THRUDVANGAR - Zwischen Asgard und Midgard
Mehr über Thrudvangar
- Genre:
- Viking Metal / Black Metal
- Label:
- Einheit / Soulfood
- Release:
- 07.12.2007
- Thor
- Bärenpelz und Wolfsmantel
- Heimwärts
- Runenstern
- Midsommernacht
- Zwei Raben
- Siegvater
- Frostland
In einer Zeit, in der hinter jedem Gebüsch zwischen Nordkap und den Alpen eine Heidenbande lauert, um den Rollenspieler in uns keulenbewehrt und in Bärenfelle gewandet mit folkloristisch angedudelten Weisen heimzusuchen, ist es mehr denn je wichtig, die Spreu vom Weizen zu trennen und die wenigen Glanzpunkte der Szene heraus zu filtern, um des Genres nicht völlig überdrüssig zu werden.
Die Anhaltiner von THRUDVANGER bürgen insoweit auch auf ihrem dritten Studioalbum für Qualität und können sich von locker zwei Dritteln der Szene absetzen. Das Artwork ist gelungen und detailverliebt, und auch die Musik passt: In zehn meist längeren Stücken geht die deutsche Pagan-Metal-Institution ihren Weg konsequent weiter. Mit einer ausgewogenen Mischung aus würdigem Tasten-Pathos, rasend hackender Aggression und mystischer Akustik präsentieren uns die Jungs aus dem Herzen Germaniens ihre eingängigen Weisen von Schlachten und Mythen, die kaum einen Anhänger der jüngeren Pagan-Welle enttäuschen dürften. In dem inzwischen sehr übersättigten Genre ist es wahrlich nicht mehr leicht, noch Akzente zu setzen, doch den Recken aus Thors Reich gelingt dies auch auf ihrem dritten Studioalbum vortrefflich. Nicht durch übersprudelnden Ideenreichtum oder wegweisende Originalität, aber durch ziemlich perfekte Anwendung der Zutaten, welche die besondere Stammwürze ins Heidenmahl bringen. So sind folkige Melodien nicht bloßer Selbstzweck, sondern ebenso effektiv eingesetzte Stilmittel, wie gelegentliche Erzähler-Passagen und die deutschsprachigen Texte.
Die würdige Eröffnung ist dem Herren des Pate stehenden Gaues gewidmet, dem Gotte Thor. Mit Windbrausen, epischen Keys und stampfendem Rhythmus, dazu die schwarzmetallisch surrende Gitarre und der Gesang mit jeweils gut verständlichem Kreischen und Growls. Ja, wir sind zu Hause. Dem folgt 'Bärenpelz und Wolfsmantel' mit seinen gelungenen aber auch wiederum sehr typischen Tempo- und Stimmungswechseln, bevor 'Heimwärts' das folkloristische Element erstmals stärker betont. Schöne A-Gitarren, Rezitationen und getragene E-Gitarren-Leads prägen das mystische 'Runenstein', das so auch in seinen schnelleren Momenten zu einem der Highlights der Scheibe avanciert, ebenso wie das verträumte 'Zwei Raben' und das epische 'Siegvater', bei dem auch Maultrommeln und akustische Klampfen wieder zum Zuge kommen.
Insgesamt bleibt ein starkes Album, das wie gesagt das Gros einer überquellenden Szene mit links hinter sich lässt, aber dennoch noch nicht ganz an die großen Flaggschiffe des Viking Metals heranreicht, die vor allem deshalb weiterhin in einer eigenen Liga kämpfen, weil sie sich nicht auf die gelungene und schmackhafte Anwendung des Grundrezeptes beschränken, sondern weil sie kreative Zutaten beimischen, die eben nur der Starkoch im Gewürzschrank stehen hat.
Anspieltipps: Thor, Runenstein, Zwei Raben, Siegvater
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle