TRUE SYMPHONIC ROCKESTRA - Concerto In True Minor
Mehr über True Symphonic Rockestra
- Genre:
- Symphonic Rock
- Label:
- Fastball Music/SonyBMG
- Release:
- 28.03.2008
- Nessun Dorma
- My Way
- Moon River
- Singing In The Rain
- Granada
- Tu, ca nun chiagne
- Ochi tchornye
- Memories (Cats)
- Cielito lindo
- Tonight (West Side Story)
- Libiamo né lieti calici
- La donna e mobile
- Non ti scordar di me
- O sole mio
- Dein ist mein ganzes Herz
- With A Song In My Heart
- Dorogoi dlinnoyu
- America (West Side Story)
- Funiculí Funiculá
- Brasil
- Pourquoi me réveiller
"Rock/Metal meets Klassik"-Werke gab es in der Vergangenheit schon häufig, und einige davon gehören durchaus in jede gut sortierte Plattensammlung. Was das TRUE SYMPHONIC ROCKESTRA auf "Concerto in True Minor" fabriziert, zählt jedoch definitiv nicht dazu. Die Idee, zwei Klassik-Tenöre - Thomas Dewald und Vladimir Grishko - zusammen mit DREAM THEATER-Sänger James LaBrie das Repertoire der "3 Tenöre" (Luciano Pavarotti, Placido Domingo und José Carreras) als Rock-Versionen interpretieren zu lassen, mag auf den ersten Blick unterhaltsam klingen. Wenn unterm Strich die meisten der eh schon viel zu oft gehörten Schmonzetten jedoch lediglich dezent mit Gitarren und Schlagzeug unterlegt werden, ohne eine wirkliche Rock-Adaption zu erfahren, bleibt als Ergebnis nur eines festzustellen: So etwas braucht kein Mensch!
Beispiele gefällig? Lest euch einfach die Trackliste durch. James LaBrie schreitet freudig erregt auf 'My Way' (und auch wenn er ein guter Metal-Sänger ist, gegen die anderen beiden, eindeutig mit einer Gesangsausbildung gesegneten Herren verliert er leicht), einer der Tenöre schippert rollenden Rs auf dem 'Moon River', während der andere mit grauslichem tie-äitsch Frank Sinatras 'Singing In Se - äh, The Rain' vergewaltigt. LaBrie hingegen hadert merklich mit dem Wort 'Granada' (das ich dank Gitarrensolo immerhin als erste wirkliche Rock-Adaption gelten lassen kann).
Außerdem im Kabinett der akustischen Grausamkeiten anzutreffen: Das ultrakitschige, mit lahmen Drums unterlegte 'Memories' aus dem Musical Cats. Dann das an ein billigen Karnevals-Schlager erinnernde 'Cielito lindo' ("Aiii-aiii-aiii-aaa" - autsch!). LaBrie und einer der beiden Tenöre geben auch kein wirklich überzeugendes Liebespaar in 'Tonight' aus der West Side Story ab. 'Liabiamo né lieti calici' "glänzt" erneut durch einschläfernde Schlagzeug-Arbeit. Und nach dem zweifelhaften Genuss von 'La donna e mobile' (dieses Mal mit hektischem "ich kann auch schnell Trommeln, wenn ich muss"-Beat) vergeht einem jegliche Lust auf Schokocrossis. Welche drittklassigen Rock-Musiker haben die Herren hier angeheuert? Beim einschläfernden 'Non ti scordar di me' muss der Trommler auch erst einmal Pause machen, nur um anschließende das jaulende 'O sole mio' in Grund und Boden zu matschen. Gerade bei einer "Klassik"-Produktion wäre ein anständiger Sound bitter nötig gewesen.
'Dein ist mein ganzes Herz' (nein, nicht die HEINZ RUDOLF KUNZE-Version) ist eine fast schon groteske Schlager-trifft-auf-harte-Gitarren-Nummer - MATTHIAS REIM lässt grüßen. 'Dorogoi dlinnoyu' (auch als 'Those Were The Days' bekannt) versucht vergeblich, die russische Seele zu intonieren. In 'America' aus der West Side Story holpert LaBrie verzweifelt dem viel zu schnellen Rhythmus hinterher. Und auch in 'Funiculí Funiculá' und 'Brazil' stolpern die Protagonisten mehr zum flotten Beat als mit Stimmgewalt überzeugen zu können. Aber ihr braucht nicht weinen (wie es der Tenor in 'Pourquoi me réveiller' fast tut) - es ist geschafft!
Dass das theatralische 'Nessun Dorma' und das melancholische 'Tu, ca nun chiagne' noch halbwegs genießbar klingen und man bei 'With A Song In My Heart' einen leichten DREAM THEATER-Touch ausmachen kann, spielt angesichts dieses ganzen Mülls eigentlich schon keine Rolle mehr.
Und der Promozettel-Satz "Dieses erste (!) TSR-Album ist keinesfalls als Persiflage oder Satire zu verstehen, sondern stellt den ernsthaften (!) Versuch dar, die Musik der '3 Tenöre' in die Rock-Welt zu transferieren und der Klassik-Welt zu zeigen, welche Kraft (!) und Schönheit (!) eine Rockband in der Lage ist zu kreieren." macht mir Angst.
Anspieltipps: Zieht euch RAGEs "Lingua Mortis" rein. Oder METALLICAs "S&M". Oder meinetwegen jede reguläre Platte mit James LaBrie. Aber spart euch um Himmels Willen das Geld für diesen Quatsch.
- Redakteur:
- Elke Huber