VINDEX - Power Forge
Mehr über Vindex
- Genre:
- neoklassischer Power Metal
- Label:
- Steelheart / Adrenaline
- Steeds Of Flame
- Brighter Than Stars
- The Thunder
- Writing On The Wall
- Silver & Gold
- Shadows Fly
- Power Forge
- Lonely As One Can Only Be
- Children Of Tomorrow
- Here I Am
Das Quintett aus dem slovakischen Senec bezeichnet seinen Stil selbst als neoklassischen Power Metal, was die Sache eigentlich ganz gut trifft, andererseits aber auch ein wenig verwirrend ist, weil manche Leute bei dieser Schublade sofort an Bands der italienischen Schule denken und übermäßig fröhliche Melodieläufe und trällernden Gesang zuhauf erwarten werden. Diesem Klischee jedoch wollen VINDEX nicht genügen. Die Leadgitarrenarbeit von Marian Micek und Andrej Kalaber trägt zwar unverkennbar neoklassische Züge, was vor allem in den zahlreichen Soli deutlich zu Tage tritt, dasselbe gilt für die Keyboards. Da die Band jedoch auch mit gediegener Schwere und sowohl schneidendem als auch stampfendem Riffing aufwarten kann, wirkt das gesamte Klangbild nur selten überladen oder gar "happy".
Daran, dass dies nicht der Fall ist, hat auch Sänger Ludek Struhar einen großen Anteil, der eben nicht der typische, hoch und klar singende Vokalist ist, den der neoklassische Metal im Dutzend zu präsentieren pflegt. Der Frontmann klingt eher wie eine Mischung aus Udo Dirkschneider und Chris Boltendahl und sorgt mit seiner Reibeisenstimme für einen tollen Kontrast zum in der Regel doch zarteren musikalischen Schaffen der Band. Er klont jedoch nicht einfach die Kultfiguren des Teutonenmetals, sondern kann auch mit sparsam aber wirkungsvoll eingesetzten, klar aber relativ tief gesungenen Passagen aufwarten, welche dem Gesang insgesamt noch mehr Reiz verleihen. Diese ungewöhliche Mischung ist für meinen Geschmack sehr stimmig, da sich die Band so weder im raueren, "wahren" Heavy Metal noch im melodischen Metal als weitere identitätslose Kapelle präsentiert, sondern für jede Spielart ein ungewöhnliches Element bereithält, das aufhorchen lässt.
Kompositorisch gelingt es Basser, Bandgründer und Hauptkomponist Ronnie König stets, die Stücke stringent durchzugestalten und dabei spannend zu halten. So beginnt der Opener 'Steeds Of Flame' mit klassisch geprägten Intro mit Orgel und Leadgitarren, während die Verse in bester ACCEPT-Tradition erklingen und der Refrain melodischeren Gesang vor neoklassischen Melody-Riffs bietet. Bemerkenswert ist auch das zwischen Bass und Gitarre geteilte Solo. Allgemein präsentiert sich Ronnies Bassspiel durchweg erfreulich präsent. Sehr schön gelungen ist für meinen Geschmack das episch-getragene 'Brighter Than Stars' mit seinem christlich geprägten Text, das neben einem sehr eingängigen Refrain auch ein tolles Gitarrensolo von Victor Smolski (RAGE) enthält. Stücke wie 'The Thunder', oder das düstre und erneut stark an ACCEPT angelehnte 'Silver & Gold' geben sich straight und metallisch und verzichten außer in den Soli völlig auf den neoklassischen Ansatz, wohingegen 'Writing On The Wall' wieder für einen melodischeren Anstrich steht und einen richtig genialen Refrain zum Besten gibt. 'Shadows Fly' verbindet beide Ausprägungen des VINDEX-Sounds sehr harmonisch und gefällt mir besonders in der speedigen Bridge, aber auch die Verse und der Refrain gehören zu den bisherigen Sternstunden der noch jungen Band. Der Titelsong wird vom Bassintro an seinem Namen gerecht und gibt sich als stampfender Kraftprotz schön teutonisch und mit erneut sehr eingängigem und prägnantem Refrain. Entspannt und ruhig, fast balladesk ist 'Lonely As One Can Only Be', während 'Children Of Tomorrow' mit einem spitzen Schrei loslegt, dann aber sanftmütiger weitergeht und im Refrain ein wenig an STORMWITCH gemahnt. Zum Abschluss folgt mit 'Here I Am' noch ein ausgedehnteres, rockiges Stück, das Fans von EDGUY und HELLOWEEN gut reinlaufen müsste, ohne jene Bands zu klonen.
Nachdem ich in den letzten Jahren doch relativ wenige junge Bands im Bereich des traditionellen europäischen Melodic, Heavy und Power Metals gefunden habe, die mich wirklich beeindruckt und auch nur ansatzweise das Zeug dazu gehabt hätten, meinen alten Faves aus den jeweiligen Genres ihre Grenzen aufzuzeigen, haben VINDEX doch ein kleines Wunder vollbracht und mein Interesse am europäischen Genre-Nachwuchs wieder geweckt. "Power Forge" macht mir jedenfalls weitaus mehr Laune als viele der im Laufe des Jahres erschienenen Scheiben von Genreveteranen mit großen Namen. Dazu nutzte sich das Scheibchen auch nach locker 30-40 Hördurchgängen nicht wesentlich ab. Einziges kleines Manko ist der etwas dumpfe Sound. Hier könnte die Band beim nächsten Mal versuchen, noch ein wenig spritziger und frischer zu klingen. Ansonsten ist "Power Forge" aber ein rundum gelungener Karriere-Einstieg und lässt durchaus eine vielversprechende Zukunft für die slowakische Band erhoffen. Hörproben und weitere Informationen gibt es auf der Bandhomepage.
Anspieltipps: Brighter Than Stars, Writing On The Wall, Shadows Fly
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle