SCARDUST - Souls
Mehr über Scardust
- Genre:
- Progressive Metal / Symphonic Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Frontiers Records
- Release:
- 18.07.2025
- Long Forgotten Song
- My Haven
- Rip
- Dazzling Darkness
- Unreachable
- End Of The World
- Searing Echoes
- Touch Of Life I - In Your Eyes
- Touch Of Life II - Dance Of Creation
- Touch Of Life III - King Of Insanity
Theatralik und Kunst.
Dass symphonischer Female-Fronted-Stoff nicht zwingend in die immergleiche Sackgasse führen muss, haben die Herrschaften von SCARDUST in der Vergangenheit schon beweisen können. Immerhin zwei Platten hat die Truppe aus Israel bis dato veröffentlicht, den großen Wurf aber noch nicht geschafft. "Souls" soll dieser Ambition nun endlich Abhilfe verschaffen und mit einem daramatisch inszenierten Rock-Musical proggressiver Prägung einen neuen Meilenstein in der Historie der jungen Combo setzen. Wenn ihr mich fragt, ist dies auf ganzer Linie bestens gelungen!
"Souls" ist definitiv gewöhungsbedürftig, aber durchaus im positiven Sinne. Die Songs werden nicht von Bombast erstickt, sondern machen sofort ihre kompositorischen Ansprüche klar, was schon schnell darin gipfelt, dass neoproggige Arrangements die Zügel in die Hand nehmen und die Dramaturgie des zehnteiligen Epos unterstreichen. Frontdame Noa Gruman geht derweil ihrer ganz eigenen Wege, stellt sich selbst immer wieder vor neue Herausforderungen und ist als stiller Taktgeber der neuen Platte ein auditiver Blickfang, den man während der gesamten Spieldauer nie aus den Augen verlieren möchte.
Ganz gleich, ob nun herrliche Chöre, dezente symphonische Strukturen, kurze Arien, vertrackte Taktsprünge oder eben auch rein klassische Sounds auf dem Programm stehen: Die Sängerin dirigiert gekonnt und souverän und verzichtet dabei gänzlich auf das typische Hookline-Einerlei, welches auf "Souls" auch gar nicht zum meist theatralischen Setting passen würde. Stattdessen geht man immer weiter Richtung moderne Klassik, inszeniert ein wunderbares Musical und bindet die vielen Fragmente gekonnt zusammen, so dass sie selbst in den sperrigen Momenten mit geballter Wucht auf die Hörerschaft niederprasseln und dort emotional und kunstfertig verzaubern können.
Letztgenanntes schließt allerdings auch ein, dass SCARDUST auch auf dem dritten Album eher das Spartenpublikum anspricht und nicht zwingend die Female-Fronted-Gemeinde, die sich womöglich auf ein weiteres Hit-Dauerfeuer freut. "Souls" ist anspruchsvoll, durchweg progressiv und nicht mit den üblichen Melodiebögen gesegnet, sondern bietet letztlich feinstes ausbalanciertes, nicht immer leicht zugängliches Musiktheater auf einem sehr hohen kompositorischen Niveau.
Für Liebhaber symphonischen Progs ist die neue Scheibe eine echte Offenbarung, und alleine diesen Status muss man heutzutage erst einmal ankratzen. Dass es für die israelische Band aufgrund der weltpolitischen Situation ungleich schwerer sein dürfte, auf internationalem Terrain Fuß zu fassen, muss man nicht näher erläutern. Doch gerade deshalb verdient SCARDUST maximalen Support, da der musikalische Fußabdruck absolut gewaltig ist!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes