...AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD - X: The Godless Void And Other Stories
Mehr über ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead
- Genre:
- Rock/ Avantgarde/ Pop/ Fusion
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Dine Alone Records / Caroline
- Release:
- 17.01.2020
- The Opening Crescendo
- All Who Wander
- Something Like This
- Into The Godless Void
- Don't Look Down
- Gone
- Children Of The Sky
- Who Haunts The Haunter
- Eyes Of The Overworld
- Gravity
- Blade Of Wind
- Through The Sunlit Door
Eìne Liga, in der man nur gegen sich selbst spielt.
Das erste, was mir bei diesen texanischen Ausnahmemusikern immer einfällt, ist ein Wort, was wir immer mehr vergessen: Opulenz. Oder uns selbst verbieten, scheint es. Das hat etwas Ausschweifendes, Riesenhaftes, Verschnörkeltes, fast Barockes. Schau Dir nur die Bilderwelten der bisherigen Alben an, dann dürftest Du mir zustimmen. Conrad Keely und Jason Reece sind das Zentrum dieser Band, die beiden kennen sich seit Kinderschuhen. Im Kirchenchor ihrer texanischen Heimat Plano kennengelernt, verbrachten die beiden Männer so ziemlich das gesamte künstlerische Leben miteinander. Zogen gemeinsam durch die Welt, beschäftigten sich auch auf musikwissenschaftlicher Ebene mit der Historie und der Entwicklung der Rockmusik, den Einflussmöglichkeiten musikalischer Elemente aus allen Ecken der Welt. Spielen jeweils mehrere Instrumente. Schichten alle Erkenntnisse in ihrer Musik auf. Es gibt eigentlich keinen einfachen Song dieser Band. Im Sinne, dass der einfach so mitläuft, als Hörer kannst Du Dir sicher sein, dass immer etwas passiert.
Und doch schafft es ...AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD, einprägsame, vor Schönheit und Melodien glänzende Rockstücke zu vertonen. Das Titelstück 'Into The Godless' ist ein solches, was einen nicht mehr loslässt. 'Don't Look Down' versprüht gewaltigen Aufbruchsgeist, ein Meisterstück, was 2020 in keiner ernst zu nehmenden Liste vermisst werden dürfte. Funktioniert winters wie sommers, einfach fesselnd. Vor allem auch, weil er sich nach dem von Keely besungenen Part in einen Jamstrudel verwandelt, der es in eine ganz neue Dynamik zieht. 'Children Of The Sky' funktioniert nach demselben Muster und ist demnach ähnlich einnehmend.
Das Album ist eines dieser Beispiele: es klingt opulent, schillernd, farbig und bleibt doch mit den nackten Füßen auf dem Waldboden. In Zeiten, in denen sich die Seiten des bewussten Verzichts und des Weiter so! unverrückbar gegenüberstehen und auf Fehler belauern, ist das üppige, volle Leben Hauptstreitpunkt, oder auch die Frage, nach dem Richtig oder Falsch. Das miteinander zu verbinden, schaffen wenige. Dabei zeigt gerade Musik an, wo sich der Mensch gerade befindet. Wo er hinkönnte. Alles kann rein, nichts muss.
Nach diesem Ausflug gehen wir wieder in die Analyse. Die wird im Falle von ...TRAIL OF DEAD meines Erachtens immer von Gefühlen geleitet, die sie in allen zehn Alben immer durcheinander quirlen. Mit der Erfahrung von 30 Jahren im Musikbusiness dampfen die nimmermüden Köpfe immer noch vor Ideen und man hat das Gefühl, dass jeder noch so kleiner Einfall Eingang in die Stücke findet, traditionell alle so um die fünf Minuten lang.
'Gravity' beginnt als harmonischer Folker und mutiert zu einem Protestler, der das Pathos so richtig lustvoll zelebriert. Und ein Piano schwebt dann über den entfesselten Kräften und sammelt die aufsteigenden Schwaden ein. Und weil wir schon beim Umherfliegen sind: 'Blade of Wind' ist eine wolkige Hymne, die zuletzt lächelnd in der texanischen Hitze verdampft. Das letzte 'Through The Sunlit Door' nimmt dieses Thema dankbar auf, tritt selbstbewusst aus der Tür, um die Verbundenheit der Band zu Altgranden wie Peter Gabriel oder David Bowie aufzuzeigen.
Tja, und was ist jetzt mit der Opulenz? Segen oder Vorwurf? Lassen oder passen? Ich sage: zulassen, bewusst ausleben. Aber barfuss, versteht sich.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben