SLIME - 3!+7(hoch 1)
Mehr über Slime
- Genre:
- Punk Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Slime Tonträger
- Release:
- 01.08.2025
- Armes Deutschland
- Euch will ich sehen
- Evolution
- Was glaubst du
- Rotterdamm
- Monster
- Saufen
- Generalstreik
- Ich lösch mich
- Bock auf Leben
- Schatten
- Das fuckt mich ab
- Zeit zu gehn
Die neue Besetzung überzeugt auch auf dem zweiten Langspieler!
Wie kompliziert kann man die Zahl "13" schreiben? Nun, die Antwort haben die deutschen Punkrocker SLIME im Gepäck, denn löst man den kryptischen Titel des neuen und passenderweise dreizehnten Langspielers "3!+7(hoch 1)" mathematisch korrekt auf, dann ergibt sich eben genau diese Zahl. Doch nicht nur die Position in der Diskografie hat den Albumtitel geprägt, dem Fünfer aus Hamburg gefiel auch die Tatsache, dass die Dreizehn eine unteilbare und damit im übertragenden Sinne wiederspenstige Primzahl ist, was durchaus auch gut zu den Urgesteinen des deutschen Punks passt. Immerhin hatten viele nach dem Ausstieg von Fronter Dirk "Dicken" Jora nicht an eine erfolgreiche Zukunft der Band geglaubt, doch mit Tex Brasket und dem Album "Zwei" meldete man sich im Jahr 2022 mit einem Paukenschlag zurück. Ob der zweite Langspieler mit Tex am Mikrofon auf dem gleichen Niveau über die Linie geht?
Nun, das garstige 'Armes Deutschland' ist schon mal ein durchaus solider Einstieg. Ja, beim flotten Punk-Dampfhammer gehen mir die Banalitäten in der Lyrik von Tex teilweise sogar fast etwas zu weit, trotzdem ist die Hookline durchaus packend und ich kann mir schon jetzt eine Menge fliegender Körper vorstellen, wenn die Nummer bei einer der kommenden SLIME-Shows für ordentlich Bewegung im Moshpit sorgt. Für mich beginnt "3!+7(hoch 1)" trotzdem erst so richtig, wenn 'Euch will ich sehen' mit etwas melancholischerem Unterton, feinen Gitarren und einer vielseitigen Gesangsleitung die Bequemlichkeit der heutigen Gesellschaft anprangert. So geht guter deutscher Punk - Punkt! 'Evolution' gefällt mir im Anschluss sogar noch etwas besser, obwohl die elektronisch geprägten Drum-Samples zu Beginn doch etwas befremdlich wirken. Nimmt der Song aber erst einmal Schwung auf, liefert Tex eine bitterböse Betrachtung zu unserem Umgang mit dem Planten ab, die von einem hymnischen Refrain und simplen, aber trotzdem coolen Gitarrenmelodien gekrönt wird. Für mich gerade auch durch den elektronischen Blick über den Tellerrand ein früher Höhepunkt des Silberlings, der tatsächlich nicht mehr getoppt wird.
Das soll jetzt aber keinen Schatten auf die übrigen Tracks werfen, denn durchweg ist das Niveau auch auf dem dreizehnten SLIME-Album extrem hoch. Ja, 'Rotterdamm' kommt irgendwie nie so richtig aus dem Quark und auch 'Saufen' ist passend zum Titel doch eher banal-belanglos ausgefallen, aber ein paar kleinere Durchhänger lassen einen die Höhepunkte dann eben noch mehr feiern. Davon gibt es auch in der zweite Hälfte des Silberlings noch einige zu vermelden. 'Generalstreik' etwa ist eine hochgradig unterhaltsame Punk-Abreibung mit konsequent hohem Tempo, 'Schatten' hat im Refrain hymnische Qualitäten und 'Monster' hat wieder diesen melancholischen Unterton, der mir bei den Hamburgern immer unheimlich gut gefällt. 'Zeit zu gehen' beendet den Silberling schließlich mit einem munteren Pop-Punk-Ausflug, der nicht nur schnell ins Ohr geht, sondern auch bei Konzerten definitiv für massig Bewegung im Publikum sorgen dürfte.
Damit bleibt eigentlich nur festzuhalten, dass SLIME nach dem quasi Comeback in neuer Besetzung auf "Zwei" mit dem neuen Langspieler "3!+7(hoch 1)" auf gleichbleibend hohem Niveau abliefert und über 45 Jahre nach Bandgründung auch dank des rauen Organs von Tex unheimlich frisch und unverbraucht klingt. Freunde und Freundinnen des deutschen Punk-Sektors dürfen dann entsprechend auch blind zuschlagen und ich freue mich schon jetzt auf die anstehende Tour zur Scheibe, denn das neue Material wird mit Sicherheit wie gewohnt im Live-Setting nochmal besser zur Geltung kommen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs