Walk the Line
- Regie:
- James Mangold
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Drama
- Land:
- USA
1 Review(s)
18.03.2008 | 16:47Hintergrund
Johnny Cash ist unumstritten einer der bedeutendsten Musiker des 20. Jahrhunderts. Der am 26. Februar 1932 geborene Künstler verkaufte in seiner fast 55-jährigen Karriere an die 90 Millionen Alben. Unzählige seiner Lieder waren schon zu Lebzeiten Klassiker. "Get Rhythm", "Man in Black", "Folsom Prison Blues" und vor allem "Ring of Fire" sollten jedem nicht tauben Menschen ein Begriff sein.
Cashs turbulentes Leben lässt sich wunderbar in seinen teils autobiografischen Liedern nach verfolgen. Stellvertretend dafür stehen seine späten 'American Recordings'. "American III: Solitary Man" und "American IV: The Man Comes Around" handeln von Cashs Krankheiten und schneiden ungewohnt ernste und tiefgründige Themen an. Mit "Hurt" schuf sich Cash sein eigenes Epitaph.
Betrachtet man diese Karriere, verwundert es nicht weiter, dass sich Hollywood der Person des Johnny Cash in Form eines Biopics annahm.
Handlung
Irgendwo im Niemandsland der USA (Kingsland, Arkansas) wächst Johnny Cash auf der Farm seines Vaters auf. Sein Leben ist einfach, die Arbeit hart. Einzig sein Bruder Jack, zu dem er aufschaut, macht seine Kindheit glücklich. Doch Jacks tragischer Tod ändert alles. Johnny wird von seinem Vater für den Tod verantwortlich gemacht und darf seitdem als Sündenbock für alles herhalten.
Jahre später, nach seinem Militärdienst, ist Johnny verheiratet und selbst Vater. Doch die finanziellen Sorgen belasten seine Ehe sehr. Die Musik scheint der einzige Ausweg aus der Misere zu sein. Doch aller Anfang ist schwer. Die Fehlversuche, im Musikgeschäft Fuß zu fassen, belasten die Ehe zusätzlich.
Mit viel Fleiß und Herzblut und dem richtigen Song schafft er es schließlich, einen Hit zu landen. Nach der Plattenaufnahme folgt eine verhängnisvolle Tour mit June Carter, in die er sich auf den ersten Blick unsterblich verliebt. Seine Gefühle für June bleiben aber nicht sein einziges Problem - auch das nun reichlich vorhandene Geld kann seine Ehe nicht retten, und Drogen spielen zusehends eine Rolle.
Die Drogenprobleme und seine verschmähte Liebe zu June Carter bringen Johnny dann auch völlig vom Weg ab. Er landet drogensüchtig, ohne Frau und ohne musikalischen Erfolg im Gefängnis.
Erst nach einem harten Entzug unter Mithilfe June Carters und ihrer Familie schafft es Johnny, wieder auf den rechten Pfad zu gelangen. Auch sein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater bessert sich langsam.
Nach allen Strapazen rehabilitiert sich Johnny Cash schließlich mit seinem legendären Auftritt im Folsom Prison. Und auch June Carter liegt ihm nun zu Füßen ...
Kritik
Das Leben des "Man in Black" ist wie geschaffen für ein Biopic. Sex, Drugs, and Rock 'n' Roll waren nie passendere Überbegriffe.
Basierend auf den Biografien "Johnny Cash, The Man in Black" und "Cash: The Autobiography", erzählt "Walk the Line" nicht einfach Punkt für Punkt das Leben des Johnny Cash nach, sondern beleuchtet einzelne Etappen seines Lebens verstärkt, um andere völlig außen vor zu lassen. Nach einer kurzen Kindheitsrückblende, die als Einleitung dient, konzentriert sich Regisseur James Mangold ausschließlich auf Johnny Cashs musikalische Anfänge im Erwachsenenalter sowie deren Entwicklung.
Für Hollywood typisch, geht diese Entwicklung in Richtung der Liebe. Die Musik dient als Aufhänger für Johnny Cashs Beziehung zu June Carter und ihre Liebesgeschichte. Das Hin und Her wird dabei wunderbar in Szene gesetzt und überzeugt durch eine gekonnte Dramaturgie.
James Mangold nutzt die Liebesbeziehung als Dreh-, und Angelpunkt für seine Handlung und als Intention für alle folgenden Handlungsabschnitte. So verfolgt der Zuschauer das Liebesspiel vom ersten Höhepunkt über die vielen Tiefen bis hin zum glücklichen Ende.
Man kann dem Film durch diesen Umstand das typische Hollywood Schema F vorwerfen, was in diesem Fall jedoch nicht weiter tragisch ist. Die Liebesgeschichte wirkt nicht aufgesetzt und hält die Handlung gut zusammen. Alle wichtigen Etappen im Leben des Man in Black werden ausreichend illustriert, und auch die Musik setzt feine Akzente. Cashs Country und Rock 'n' Roll dient als Initiator für die zentrale Liebesgeschichte, die dank der grandiosen Leistung der zentralen Figuren überaus lebendig wirkt.
Dass dabei, wie auch schon bei "Ray", ein Biopic mit dem Hauptdarsteller steht und fällt, dürfte klar sein. Joaquin Phoenix ("Gladiator") spielt Johnny Cash mit Leib und Seele, was besonders in den Gesangspassagen deutlich wird. Sein Spiel ist von einer leichten Arroganz gekennzeichnet, die seiner Figur aber überaus gut steht. Doch auch seine weibliches Pendant brilliert. Reese Witherspoon ("Natürlich Blond") liefert hier eine Jahrhundertleistung, die zu Recht mit einem Academy Award bedacht wurde.
Beide nahmen je sechs Monate Gesangsunterricht, um ihre Stücke eigenhändig einzusingen, und lernten überdies, ohne jegliche Vorkenntnisse, ihre Instrumente selbst zu spielen. Unter diesem Gesichtspunkt sind beider Leistungen noch höher einzuschätzen.
Getragen von seinem guten Drehbuch und den herausragenden Schauspielern, weiß "Walk the Line" mehr als nur zu gefallen. Sicherlich muss auch dieser Film einige Längen im Mittelteil verkraften. Zudem werden sich Puristen an dem starken Fokus auf der Beziehung Carter/Cash stören und wahrscheinlich nach mehr Musik schreien. Nichtsdestotrotz ist "Walk the Line" einer der besten Filme des Jahres 2005 und für jeden Cash-Fan ein absoluter Pflichttitel!
Fazit
Es hat viel zu lange gedauert, bis das einzigartige und ereignisreiche Leben der Country-Legende Johnny Cash verfilmt wurde. Geschlagene acht Jahre nach dem Erscheinen der Cash-Biografie "Johnny Cash, The Man in Black" inszenierte Regisseur James Mangold ("Durchgeknallt - Girl, interrupted") einen Film, der von Kritikern und den Massen gleichermaßen gefeiert wurde. Handwerklich ausgezeichnet und mit einem grandiosen Cast gesegnet (Joaquin Phoenix und Reese Witherspoon wurden eigens von Johnny Cash und June Carter ausgewählt!), ist "Walk the Line" jetzt schon ein zeitloser Klassiker, der Johnny Cash und seinen Nachlass zu Recht ehrt.
- Redakteur:
- Martin Przegendza