TWISTED TOWER DIRE - Crest Of The Martyrs
Mehr über Twisted Tower Dire
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- Remedy Records / Zomba Records
- Release:
- 26.05.2003
- At Night
- Some Other Time, Some Other Place
- Axes & Honor
- To Be A Champion
- Infinitum
- Fight To Be Free
- Transfixed
- By My Hand
- Guardian Bloodline
- The Reflecting Pool
- The Witch's Eyes 2003
TWISTED TOWER DIRE wurden 1995 gegründet, um den 'wahren' Heavy Metal wieder auferstehen zu lassen. Nachdem mit zwei legendären Demos, diversen Split-EPs und Beiträgen zu verschiedenen Samplern ausnahmslos gute Kritiken eingefahren werden konnten, veröffentlichten die US-Amerikaner 1999 ihr Debüt-Album "The Curse Of Twisted Tower" bei dem englischen Label Miskatonic Foundation. Diese Scheibe brachte ihnen weitere Anerkennung im Underground ein und stellte gleichzeitig klar, dass mit TWISTED TOWER DIRE auch in Zukunft gerechnet werden muss... .
Von 1999 bis 2000 brach die Band zu einer selbstfinanzierten Welt-Tour auf und absolvierte Gigs auf einigen Festivals wie dem Wacken Open Air, dem Milwaukee Metal Festival oder dem Powermad Festival sowie zahlreiche kleinere Club-Shows. 2001 wurde das zweite Album "Isle Of Hydra" auf Miskatonic Foundation und Hellion Records veröffentlicht und konnte abermals gute Kritiken einfahren. Zur Promotion wurden wieder diverse Gigs in den USA gespielt, und im Sommer 2002 folgte eine zweite Europa-Tour (u.a. mit THE WEIRD LORD SLOUGH FEG). Im letzten September unterschrieben TWISTED TOWER DIRE schließlich einen Plattenvertrag bei Remedy Records, das in diesen Tagen das Drittwerk der US-Amerikaner, "Crest Of The Martyrs", auf die Metal-Welt loslässt... .
TWISTED TOWER DIRE lassen es gleich von Anfang an ordentlich krachen und steigen mit 'At Night' sehr energiegeladen in das Album ein. Dieser Song ist als Opener geradezu prädestiniert und dürfte sich auch als Live-Einstieg hervorragend eignen. Schnelle und kräftige Gitarrenriffs prägen den Song und werden vom Bass und dem für ordentlich Druck sorgenden Schlagzeug gut unterstützt. Aber nicht nur die Instrumentalfraktion geht hier sehr powervoll zu Werke, auch Sänger Tony Taylor, der wohl zu den Besten seiner Zunft gehört, steht mit seiner kräftigen Stimme seinen Mitstreitern in nichts nach.
Auch bei 'Some Other Time, Some Other Place' schaffen es TWISTED TOWER DIRE hervorragend, Aggressivität und Kraft mit der melodischen Komponente zu verknüpfen. Wie schon beim Opener sind auch hier die exzellenten Gitarrenriffs von Scott Waldrop und Dave Boyd das tragende Element, doch auch der eingängige, zum Mitgrölen einladende Refrain kann seine Wirkung entfalten.
Das von Remedy Records als Single veröffentlichte 'Axes & Honor' erinnert ziemlich stark an RUNNING WILD, und zwar allein schon von der instrumentalen Seite her, aber auch Tonys Gesang, der hier vergleichsweise rauh ausgefallen ist, ist dem von Rock'n'Rolf nicht ganz unähnlich. Allerdings zieht die Hamburger Piraten-Combo im direkten Vergleich den Kürzeren, denn im Gegensatz zu den letzten RUNNING WILD-Platten ist hier das Songwriting ausgefeilter und der Song hat auch das gewisse Etwas, das den neueren RUNNING WILD-Songs häufig irgendwie fehlt.
Auch bei 'To Be A Champion' liegt ein Vergleich nahe, und zwar diesmal mit HAMMERFALL, denn vor allem der super-eingängige Refrain erinnert recht deutlich an die Schweden. Tony singt hier wieder etwas höher und kommt so von der Stimme her ziemlich nah an Joacim Cans heran, wenngleich er dem Song (natürlich) viel mehr Ausdruck verleiht. Auch bei der Instrumentierung haben TWISTED TOWER DIRE die Nase vorn, da sie weitaus kompakter agieren als HAMMERFALL.
'Infinitum' hat anschließend ziemlich deutliche IRON MAIDEN-Einflüsse aufzuweisen, aber das war bei TWISTED TOWER DIRE in der Vergangenheit ja schon des Öfteren so. Tony & Co. drücken diesem Song mit seinem stampfenden Rhythmus aber erneut auch ihren eigenen Stempel auf und können insbesondere mit einem markanten Chorus aufwarten.
Nun lassen wir es mit den Vergleichen aber erstmal gut sein... . 'Fight To Be Free' ist ein Power-Metal-Uptempo-Song, wie er vorbildlicher kaum sein könnte. TWISTED TOWER DIRE legen hier zwar sehr viel Wert auf Melodie und Eingängigkeit, vergessen dabei aber nicht - wie viele europäische Bands - die Heaviness und die Power. Die schnellen Gitarrenriffs kommen hier sehr druckvoll daher und stimulieren den Nacken, während der Chrous einfach zum Mitsingen einlädt.
In eine ganz ähnliche Kerbe schlägt 'Transfixed', das getreu dem Motto 'kurz und knackig' daherkommt. Auch hier dominieren kraftvolle, sägende Gitarrenriffs das Geschehen, ohne dass dabei der melodische Aspekt zu kurz kommt. Dafür sorgt aber nicht zuletzt auch der Refrain, der sich schnell in die Gehörgänge frisst.
Auch bei 'By My Hand' lassen TWISTED TOWER DIRE das Gaspedal durchgetreten, und vor allem das zum Teil recht doublebass-lastige Schlagzeugspiel treibt den Song nach vorne. Beim Refrain rücken die Chöre dann im Vergleich zu den vorhergehenden Songs etwas mehr in den Vordergrund, so dass man sich am ehesten an (mittelalte) BLIND GUARDIAN erinnert fühlt.
Das anschließende 'Guardian Bloodline' lässt sich eigentlich nur mit einem Begriff umschreiben: Metal-Hymne. Im Hintergrund sorgen der Bass und das Schlagzeug für einen stampfenden Rhythmus und im Vordergrund schütteln sich Scott und Dave erneut großartige Power-Riffs aus den Ärmeln, und über allem thront der gleichermaßen kraftvolle wie melodische Gesang von Tony.
Mit 'The Reflecting Pool' haben sich TWISTED TOWER DIRE den längsten Song bis zum Schluss aufgehoben. Das Stück beginnt zunächst sehr ruhig und lässt eine Ballade vermuten, doch nach einer guten Minute wird der Power-Schalter umgelegt und in gewohnter Weise gerockt. 'The Reflecting Pool' kommt dabei noch treibender daher als die meisten übrigen Songs und ist mit einem 'catchy' Chorus ausgestattet, der einen nicht mehr loslässt. Aber auch der recht längliche Instrumentalteil hat es in sich... .
Die Erstauflage von "Crest Of The Martyrs" wird als limitierter Digi-Pack erscheinen und zusätzlich noch einen Bonus-Track enthalten. TWISTED TOWER DIRE haben ihren Band-Klassiker 'The Witch's Eyes' (vom 1999er-Debüt) neu eingespielt, und diese Frischzellenkur hat dem Song hörbar gut getan.
Fazit: Es ist "Crest Of The Martyrs" deutlich anzuhören, dass TWISTED TOWER DIRE mit ihrem dritten Album dem Underground entkommen wollen, denn das Songmaterial ist dieses Mal sehr viel mainstreamiger ausgefallen. Das mag 'alte' Fans der Band unter Umständen sehr stören, doch es ändert absolut nichts an der Tatsache, dass die US-Amerikaner ein großartiges Power Metal-Album eingespielt haben, das die Konkurrenz mehr oder weniger alt aussehen lässt. Und deshalb kommt an dieser Scheibe eigentlich kaum ein Metalhead vorbei. KAUFEN!!!
Anspieltipps: Axes & Honor, Guardian Bloodline, The Reflecting Pool (oder jeder andere Song ;-))
- Redakteur:
- Martin Schaich