TRENDKILLER - Living In Hell
Mehr über Trendkiller
- Genre:
- Metal / Rock
- Label:
- Sin Sin / Alive
- Release:
- 02.02.2007
- Army Of Dicks
- Nymphomaniac
- I Want Out
- War
- Beast Of Rock 'n' Roll
- Blood, Flesh & Bones
- Let's Celebrate
- Living In Hell
- Red Devil
- Way Of Pain
- Play With Me
Sich an den alten Barden zu orientieren, ist so neu nicht. Die Genres Rock und Metal platzen nur so vor Innovationen. Sagen die Innovatoren. Aber dabei ist das Fässchen mit Hartwasser schon übervoll, sodass die Nebenschauplätze nun immer zahlreicher werden müssen. Letztlich hat es auch die Werbung für sich entdeckt, das total crazy jugendliche Paar, welches natürlich in einer total schnuffelig ausschauenden Band spielt, sich wie verrückt spontan gehen lässt, auf der Bühne "alles gibt" und total supergut aussieht. Aber wehe, die Frisur verrutscht und sieht nicht mehr verschüttelt aus. Sind doch keine Spießer!
In diversen Spots springen die Hauptprotagonisten für Telefonnetze oder Parfüms von den inszenierten Rockbühnen voll von ganz wilden Wuschelhaartypen mit Verständnisgesichtern und werden total verständnisvoll von all den keinen Alkohol trinkenden Partymembers aufgefangen. Total super Gefühl, ey! Das mit G8 ist auch voll blöd – aber ATTAC wirbt ja auch mit PARTY. Mit jungen Leuten. Zum-junge-Leute-Treffen und in einen Partypool springen. Die grade wieder auferstandene Leggings kann mit einem MOTÖRHEAD–Shirt kombiniert werden. Beides gibt's bei H&M zu kaufen. Äh, shoppen.
Tina, Bergisch-Gladbach, 21: "Diese funny Shirts sind so scheiße, dass sie schon wieder lustig sind!"
Und so hat mit der Zeit die eigentliche Ernsthaftigkeit von Musik, wie TRENDKILLER sie anno 2007 anbietet, ziemlich gelitten. Man kann ja auch lächeln über die Knarzigkeit und schrullige Seltsamkeit von Alben wie "Living In Hell". Die übersetzten Texte sind gelinde gesagt, beschrubbt, da geht's um "Schwanzarmeen", immergeile "Nymphomaninnen", "Heavy Metal Festivals" usw. Ein durchgängiges Klischee. Aber genau wie zur Musik, die ehrlich und vor allem selbst gespielt und komponiert daherkommt, steht hierzu der Vierer aus dem deutschen Flecken Hunzel. Und damit sind sie mehr wert als jeder austauschbare uncharismatische Tand, der sich vor allem billig unterhalten lassen will.
Dir, Tand, ist zu sagen: Diese Art von Musik wird seit etwa 25 Jahren gemacht, ja, die Platten kann man auch für Geld kaufen und es ist denen egal, wie sie aussehen. Weil, Tand, das ist nicht wichtig.
Mit der gesanglichen Leistung kann man nicht so zufrieden sein, aber darum geht es hier auch nicht. Texte wurden einem weiblichen Publikum zur Durchsicht vorgelegt: "Geht gar nicht!" bis "Ach du Scheiße!", "Träumt weiter!" - so die Tenörinnen. Die Platte zieht viel Rock-Register, ist dick produziert und weiß mit konventionellem Handwerk den Musikfreund zu überzeugen. Kompositorisch an alte METALLICA-Teile angelehnt und in der Umsetzung auch an den NWoBHM–Sheriffs angelehnt. Erwartungen an Platten mit diesem Cover liegen im mittelprächtigen Bereich. Dadurch, dass TRENDKILLER aber in Konsequenz das durchziehen, was sie können, nämlich schön klassische Rockmetalstücke umzusetzen, werden sie sympathisch. Hier beißt sich auch der ausgeklügeltste Trend die golden verkronten Zähnchenaus. Aber wer weiß, vielleicht ist es ja auch modern. Schon immer gewesen.
Tand, hören: 'Living in Hell', 'Army Of Dicks' oder 'Red Devil'.
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben