ZERO DEGREE - What We Become
Mehr über Zero Degree
- Genre:
- (Melodic) Death Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Kernkraftritter Records
- Release:
- 03.10.2025
- A Farewell To The Stars
- Heresy
- New Dawn
- The Puzzle
- Devil In Disguise
- Parasite
- Black Winds
- Echo Chamber
- Dystopia
Feinstes Futter von Fans für Fans.
Ich muss gestehen: Ich habe ein kleines Herz für ZERO DEGREE. Zum Einen liegt das an der lokalen Verbundenheit, denn die Band stammt aus Nordthüringen und viele ihrer Mitglieder wohnen quasi nur eine entspannte Joggingrunde entfernt. Zum Anderen teilen wir eine sehr ähnliche musikalische Sozialisation: Ende der 1990er und Anfang der 2000er prägten Bands wie AT THE GATES, DARK TRANQUILLITY und IN FLAMES auch meinen eigenen Einstieg in härtere Klänge. Zwar schätze ich heute Gruppen wie SOILWORK oder SCAR SYMMETRY höher ein, doch kehre ich immer wieder gern in diesen vertrauten Klangkosmos zurück. Und statt zum x-ten Mal "Whoracle" oder "Colony" aufzulegen, greife ich seit 2007 auch zu frischem Futter von ZERO DEGREE. Ihre Interpretation des Melodic Death Metal – oder treffender gesagt: des Retro-Melodic-Death-Metal – fühlt sich jedes Mal wie eine kleine Zeitreise zurück in die wohl stärkste Phase des Göteborg-Sounds an. Dieses unbeschwerte, nostalgische Headbangen funktionierte schon 2010 mit "Surreal World" hervorragend und ließ sich zehn Jahre später mit "Black Hole Illumination" wunderbar wiederholen. Umso schöner, dass mit "What We Become" nun endlich das sprichwörtliche "Make it or break it"-Album vorliegt, und die Jungs wollen es offensichtlich noch einmal wissen. Ob es für den nächsten großen Karriereschritt reicht, wage ich allerdings zu bezweifeln. Dafür müsste die Band nicht nur schneller neues Material veröffentlichen und ihre Live-Präsenz deutlich ausbauen, sondern sich wohl auch stilistisch ein Stück weit öffnen. Doch ehrlich gesagt: Auch so bin ich mit dem Status quo bestens unterhalten und wahrscheinlich will ich auch garnix anderes von meinen Lokal-Heroes. Während uns der Abschied von Tomas Lindberg etwas wehmütig zurücklässt und viele neue Bands des Genres inzwischen andere Schwerpunkte setzen (man denke etwa an ORBIT CULTURE), bleiben die Harzer angenehm traditionsbewusst und die Zukunft wird zeigen ob man nicht auch mit kleineren Schritte zum Ziel kommt.
Die Songs (inklusive eines kleinen, aber feinen Intros) machen nämlich durchweg Spaß. Sie versprühen nicht nur herrlichen Retro-Charme, sondern finden auch die perfekte Balance zwischen Härte und Melodie, die schon die Klassiker des Genres ausgezeichnet hat. Es wird weder schunkelig-bierseelig, noch übermäßig verkopft oder akademisch. Jeder einzelne Track ist gut ausbalanciert und lädt zum gepflegten Eskalieren ein und das nicht nur im Jugendzentrum um die Ecke, sondern ebenso in den kleineren Metal-Clubs des Landes oder mittags auf den entsprechenden Festivalbühnen. Party.San, ich hör dich klopfen. Auch wenn keiner der Songs völlig aus der Reihe tanzt, haben es mir besonders 'Parasite' und 'The Puzzle' angetan, denn sie bringen die Stärken der Band perfekt auf den Punkt. Gemeint sind damit nicht nur starke Melodien und dynamisches Songwriting, sondern auch ein Gesang mit angenehmer Klangfarbe sowie viele feine Nuancen und erzählerische Momente in der Gitarrenarbeit. Man hört deutlich, wer hier wen beeinflusst hat – aber was soll es? Spaß macht es allemal. Mit dem abschließenden 'Dystopia', das etwas experimenteller ausfällt und stellenweise sogar auf Klargesang setzt, bin ich zwar noch nicht ganz warm geworden, aber trotzdem ist es lobenswert, dass sich ZERO DEGREE nicht vor einem Blick über den Tellerrand scheut.
Die Bewertung fällt mir letztlich leichter als gedacht: Da ich THE HALO EFFECT für "March Of The Unheard" (hat der Albumtitel "What We Become" eigentlich etwas mit dem gleichnamigen Song darauf zu tun?) 8,5 Punkte gegeben habe und THE HAUNTED bei "Songs Of Last Resort" mit 8,0 bewertet habe, lande ich hier bei einer einfachen Herleitung bei 7,5 Punkten. Ich würde fast wetten, dass ZERO DEGREE selbst diese Reihenfolge ähnlich sehen würde. Fans dieser Stilrichtung machen mit allen drei Veröffentlichungen aber absolut nichts falsch und vermutlich kennen die wenigsten bislang ZERO DEGREE. Also: Ab zu Bandcamp und das schmucke Digi einsacken, denn es gibt wohl nur 300 Exemplare. Es lohnt sich definitiv!
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal
 
	

