Final Destination 3
- Regie:
- James Wong
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
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13.09.2006 | 09:13In einer US-amerikanischen Muster-Kleinstadt geht für Wendy und ihre Klassenkameraden und Freunde in diesem Sommer die High School zu Ende. Bevor man sich trennt, trifft man sich auf dem großen Rummelplatz, wo die von einer mächtigen Teufelsfigur markierte Achterbahn d i e Attraktion für die Jugend darstellt. Nur ungern lässt sich Wendy von ihrem Lover in die Bahn locken, doch im letzten Moment steigt sie wieder aus: In einer Vision sah sie sich und alle, die mit ihr im Wagen sitzen, bei einem spektakulären Unglück grausam sterben. Einige Teenager steigen mit ihr aus - sie sind die einzigen Überlebenden, als tatsächlich eintrifft, was Wendy vor ihrem Inneren Auge sah.
Geschockt versucht sie ihr Leben neu zu ordnen, da konfrontiert sie Schicksalgefährte Kevin mit einer abenteuerlichen Theorie: Im Internet hat er erfahren, dass vor sechs Jahren andere Schüler durch eine Vision vor einem Desaster gerettet wurden. Allerdings sind sie kurz darauf bizarre Tode gestorben - und zwar in der Reihenfolge, in der sie das Ende eigentlich hätte ereilen sollen!
Wendy nennt Kevin erwartungsgemäß einen Spinner. Doch daheim wird sie nachdenklich: Unter den Fotos, die sie am Unglücksabend geschossen hat, sieht man ihren Freund selig genau unter der Achterbahn stehen, die ihn später umbrachte. Die Frage, ob diesem Bild eine besondere Bedeutung innewohnt, beantwortet sich wenig später, als gleich zwei Überlebende ihr Leben auf groteske Weise in einem Sonnenstudio aushauchen. Wendy und Kevin sind nun überzeugt: Der Tod will sich diejenigen holen, die ihm entwischten!
Doch wie kann man ihm entkommen und womöglich die anderen Pechvögel retten? Diese lassen sich schwer überzeugen, obwohl es sie nun dahinzuraffen beginnt. Immer finden sich Hinweise auf besagten Fotos. Leider sind diese höchst mehrdeutig, so dass sich immer wieder Irrtümer in die Interpretationen einschleichen, die der Tod prompt und recht hinterlistig ausnutzt ...
"Aller guten Dinge sind drei": Wer hat sich dieses Sprichwort eigentlich einfallen lassen - und warum? Zu loben ist dagegen der ebenfalls anonyme Erfinder von "Getretener Quark wird breit, nicht stark". Er würde sich nach dem Anschauen von "Final Destination 3" in seinem pessimistischen Urteil bestätigt sehen.
Ist es dreist oder ist es realistisch, an einer bewährten Storyline kein Jota zu ändern? Wer die Teile 1 (genial) und 2 (unterhaltsam) kennt, kann zwischen den Splatterszenen eigentlich ein Nickerchen einlegen oder die Vorspultaste betätigen. Durch Vision verhindertes Unglück - rätselhaftes Sterben der Überlebenden, während allmählich ein Muster erkannt wird - Scheitern beim Versuch, dem Sensenmann in den Arm zu fallen - scheinbares Brechen des Banns - böser Triumph des Todes als Schlussgag.
Nur: Kann es für diese Story, die ursprünglich für einen Film ausgetüftelt wurde, überhaupt alternative Abläufe geben? Die Drehbuchautoren Morgan & Wong haben es jedenfalls nicht einmal versucht. Sie setzen ganz auf das Erprobte und dessen Steigerung. Das heißt: noch absurdere Kettenreaktionen, die zu noch blutigeren Teenie-Schnetzeleien führen. Die können sich freilich wieder sehen lassen, obwohl echte Knaller, die wie in Teil 1 und 2 perfekt das Gleichgewicht zwischen Grausen, ungläubigem Staunen und pechschwarzem Humor halten, dieses Mal leider fehlen. (Wer erinnert sich nicht gern und voller Wehmut an die unerhörte Highway-Karambolage zu Beginn von "Final Destination 2"?)
Überhaupt kann man diesem Film eines ganz und gar nicht vorwerfen - minderwertige handwerkliche Qualität nämlich, der Fluch so vieler Horrorfilm-Fortsetzungen, die von Mal zu Mal billiger werden und auch so aussehen. "Final Destination 3" kostete zwar nur 25 Millionen, doch auf dem Regiestuhl saß mit James Wong ein Mann, der genau weiß, wie man den Dollar so einsetzt, dass auf dem Bildfilm das optimale Ergebnis erscheint. Abstriche muss man höchstens bei der großen Ouvertüre machen: die Amokfahrt der Achterbahn, die allzu deutlich werden lässt, dass CGI-Technik zum Einsatz kommt. (Nebenbei: So eindrucksvoll wie ein Flugzeugabsturz oder eine Massenkarambolage ist ein Achterbahn-Unfall nicht!) Ansonsten setzt Wong bei den Spezialeffekten auf bewährte "Handarbeit", was im Abspann die eindrucksvolle Länge der zum Einsatz gekommenen Stuntleute unterstreicht.
Wie weit können Morgan & Wong das "Final Destination"-Spiel noch treiben? In den USA hat ihr Film allein in den Kinos mehr als 50 Mio. Dollar eingespielt, was doppelt so viel ist, wie er gekostet hat. Als DVD wird "FD3" diesen Gewinn noch beträchtlich steigern. Die Marge ist immer noch erfreulich hoch, so dass Wetten darauf, ob es einen vierten Teil gibt, im Grunde sinnlos sind: Er wird kommen - und am oben skizzierten Erfolgsrezept wird man keineswegs rütteln, da innovative Überraschungen das Publikum womöglich verärgern und fernhalten könnten. "Final Destination" - das ist inzwischen der Name für ein Franchise-Unternehmen mit kalkulierbaren Einnahmen; eine Kuh, die man so lange melken wird, bis den Kunden ihre Milch endgültig nicht mehr schmeckt.
Teenie-Horrorfilme sind bekannt bzw. berüchtigt für die "Qualitäten" der hier angeheuerten Darsteller. Die Jungs benötigen Muckis und ein Granitkinn, die Mädels hübsche Gesichter und ebensolche Körper, die zwischen Hals und Gürtel mindestens einmal entblößt werden. In den Nebenrollen finden wir zuverlässig Quotenangehörige diverser ethnischer Minderheiten, dazu den notorischen Witzbold, die hochnäsige Cheerleader-Queen, den Freak (hier sogar jeweils im Doppelpack). Eltern und Polizisten haben sich chronisch begriffsstutzig zu verhalten und treten nur als Randfiguren auf.
Alle genannten Klischees kommen zum Einsatz, was schade ist, da sich die beiden ersten "Final Destination"-Streifen in diesem Punkt sehr zurückhielten bzw. diesen nicht gar so deutlich werden ließen. Immerhin gibt es eine angenehme Abweichung: Zwischen Held und Heldin gibt es keine Liebesgeschichte. Aus glaubhaften Gründen können die beiden sich nicht einmal gut leiden. Sie sind und bleiben Gefährten im Unglück, es springt kein Funke über.
Ansonsten wird solide Schauspielerarbeit geleistet. Die Darsteller werden uns in den nächsten Jahren sicherlich in anderen Filmen begegnen. Echtes Star-Potenzial lassen sie freilich nicht erkennen; es wird ihnen auch kaum die Gelegenheit geboten. Darunter muss vor allem die Hauptdarstellerin leiden. Genrekonform überleben im Horrorfilm primär die "Vernünftigen", die Angepassten, die Langweiler, die Spießer (was recht konservative Wurzeln des angeblich subversiven Horrors bloßlegt). Die arme Mary Elizabeth Winstead muss ein Musterexemplar ihrer Art mimen, während links und rechts die gotischen Gruftis, der Voyeur, die Narzistinnen sterben - sie alle verdienen offenbar die Todesstrafe. Immerhin ist wenigstens der Tod unparteiisch und greift sich schließlich auch die braven Jungs & Mädels ...
Originaltitel: Final Destination 3
USA 2006
Regie: James Wong
Drehbuch: Glen Morgan, James Wong
Kamera: Robert McLachlan
Schnitt: Chris G. Willingham
Musik: Shirley Walker
Darsteller: Mary Elizabeth Winstead (Wendy Christensen), Ryan Merriman (Kevin Fisher), Texas Battle (Lewis Romero), Amanda Crew (Julie Christensen), Sam Easton (Frankie Cheeks), Patrick Gallagher (Colquitt), Gina Holden (Carrie Dreyer), Alexz Johnson (Erin Ulmer), Alexander Kalugin (Yuri Yershov), Kris Lemche (Ian McKinley), Crystal Lowe (Ashlyn Halperin), Maggie Ma (Perry Malinowski), Jesse Moss (Jason Robert Wise), Ecstasia Sanders (Amber Regan), Chelan Simmons (Ashley Freund) uva.
Anbieter: Warner Home Video
Erscheinungsdatum: 18. August 2006 (Verleih-DVD u. Kauf-DVD)
Bildformat: Widescreen 16 : 9 (1.78 : 1) anamorph
Audio: Dolby Digital 5.1 (deutsch u. englisch)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte
DVD-Typ: 1 x DVD-9 (Regionalcode: 2)
Länge 89 min.
FSK: keine Jugendfreigabe
DVD-Features
"Final Destination 3" erscheint in Deutschland in drei DVD-Versionen:
- als in den Splatterszenen gekürzte Version mit einer Altersfreigabe ab 16 Jahren und ohne Bonusmaterial, die der wahre Horrorfilmfreund zu meiden hat wie Dracula Knoblauch und Holzpflock;
- als limitierte Luxus-Auflage im Steelbook, bestehend aus zwei DVDs mit folgenden Features: Alternativ-Version, Audiokommentar des Regisseurs James Wong, "Dead Teenager Movie" (Doku über das Teen-Horror Genre), Featurette ("Planned Accidents" - die Kunst des inszenierten Unfalls), Kurzfilm ("It's All Around You"), "Making of" Final Destination 3, nicht verwendete Szenen, US-Kinotrailer;
- als ungekürzte Leih-DVD, deren Extras sich auf Audiokommentar und Alternativ-Version beschränken.
Wobei diese Alternativ-Version eine besondere Erwähnung verdient. Unter dem Titel "Bestimme Ihr Schicksal!" gibt sie dem Zuschauer die Möglichkeit, über die Cursor-Tasten der Fernbedienung interaktiv in das Filmgeschehen einzugreifen. Kurz bevor sich ein Unglück ereignet, wird ihm (und natürlich auch ihr) zum Beispiel die Frage gestellt, ob jener Darsteller, den es gleich erwischen wird, etwa verschont werden soll. Bejaht man dies, nimmt der Verlauf die gewünschte und damit eine andere Richtung. Hier kommen zusätzlich gedrehte (in der endgültigen Fassung möglicherweise nicht verwendete) Szenen zum Einsatz; ein hübscher Spaß, allerdings nicht mehr, da die Handlung nicht völlig auf den Kopf gestellt werden kann.
Da Ihr Rezensent nicht zu den technisch Bewanderten dieser Welt gehört, unterbleiben Hinweise auf Bild- und Tonqualität an dieser Stelle. Ersteres ist scharf, und verstehen kann man ebenfalls alles - dies sind die Anforderungen, die ein Zuschauer stellt, der noch zur Zeit des monotonen Schwarz-Weiß-Fernsehens aufgewachsen ist ... Wer in Erfahrung bringen möchte, was ohnehin nur Falken sehen oder Fledermäuse hören können, wird nach kurzer Recherche im Internet schnell einschlägige Websites finden.
- Redakteur:
- Michael Drewniok