TAPE TONE - Turbulence
Mehr über Tape Tone
- Genre:
- Modern Rock / Nu Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 23.10.2020
- Sickness Leave
- Green Eyed
- Judgement Day
- Crucifixion
- Virtual Self
- Our Walls
- Bright Old Night
- Hostel Köllefornia
- Underestimated
- Self Betrayal
- Femme Fatale
- Titanfall
Modern Rock aus Köln.
Der deutsche Underground lebt. Das beweist einmal mehr die Band TAPE TONE aus Köln, die uns mit "Turbulence" ihr erstes richtiges Album in Eigenregie vorlegt. Zwölf Modern-Rock-Songs mit amerikanischer Prägung. Fünfundfünzig Minuten Hitpotential. Oder doch nicht? Ganz so einfach ist es nämlich leider nicht.
Zunächst muss ich sagen, dass die Jungs mächtig was auf der Pfanne haben. Vor allem Schlagzeuger Bodo Stricker (JADED HEART, AEVERIUM) tobt sich hier nach allen Regeln der Kunst aus. Das ist phasenweise hochklassig, absolute Bundesliga. Negativer Nebeneffekt: das Schlagzeug steht in der Produktion vielleicht etwas zu weit im Vordergrund und auch die eine oder andere Stelle hätte eventuell ein bisschen weniger Virtuosität vertragen können. Doch auch die Gitarristen Ralf Albert und Matt Sheridan (PRO-PAIN) sowie Bassist Kim Ulmer sind handwerklich über jeden Zweifel erhaben und wissen sich auch durchaus in Szene zu setzen - nur in Sachen Soloarbeit hält man sich überwiegend zurück. Was das Songwriting betrifft, verfolgt TAPE TONE einen klaren Plan. Die Strophen werden mit Stakkato-Riffs im Half-Time-Bereich zerhackt, während der Refrain mit offenen Akkorden aufzugehen versucht. Das erinnert alles stark an Bands wie SEVENDUST und SHINEDOWN, während im Mittelteil die Nu-Metal-Keule à la MUDVAYNE, INCUBUS und Konsorten geschwungen wird. Leider sind es gerade diese kurzen Parts und Breakdowns, die aufhorchen lassen. Nur sind diese Momente insgesamt viel zu kurz, um nachhaltig in die Wertung mit einfließen zu können. Alles nicht problematisch, wenn die Domstädter nicht zwölf Mal versucht hätten, den gleichen Song zu schreiben. Unterschiede gibt es nur in fast schon nicht wahrnehmbaren Nuancen. Das ist wirklich schade, da es eigentlich gute Ansätze und brauchbare Songs auf Strecke zerstört. "Turbulence" funktioniert daher in meinen Ohren nicht als komplettes Album.
Und der Gesang? Tim Haarhoff macht seine Sache ebenfalls sehr ordentlich und hat sogar eine leicht amerikanische Färbung in der Stimme, was dieser Art von Musik sicherlich nicht schadet. Seinem Vortrag fehlt es jedoch ein wenig an Dynamik und die Melodieführungen sind eher eindimensional. Dass es auch anders geht, beweist der Sänger in den Mittelteilen, wo er gelegentlich mal einen Wutausbruch antäuscht und gar mit einem Growl überrascht. Davon hätte es für mich gerne mehr sein dürfen.
Es tut mir in der Seele weh, aber das Album hat mich trotz unbestritten vorhandener Klasse emotional einfach nicht abgeholt. Wer trotzdem immer auf der Suche nach neuem Futter ist und auf top produzierten Modern Rock steht, sollte TAPE TONE auf jeden Fall mal eine Chance geben. Potential ist definitiv vorhanden, die Konkurrenz jedoch groß und der Grat, auf dem sie wandeln, enorm schmal.
Anspieltipp: Sickness Leave, Bright Old Night, Underestimated
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Chris Staubach