RISE AGAINST - Ricochet
Mehr über Rise Against
- Genre:
- Punk
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Loma Vista Recordings
- Release:
- 15.08.2025
- Nod
- I Want It All
- Ricochet
- Damage Is Done
- Us Against The World
- Black Crown
- Sink Like A Stone
- Forty Days
- State Of Emergency
- Gold Long Gone
- Soldier
- Prizefighter
Nicht alle Expermente gelingen, doch das gute Material überwiegt.
Stillstand auf hohem Niveau, so könnte man die letzten Jahre der Karriere der Amerikaner RISE AGAINST beschreiben. Versteht mich hier nicht falsch, auch die letzten Alben der Punker hatten ihre ganz großen Momente und Songs, die einem langfristige Ohrwürmer verpasst haben, aber einen restlosen Volltreffer wie "Appeal To Reason" hat der Vierer in den letzten siebzehn Jahren nicht mehr abgeliefert. Aber vielleicht ändert sich das ja nun, denn mit "Ricochet" steht vier Jahre nach "Nowhere Generation" das zehnte Studioalbum in den Startlöchern und hat für uns zwölf frische Kompositionen im Gepäck.
Doch die Vorabsingle 'Nod', die übrigens auch den Langspieler eröffnet, dämpfte zumindest bei einigen Fans schon flott die Erwartungshaltung. Stein des Anstoßes: Die Qualität der Gesangsaufnahme, die hier ein wenig so wirkt, als würde Tim McIlrath durch ein Megaphon singen. Verstehen kann ich die Kritik nicht, denn einerseits unterstreicht der Effekt den Charakter des Songs, der ja als Aufruf zu Veränderung in unserem Umgang mit dem Planeten und miteinander gemeint ist, andererseits ist die Veränderung der Gesangsspur so überschaubar, dass sie nie dem Hörgenuss abträglich ist. Im Gegenteil, insgesamt ist der Opener ein kompletter Volltreffer, bei dem von der Hookline über die Message bis hin zu den tollen Gitarrenparts einfach alles stimmt. Definitiv ein Song, der sich auch langfristig unter meinen RISE AGAINST-Lieblingen einsortieren wird. Anders sieht die Sache da schon bei 'I Want It All' aus, mit dem ich einfach nicht warm werde. Sehr rockig und für die Verhältnisse der Band eher ungewöhnlich ausgefallen, ist die Nummer trotz starker Momente insgesamt etwas nichtssagend und kommt dank vieler Stop-and-Go-Passagen nicht so richtig in die Gänge.
Der folgende Titeltrack wandelt danach ebenfalls auf experimentellen Pfaden und baut auf Keyboards und Synthesizer, was für mich erneut nicht so richtig zünden will. Versteht mich nicht falsch, auch eine Band wie RISE AGAINST darf wachsen und sich ausprobieren, weshalb es auch weniger der ungewohnte Sound als der Mangel einer wirklich zwingenden Hookline ist, der meine Vorfreude nach drei Tracks ein wenig ersticken lässt. Ein Gefühl, das sich auch in der Folge nicht so richtig auflösen will, obwohl Songs wie 'Damage Is Done' oder 'Us Against The World' durchaus unterhaltsam sind.
Vielleicht hatte ich mir angesichts der aktuell turbulenten Zeiten mehr dramatisch-emotionale oder bissige Songs wie auf dem eingangs erwähnten "Appeal To Reason" gewünscht, auf jeden Fall kommt die düstere Stimmung, die "Ricochet" zwischen Track Nummer drei und 'Black Crown' verbreitet, einfach nicht richtig an. Gut, dass mit 'Forty Days' und 'Sink Like A Stone' die Formkurve aber wieder schnell nach oben zeigt. Plötzlich ist die Energie und damit auch das alte RISE AGAINST-Feeling wieder da. Mehr noch, 'State Of Emergency' ist neben 'Nod' für mich der absolute Hit dieser Scheibe und macht jede Menge Spaß, während die ruhigeren Tracks 'Gold Long Gone' und 'Solider' direkt unter die Haut gehen wie einst 'Hero Of War', bevor 'Prizefighter' das bunte Treiben mit einem flotten und kompakten Punk-Abriss würdig beendet.
Mir kann man es aber auch nicht recht machen, oder? Da will die Band mit ein paar Experimenten das Gefühl des Stillstands auf hohem Niveau brechen und dann ist der Verfasser dieser Zeilen auch wieder nicht glücklich. Ich glaube, am Ende liegt meine Kritik weniger in den Songs selbst begründet als ihn ihrer Platzierung in der Trackliste. Denn mit den experimentelleren und düsteren Songs in der ersten Halbzeit bekommt "Ricochet" zu Beginn einfach nicht den richtigen Schwung mit auf den Weg. Würde man die Trackliste mit Ausnahme von 'Nod' umarrangieren, dann würde glaube ich auch das Gesamtbild des Albums etwas schlüssiger und packender ausfallen.
Am Ende meckern wir aber weiterhin auf hohem Niveau, denn auch wenn ich "Nowhere Generation" gegenüber "Ricochet" vorne sehe und die Klassiker der Anfangsjahre weiterhin unerreicht bleiben, ist auch der zehnte Langdreher wieder ein gutes Album, das uns mindestens zwei bis fünf Songs für die RISE AGAINST-Playliste für die Zukunft liefert. Nicht weltbewegend, aber eben auch alles andere als schlecht.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs