TRAUMA (US) - Rapture And Wrath
Mehr über Trauma (US)
- Genre:
- US Power Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Pure Steel Records / Soulfood
- Release:
- 27.02.2015
- Heart Of Stone
- When I Die
- The Long Way Home
- Pain
- The Walking Dead
- Kingdom Come
- Egypt
- Under The Lights
- Don't Tread On Me
- Too Late
Ein unverhofft starkes Comeback nach über 30 Jahren.
Im Zuge dieser Rezension will ich erst einmal gestehen, dass ich TRAUMA erst im vergangenen Jahr 2014 durch den großartigen Livegig der just reformierten Band beim "Headbangers Open Air" in Brande-Hörnerkirchen ernsthaft kennengelernt habe. Vorher kannte ich natürlich den Namen und wusste, dass da mal ein gewisser Burton den Bass gezupft hat, bevor er sich einer etwas bekannteren Band anschloss, doch das war's dann auch. Weder war mir bewusst, dass die Herrschaften etwas später ohne Cliff Burton ein sehr feines und flottes US-Power-Album namens "Scratch And Scream" veröffentlicht hatten, noch war mir bekannt, dass die Band mit Donny Hillier einen Sänger in Reihen hatte, der ganz hervorragend in mein Bild von faszinierenden Sängern passt: Sehr eigenwillig, etwas schräg und nölig, mit einer sehr feinen, abgedrehten Phrasierung und dazu noch mit herrlich exzentrischem Stageacting. Ja, so war der TRAUMA-Gig dann auch eines meiner absoluten Konzerthighlights 2014 und ich war sehr froh, dass ich beim Metalmarkt in Wacken eine Woche später das Debütalbum "Scratch And Scream" eintüten konnte. So wurde ich zwar sehr spät, aber doch nachhaltig TRAUMAtisiert, denn diese feine Langrille machte es sich in der Folge oft und gerne im Player bequem.
Entsprechend groß war auch meine Freude, als Pure Steel doch recht unverhofft verkündete, dass gute 30 Jahre nach dem Debütalbum ein zweites Studioalbum anstehe. Dass ein Comeback nach solch elend langer Zeit natürlich die Frage aufwirft, ob die Band sich treu bleiben und die Erwartungen der Fans erfüllen könne, versteht sich indes fast von selbst, und es fällt mir gar nicht so leicht, euch diese bange Frage zu beantworten. Da ich ausweislich obiger Geschichte zwar das Frühwerk sehr mag, aber sicherlich kein Altfan bin, der es seit Jahrzehnten kennt und verinnerlicht hat, ist meine Erwartungshaltung jedenfalls nicht übersteigert und ich kann entspannt und gespannt an "Rapture And Wrath" heran gehen, das mich dann auch gleich aus dem Stand heraus packen kann. So beweist bereits der eröffnende Power-Rocker 'Heart Of Stone' mit Steve Robellos pumpendem Bass und Kurt Frys feurigem Solo, dass TRAUMA das etwas Ungestümere der Frühphase nicht gänzlich verloren gegangen ist. Dies gilt ebenso für das folgende 'When I Die', zu dem die Band sogar einen Videoclip gedreht hat, und das mit seinen harten Riffs und wuchtigen Drums richtig in den Nacken geht. Oder auch für das rhythmisch gelungene und mit einigen Tempoverschärfungen ordentlich zupackende 'Under The Lights'.
Dennoch sei ganz ausdrücklich betont, dass die neue TRAUMA im Schnitt etwas getragener und bisweilen auch doomiger ausgerichtet ist als "Scratch And Scream". Allgemein legt "Rapture And Wrath" sehr viel Fokus auf einen etwas epischeren Ansatz, der sich beispielsweise auch im dezent an BLACK SABBATH angelehnten 'The Long Way Home' mit seinen gezupften Gitarrenarrangements findet, bei dem Donnys Gesang zumindest im Intro ein wenig so klingt, als interpretiere Ozzy einen Song der Dio-Ära der Band, bevor es ein wenig TROUBLE-artig weitergeht. Zwar hat das Album auch ein oder zwei kleinere Durchhänger, wie etwa das mit Sludge-Groove versehene 'The Walking Dead' oder das melodisch eher blasse 'Don't Tread On Me', doch dafür sind auch im Jahre 2015 ein paar echte Hymnen an Bord, die mir unheimlich viel Spaß machen und die zu jeder Tages- und Nachzeit laufen und gute Laune verbereiten. Insbesondere sorgt Herr Hillier, der zusammen mit Drummer Gustofson das letzte Originalmitglied der Band ist, immer wieder für Hochspannung, ist er doch immer noch ein ganz besonderer Sänger, dessen Stimme mir tief unter die Haut geht. Das ist natürlich ihrer Eigenwilligkeit im Timbre geschuldet, die sicherlich nicht jeder potentielle Hörer als uneingeschränkt angenehm empfinden wird, doch bei mir rennt er genau damit offene Türen ein, hat er doch einen ausgeprägten Hang zum theatralischen Duktus, der aber zu keiner Zeit übertrieben oder aufgesetzt wirkt. Vielmehr gelingt es ihm, eine feine epische Note in seinen Gesang einzubringen, die gerade getragenere Stücke wie das schleppende, und wenig überraschend etwas an DIO erinnernde 'Egypt' oder das hochmelodisch arrangierte 'Kingdom Come' mit seinem tollen Refrain unglaublich aufwertet.
Ja, im Endeffekt bietet die neue TRAUMA meines Erachtens viel Licht und nur wenig Schatten, ist sie doch zudem angemessen produziert und mit einem zwar nicht brillanten Artwork ausgestattet, das auf seine eigene Art aber doch gelungen das Farbschema und die Symbolik des Debüts aufgreift. Wenn sich TRAUMA also nach zehn Songs mit dem scharf dahin riffenden und stampfenden Headbanger 'Too Late' aus der Comebackvorstellung verabschiedet, dann bin zumindest ich glücklich, dass die Band es geschafft hat, so viele Jahre nach ihrem vorübergehenden Ende ein starkes Album zu veröffentlichen, das mir vom Fleck weg Freude bereitet. Ein klassischer Fall von "unverhofft", der leider gar nicht so oft kommt, wie das Sprichwort sagt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle