THIASOS DIONYSOS - Satyr
Mehr über Thiasos Dionysos
- Genre:
- Pagan Metal
- Release:
- 26.09.2005
- Siegestanz
- Thyrsos, The Stick Of Mainades
- Der Ahnenruf
- Recovering Mjöllnir
- Satyr
- Hymiskvidha
- Ein keltischer Morgen
- Heidrun
- Widar Comes
- Der meinen Geistes Welt
Der Name THIASOS DIONYSOS bezeichnet das Gefolge des griechischen Gottes des Weines und der weltlichen Freuden. Er wurde von Mastermind André Groschopp gewählt, weil er neben der Musik auch die Met- und Weinherstellung zu seinen Hobbys zählt. Doch das nur als kleine Information am Rande. Der Multiinstrumentalist ist im Osten Sachsens (genauer gesagt in der Oberlausitz) beheimatet und hat dort ein Soloprojekt ins Leben gerufen, das sich einem recht gefälligen metallischen Mix mit folkloristischen Einflüssen widmet und insgesamt ziemlich professionell aufgezogen ist, so dass eigentlich nicht auffällt, dass wir es mit dem Debütalbum eines musikalischen Alleinganges zu tun haben. Obwohl wir aufgrund der opulenten und vielfältigen Bestückung davon ausgehen müssen, dass nicht alle Instrumente komplett natürlichen Ursprungs sind, ist festzuhalten, dass sämtliche Klänge recht authentisch rüberkommen und man nicht das Gefühl hat, man habe es mit billigen Konserven zu tun. Deshalb halte ich mich im weiteren Sprachgebrauch an die Namen der Originalinstrumente und lasse dahingestellt sein, ob diese denn nun vom Synthesizer kommen oder nicht. Die Texte sind mehr oder weniger abwechselnd in deutscher oder englischer Sprache gehalten und befassen sich mit Sagen und Geschichten aus der hellenischen und germanischen Mythologie.
Die musikalischen Referenzen sind offenbar sehr vielseitig, doch das Fundament ist im episch-melodischen Pagan Metal zu suchen. Der Gesang umfasst Growls, Keifen und seltener auch Klargesang, eingebettet in ein stimmiges, aber nicht über die Maßen originelles Wechselspiel. Dazu gesellen sich recht offensichtliche Einflüsse aus der finnischen und keltischen Folklore. So wecken die Flötenklänge beim auf Deutsch gesungenen Opener 'Siegestanz' oder noch stärker bei 'Hymiskvidha' vehement Erinnerungen an die Genrevorreiter CRUACHAN, während die - mir manchmal etwas zu dominanten - Keyboards und der Gesang gar ein wenig gotisch rüberkommen. Die melodischen und schnellen Riffs sowie das Akkordeon klingen dafür ganz eindeutig nach der neueren Suomi-Schule, inklusive Humppa-Touch. Diesen Eindruck verstärkt 'Thyrsos ...' noch, das erneut mit keltischem Flötenspiel eingeleitet wird, dann aber in eine irrsinnige Melange aus Akkordeon, Maultrommel und Highspeed mündet, die den Fans einer gewissen Horde finnischer Trolle exzellent reinlaufen müsste. Am Schluss gibt's sogar noch hypermelodische Leads gepaart mit dem Pomp und Bombast eines Spinetts, so dass auch die Verehrer barocker Melodieläufe auf ihre Kosten kommen. Bei 'Ahnenruf' wiegt uns der Lausitzer zunächst in der akustischen Anmut und Schwermut einer schottisch klingenden Volksweise, die erst mit klarer, leicht theatralischer Stimme intoniert wird, bevor der komplette Song noch einmal im harten, metallischen Gewand rekapituliert wird, das auch noch ein schönes ausuferndes Solo in petto hat. 'Recovering Mjöllnir' arbeitet stilecht mit Pauken und Orgelsynths, episch dahinstampfenden Riffs und einer entsprechenden Gesangsdarbietung, so dass Assoziationen zu AMON AMARTH nicht ganz verfehlt erscheinen. Ein schönes, langes, keltisches Instrumental, das von Vogelgezwitscher, Flöten und akustischer Gitarre getragen wird, leitet dann den Gute-Laune-Song 'Heidrun' ein, Humppa-Black-Metal-Polka par excellence. Der Rausschmeißer 'Widar Comes' verbindet dann noch recht gelungen einen irischen Folk-Ansatz mit ein wenig klirrender Raserei, bevor ein weiteres Instrumental eine unterhaltsame Scheibe würdig abrundet.
Böse Zungen werden nach alledem wohl sagen, dass der gute André je zur Hälfte bei FINNTROLL und den alten CRUACHAN abkupfert und das Ganze mit dem einen oder anderen Schlenker gen AMON AMARTH garniert. Das mag vielleicht gar nicht so verkehrt sein, aber ich bevorzuge die positivere Sichtweise. Denn mal ehrlich, wer hat denn diese Gegenpole des Pagan Metal schon mal zu einer homogenen Mischung verbunden? Eben, da fällt uns nämlich keiner mehr ein, oder? So bleibt als Fazit, dass André Groschopp aus altbekannten und bewährten Zutaten eine zwar nicht innovative, aber rundum unterhaltsame Pagan-Metal-Mixtur kredenzt hat, die ein erstaunlich hohes musikalisches und kompositorisches Niveau offenbart und an keiner der bekannten Schwächen von Soloprojekten krankt. Dazu hat das Album ein schönes Cover und ein liebevoll gestaltetes Booklet, in denen genau wie in der Musik merklich viel Arbeit steckt, und deshalb ist "Satyr" für Genrefans durchaus empfehlenswert und hier zu bestellen.
Anspieltipps: Thyrsos ..., Der Ahnenruf, Recovering Mjöllnir
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle