URZE DE LUME - As Árvores Estão Secas E Não Têm Folhas
Mehr über URZE DE LUME
- Genre:
- Dark Folk
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Against PR
- Release:
- 10.03.2018
- Sobre Folhas De Carvalho
- As Arvores Estao Secas E Nao Tem Folhas
- Prenuncio De Gelo
- Da Tua Ausencia
- Solidao
- Fantasmas Das Horas Mortas
- Encruzilhadas
- Sombras No Vento
- Margens Do Rio Outono
- Entardece Em Mim
- Longa E A Noite
- Alvorado De Destrocos
Dunkler Folk für Traumwandler
Die ersten Minuten lauscht der Hörende dem Prasseln des Regens, dann setzt eine gezupfte Gitarre ein. Das Geräusch der über die Saiten streichenden Finger ist omnipräsent und die Erkentnnis folgt: Hier geht es nicht um klinische Keimfreiheit, hier geht' es um Gefühl. 'As Arvores Estao Secas e Nao Tem Folhas' heißt dieses erste Stück, das nach über dreieinhalb Minuten den ersten Tempowechsel riskiert. Eine Stimme haben wir indes noch nicht vernommen. Die Band hat sichtlich Zeit. Übersetzt bedeutet es übrigens so viel wie: Die Bäume sind trocken und haben keine Blätter. Kann man sich einen schöneren Namen vorstellen? Natürlich nicht. Lied Nummer 3: 'Prenuncio de Gelo', Eisvorahnung. Trotzdem wird es hier nicht eisig, sondern dornig. Der Streichereinsatz erinnert - vor allem durch die Melodieführung - wohlig an DORNENREICH zur "In Luft geritzt"-Phase. Dazu gibt es gesprochene Worte auf Portugiesisch. Bekanntermaßen eine Sprache, die selbst in deutschen Ohren irgendwie harsch klingt. Das passt.
'Da Tua Ausencia' wird von einer dominanten Leadgitarre bestimmt, dazu wieder gezupfte Akustik nach Art des Hauses. Dann wird es einsam: 'Solidao' beginnt mit einem klagenden Horn, dann setzt die bekannte Gitarre ein und - was ist denn jetzt los? - bereits nach einer Minute Sprechgesang. Um den zu verstehen, reicht mein Portugiesisch leider nicht aus, klingt auf jeden Fall düster und geht in eine interessante Gitarrenmelodie über, die irgendwann von einer Flöte unterstützt wird. Gefällt. Nun werden die Geister der Todesstunden beschworen: 'Fantasmas das Horas Mortas' gönnt sich wieder ein minutenlanges Mitternachts-Intro, dann beehren uns wieder die Streicher, die, rein solistisch, eine dichte und bleischwere Atmosphäre zaubern. Das folgende 'Encruzilhadas' macht genau da weiter, bis ungefähr nach der Hälfte percussive Instrumente einsetzen, die dem Ganzen eine mittelalterlichen Klang geben. Hier könnten auch die frühen IN EXTREMO zu hören sein.
'Sombras No Vento' wird von der Gitarre dominiert, angereichert nur durch ein mysteriöses Blasinstrument, das sich die Melodie erschleicht und dann wieder von der Gitarre ersetzt wird. 'Margens do Rio Outono' schließlich beginnt wieder mit Regengeräuschen und langsam fragt man sich, ob URZE DE LUME es nicht zu gut gemeint haben mit der Atmosphäre. Doch das einsetzende Cello vertreibt solche blasphemischen Gedanken, handelt es sich hier doch um eine wirklich schöne Melodie. Nun hören wir 'Entardece em Mim', auf dem zum dritten Mal gesprochen wird. Gegen Ende gibt es zudem Bassdrum und Geigen, was zur Abwechslung beiträgt und, gemäß dem Titel, erfreut.
'Longa E La Noite' lässt stellenweise geschlagene Gitarrenakkorde auf den Hörer darniederbrechen, dazwischen wird es wieder ganz ruhig. Interessant auch der Einsatz des Donners als Instrument. Den Schlusspunkt bildet 'Alvorada De Destrocos'. Dudelsackähnliche Klänge und das Stapfen von schweren Stiefeln. Dann ist der Morgen angebrochen, oder was auch immer, jedenfalls ist "As Árvores Estão Secas E Não Têm Folhas" damit zu Ende.
Was bleibt? Definitiv ein Nischenalbum. Das völlige Fehlen von Gesang oder elektrischen Gitarren sind nicht unbedingt Versuche, den Rockolymp zu erklimmen. Die düstere Atmosphäre wird allerdings ihre Fans finden. Wer sich ohnehin stets in einem transzendenten Zustand befindet, oder wem DORNENREICH zu sehr Mainstream sind, sollte bei URZE DE LUME aber mal ein Öhrchen riskieren. Mir persönlich gefallen die Streicher ausnehmend gut, aber Gesang darf es dann doch mal sein, was letztendlich aus meiner Sicht der größte Kritikpunkt ist.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Jakob Schnapp