THEE MALDOROR KOLLECTIVE - Pilot (Man With The Meat Machine)
Mehr über Thee Maldoror Kollective
- Genre:
- Avantgarde
- Label:
- Aural Music
- Release:
- 02.02.2007
- Exile
- Microphones & Flies
- Zombie Children
- Welcome To The Golden Dove Society
- The Night Mr. Clenchman Died
- Pilot 1
- Pilot 2
- Pilot 3
- A Gasoline Hero
Die italienische Plattenfirma Aural Music ist wohl eines der besten Labels für innovative und progressive Musik zwischen den beiden Polen Metal und Industrial. Das Angebot des Unternehmens umfasst ja solche Bands wie MANES oder ABORYM, NEGURA BUNGET oder NORDVARGR - alles Projekte mit hohem künstlerischem Anspruch. Dies zu betonen, ist wichtig, wenn ein Werk wie "Pilot (Man With The Meat Machine)" von THEE MALDOROR KOLLECTIVE korrekt eingeordnet werden soll. Denn was die italienischen Musiker auf ihrer aktuellen Scheibe fabrizieren, ist schlichtweg nicht deutbar. Ein typischer Ausschnitt, um diesen Zwiespalt zu erklären: erst ein nervöses Bass-Solo, dann plötzlich ein Telefonklingeln, dann wieder sphärische Klänge: zu hören in dieser Reihenfolge bei 'Microphones & Flies', einem der neun Songs des 50 Minuten dauernden Werks.
Diese verstörende Art von Musik setzt sich auch in den anderen Songs fort. Wild, beinahe willkürlich, werden verschiedenste Stile aneinander gereiht. Wohl nicht umsonst bezeichnet das Label dieses Projekt als "Cinematic Avantgarde Music". Doch geht diese Rechnung nicht auf. Hier werden Grenzen überschritten, die selbst gut meinende Progressive-Fans nicht verstehen dürften. Denn zu wenig organisch sind die Übergänge zwischen den einzelnen Passagen gestaltet. So bleiben coole Musikminuten wie bei 'Zombie Childen', eine verdammt langsam und schick groovende Mischung aus Elektro und Gitarre, einfach für sich stehen, statt sich in den Gesamtrahmen des Albums einzupassen. Denn die folgenden Stücke - Songs sind es nicht - verharren noch stärker auf dem Niveau eines Filmsoundtracks, der zwar kurze Spannungsbögen aufzubauen vermag, diese aber nie zu ihrem Ende führt. Als stimmliche Begleitung dieser Töne fungiert ab und an eine elektronisch leicht verfremdete Frauenstimme, die aus dem Hintergrund spricht. Und bei 'The Night Mr. Clenchman Died' ist plötzlich eine Männerstimme zu hören, die sehr an Nick Cave erinnert - und richtig gut klingt ... Ebenso fast als brillant zu bezeichnen ist der letzte Track des Albums: 'A Gasoline Hero' überzeugt in seinen zwei Minuten durch groovende Hintergrundgitarren und eisige Industrialatmosphäre bei gleichzeitig hochmelodiösen Keyboards im Vordergrund. Wow!
Doch trotz solch einzelner Glanzpunkte: "Pilot (Man With The Meat Machine)" von THEE MALDOROR KOLLECTIVE ist eher ungenießbar, weil die Durststrecken zwischen den Geniestreichen zu anstrengend sind. Später kommt zum Beispiel wie aus dem Nichts ein Jazz-Saxophon ins Spiel. Und bei 'Pilot 1' singt plötzlich zu völlig konfus gestalteten Klavierklängen eine extrem hohe Frauenstimme, wieder mit leichter Elektroverzerrung. Hier wird einfach ein Gemischtwarenladen der Marke "Progressiv" betrieben, der durch Linienlosigkeit versucht zu glänzen - und dabei vergisst, die potenziellen Hörer mitzunehmen. Was schreibt das Label so schön? Das Album sei "genre busting extravaganza", es würde eine "modern noir odyssey into an imaginary screenplay" verpacken ... Na ja. Fakt ist, dass auch viele schöne Worte in solch einem Fall nichts taugen. Hier haben sich die beteiligten Künstler trotz einiger schicker Einfälle übernommen und alle guten Ideen nebeneinander gepackt, so dass jeder einzelne supreme Einfall im Endeffekt untergeht. Es bleibt undurchschaubares Chaos in der Art, als würde ein Pilot mit einer Fleischmaschine - "Pilot (Man With The Meat Machine)" - versuchen, die Theorie der Akustik neu zu definieren.
Anspieltipps: Microphones & Flies, A Gasoline Hero
- Redakteur:
- Henri Kramer