PERIPHERY - Juggernaut: Alpha & Juggernaut: Omega
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2015
Mehr über Periphery
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Century Media (Universal)
- Release:
- 23.01.2015
- A Black Minute
- MK Ultra
- Heavy Heart
- The Event
- The Scourge
- Alpha
- 22 Faces
- Rainbow Gravity
- Four Lights
- Psychosphere
- Reprise
- The Bad Thing
- Priestess
- Graveless
- Hell Below
- Omega
- Stranger Things
Ambitioniertes Konzept, anspruchsvolle Musik. Braucht Zeit.
PERIPHERY hat meiner Meinung nach eine erstaunliche Entwicklung hingelegt. Das Debüt "Periphery" (2010) ist noch sehr djent-orientiert, weshalb es allerdings vor allem von Fans nach wie vor bevorzugt wird. "Periphery II" zeigt schon die ersten Entwicklungen, überrascht mit viel Melodie und echten Hits. Auf der Konzept-EP "Clear" (2014) arbeitete man erstmals als komplette Band an den Songs, jedes Mitglied schrieb einen Track. Das Ergebnis ist sehr experimentell, aber dennoch eindeutig PERIPHERY. "Juggernaut: Alpha & Juggernaut: Omega" ist nun ein Konzept-Doppelalbum über die Geburt- und Wiedergeburt eines Protagonisten und wie er zwischen richtig und falsch, Gut und Böse wandelt. Während "Juggernaut: Alpha" die Hintergrundgeschichte und den Charakter erzählt, geht es in "Juggernaut: Omega" hoch her und nimmt den Hörer mit auf eine spannende und komplexe Reise.
Die Alben brauchen auf jeden Fall Zeit! Beim ersten Durchlauf wusste ich gar nichts mit dem gehörten anzufangen, beim zweiten Durchlauf gab es zwar ein paar bemerkenswerte Momente, doch Enttäuschung machte sich breit. Wollte ich die Alben schon fast in die Ecke werfen, brachte Durchgang Nummer drei den Durchbruch. Seit dem verstehen wir uns wieder, die Peripherie und ich. Mit jedem Durchlauf sogar etwas besser. Dabei fällt mir auf, dass mir der "Omega"-Teil deutlich besser reingeht als "Alpha". Doch eins nach dem anderen.
"Juggernaut: Alpha" beginnt mit einem längeren Intro, 'A Black Minute', das nebst einem ordentlichen Spannugsaufbau die ersten textlichen und instrumentalen Themen vorstellt. Ich glaube, dass ich selbst nach einem Dutzend Rotationen immer noch nicht alle musikalischen Verbindungen entdeckt habe - value for money! Von viel musikalischem Witz zeugt der Übergang des Intros zum ersten "richtigen" Track 'MK Ultra': Nach Spieluhrengeklimper wird man schlagartig aufgerüttelt und bekommt erstmal richtig was auf die Löffel. Chaotisches Riffing, mörderische Grooves und ein angepisster Spencer machen diese Nummer zu einem ersten Höhepunkt. Apropos Spencer: Ein Redakteurskollege verglich seinen Gesangsstil in den klaren Momenten mit dem von COHEED AND CAMBRIA - und ja, da ist was dran. Allerdings shoutet Spencer ja auch noch wie ein wilder, allerdings liegt der Fokus hier diesmal auf dem Klargesang.
Der nächste Höhepunkt - und das ist ein richtig großer - ist der Titeltrack der ersten CD: 'Alpha'. Hier geben sich Melodie und Härte, Eingängigkeit und Komplexität äußerst schmackhaft die Klinke. Ich würde sogar von einem Song mit Hitpotential sprechen. Und sonst? Tjaaa, schlecht ist der Rest, allen voran 'The Scourge' und 'Rainbow Gravity' sicherlich nicht. PERIPHERY spielt seriösen und professionellen, modernen Progressive Metal, wo Akustikgitarren, Jazz- und Klavier-Intermezzi und für PERIPHERY-Verhältnisse relativ viele Gitarrensoli ihren Platz haben. Mir ist das allerdings etwas zu beschaulich geraten, auch fehlen mir weitere Nummern wie 'MK Ultra' oder 'Alpha', die sich ins Ohr oder in die Glieder fräsen. Sicherlich, die Story will ja auch erzählt werden, aber auch das kann man mit mehr Spannung gestalten (mir fällt da gerade spontan ein prominentes Beispiel aus dem Prog-Metal-Bereich ein) (das zu verraten, wäre aber albern, richtig? - PK). Vielleicht lebt "Juggernaut: Alpha" ja nochmal anders auf, wenn mir die Texte vorliegen. Was auf jeden Fall schon richtig gut zur Geltung kommt, ist der Versuch, Moderne und Tradition zusammen zu bringen.
"Juggernaut: Omega" startet korrekt mit der 'Reprise', bevor der nächste Kracher losgelassen wird, und der ist ein ganz böser: 'A Bad Thing' ist wohl mein Highlight beider Alben, was hier gegroovt wird, lässt mein Djent-Herz höher schlagen. Zudem ist mit 'Graveless' einer der wohl schnellsten Tracks PERIPHERYs vertreten. 'Hell Below' ist wiederum richtig schön zermarternd. Ganz groß auch auf CD 2 ist der Titeltrack, der trotz seiner Länge (über elf Minuten) bestens zu unterhalten weiß. Was hier alles passiert und Rückbezug nimmt und trotzdem Sinn macht, ist schon richtig großes Kino! 'Stranger Things' beendet dann das Abenteuer, pustet aber zuvor nochmal ordentlich die Ohren durch und lässt mich nicht nur einmal mit der Zunge schnalzen.
"Omega" fällt definitiv ein paar Spuren härter aus, was mir viel besser mundet und ehrlich gesagt PERIPHERY auch besser steht. Einmal meckern muss ich dennoch. Und zwar hat man mit Matt Halpern einen der besten Prog-Metal-Drummer an Bord und was macht man? Man sampelt ihn tot. Ein organischerer Sound wäre hier viel besser gekommen.
Auf "Juggernaut: Alpha & Juggernaut: Omega" passiert viel. Sehr viel. Einiges ist gut, anderes wiederum sehr gut, weiteres "nur" ordentlich. Ein paar mehr Hits bzw. schlüssigere Songs hätten sicherlich gut getan, doch eines wird auch Album Nummer drei nicht ändern: PERIPHERY ist und bleibt eine Messlatte im modernen Progressive Metal.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke