PUDDLE OF MUDD - Volume 4 - Songs In The Key Of Love & Hate
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2010
Mehr über Puddle Of Mudd
- Genre:
- Grunge
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Flawless/Geffen
- Release:
- 12.02.2010
- Stoned
- Spaceship
- Keep It Together
- Out Of My Way
- Blood On The Table
- The Only Reason
- Pitchin' A Fit
- Uno Mas
- Better Place
- Hooky
Grunge war gestern – ist denn dann die Rezeptur trotzdem noch aktuell?
Man muss ihnen natürlich zu Gute halten, dass sie tatsächlich bereits da waren, als das Phänomen startete, das man später als "den Tod des Heavy Metals" oder einfach als Grunge titulierte. Nun, ein Phänomen war es, der Metal ist nicht gestorben, und auch Grunge kam, um zu bleiben. Allerdings sind die meisten Bands, die diesen Pfad durch das musikalische Unterholz getreten haben, mittlerweile im Rock-Altersheim oder haben sich ihre Vorderzähne durch den Kopf gehen lassen. Nicht so PUDDLE OF MUDD, die immer mit dem Makel leben mussten, aus Kansas City, Missouri, zu sein und nicht aus Seattle, Washington, im Zentrum der Bewegung. Die vier Jungs machen jedoch einfach weiter ungeachtet dessen, dass der Stil schon mehrfach für tot erklärt wurde. Ob das daran liegt, dass sie Spaß dran haben oder einfach keine Schrotflinte in Reichweite ist, ist unklar. Klar ist dagegen, dass sie ihr viertes Album weiterhin über ein Major Label veröffentlichen, den Weg des glatt polierten Grunge mit einen Spritzer Alternative nicht verlassen und sich nur marginal weiter entwickelt haben.
Okay, Hand auf’s Herz, wer kennt "Nevermind" und "In Utero" nicht? Wer jetzt ja geantwortet hat, könnte hier tatsächlich etwas Neues finden. Der Rest bekommt einen neuen Aufguss des Bekannten, ordentlich gemacht, aber ohne zwei Dinge, die NIRVANA neben hart-melodischen Hymnen immer ausmachten: tiefsinnige Texte und Kurts unverständliches Genuschel. PUDDLE OF MUDDs Frontmann Wes Scantlin hat ein gut verständliches Cobain imitierendes Organ, aber eigentlich nichts zu sagen. Man könnte sagen, dass Grunge, der nicht weh tut, kein echter Grunge ist. In dieser Beziehung sind PUDDLE OF MUDD dann wieder nur Alternative.
So geht es um Drogen, Liebe und Sex, aber es scheint, als ob er bei einigen Tracks auch ohne Worte ausgekommen wäre, denn es bleibt inhaltlich dann doch "la-la-la". Das ist ungrunge, aber legitim, wenn man nicht als Intellektueller erkannt werden sondern seine Songs im Radio platzieren will. An dieser Stelle kommen die Stärken der Band durch, denn einige potentielle Radiohits enthält das Album auf jeden Fall. Die Melange aus NIRVANA und ein bisschen NICKELBACK trifft den Zeitgeist sicherlich zwischen die Augen und ist genau das, was das Label sich erhofft hat. Insofern sollte man nicht gleich über die Jungs lästern, denn sie machen ihre Sache, egal wie unoriginell, sehr überzeugend. Zumal möglicherweise das Radiopublikum heute außer einem gelegentlichen 'Smells Like Teen Spirit' und 'Black Hole Sun' sowieso nichts aus der Hochphase des Grunge kennt. Und wer weiß, vielleicht sagt sogar der eine oder andere beim Hören des größten NIRVANA-Hits "hör mal, klingt wie PUDDLE OF MUDD!". Scantlin klingt aber auch wirklich oft wie ein Cobain-Abziehbild. Als ich 'Pitchin' A Fit' das erste Mal hörte, war ich schon sehr überrascht, so nah kam er seinem Vorbild noch nie, wie ich meine.
Muss man das Album nun haben oder nicht? Schwer zu sagen, seinen Weg wird es ohne Zweifel machen, ein paar Singles produzieren, die College- und Mainstream-Radios erobern und sich nahtlos in die Diskographie einreihen. Man kann es nett nebenbei hören, aber es ist nichts zum konzentriert genießen. Ein klarer Fall von Kann-Kauf, ansonsten aber auf die junge Generation zugeschnitten. Und da gehöre ich nun wirklich nicht mehr dazu.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger