eyes" Fonda gegenüber, sondern Schauspieler aus der B-Liga. Wesley Snipes gibt den supercoolen Rächer und Kevin Howarth trägt doch tatsächlich die blauen Augen seines Vorbilds - wenn auch nur als Maske! Dieser Showdown hat durchaus Klasse, denn es geht um die Parodie einer Wiederaufstehung, nämlich die von Kansas Sohn. Verschwendet fand ich lediglich die Figur der Tänzerin Angel (Tanit Phoenix): Als erotische Set-Dekoration ist sie viel zu schade, sie hätte als "love interest" von Aman viel mehr Sinn ergeben.
Wenn also dies die Fingerübung von Regisseur Andrew Goth war, so dürfen wir von ihm noch einiges erwarten. Und der Schauplatz an der Skelettküste von Namibia ist wie geschaffen, das Monument Valley als ikonische Kulisse abzulösen.
Die Blu-ray
Die Qualität von Bild und Ton ist bestens, die Untertitel stimmen weitgehend mit der deutschen Synchronisation überein. Das Bonusmaterial ist nicht gerade umwerfend. Die Interviews sind nicht gerade ausführlich oder sonderlich erhellend. Wenigstens gewähren sie in ihrer Gesamtheit ein paar Einblicke, die ich oben zusammenzufassen versucht habe. Die B-Roll weist weder Kommentar noch Musik auf und wirkt daher todlangweilig.
Michael Matzer (c) 2013ff
- Redakteur:
- Michael Matzer