NOVALIS - Flossenengel
Mehr über Novalis
- Genre:
- Krautrock
- Label:
- MiG Made in Germany Music (Intergroove)
- Release:
- 30.03.2012
- Atlanto
- Im Brunnen der Erde
- Brennende Freiheit
- Im Netz
- Walzer Für Einen Verlorenen Traum
- Sklavenzoo
- Alle Wollen Leben
- Rückkehr
- Ob Tier, Ob Mensch, Ob Baum
Der musikalische Vorläufer von Free Willy, weniger klebrig dafür krautig.
Bei Novalis handelt es sich um eine altgediente Krautrock-Band, die sich nicht zufällig nach dem deutschen Romantik-Schriftstelle benannte. War die Musik bisher aber noch voller langgezogener esoterisch-elegischer Instrumentalpassagen, kam mit "Flossenengel" und Ende der 70er Jahre indirekt der Bruch. 1980 legten die Hamburger ein düsteres Konzeptalbum vor, das die damals aufkommende Öko-Bewegung stets im Hinterkopf hat. Die Geschichte ist schnell erzählt: "Atlanto", ein Walähnliches Tier, genießt zu Anfang seine Freiheit im Meer, wird eingefangen, in einem Zoo eingesperrt zur Schau gestellt und schließlich vom Fischer wegen schlechtem Gewissen zurück in die See gebracht.
Schon beim Vorgänger "Brandung" hielt mit Neusänger Fred Mühlböck und kürzeren Liedern eine gewisse Radiotauglichkeit Einzug. Das wird hier noch weiter ausgebaut und auch die Leichtigkeit früherer Tage muss Abwechslung und düsteren Einschüben weichen. Los geht es Anfangs noch mit träumerischer Stimmung und Walgesäusel, die in 'Brennende Freiheit' agressiven Gitarren und polternden Keyboards weichen muss. Bei 'Im Netz' holt man dann ganz weit aus: begleitet von Ambient-Klängen träumt man sich melancholisch durch die Zauberkiste des Artrock, trauernder Slide-Soli und rhythmisch geschickt eingestreute Begleitchöre garantieren, dass sich das Lied festfrisst. 'Sklavenzoo' groovt hart keuchend mit schwerer Orgel und setzt passend zum Text nochmal deutliche Akzente, hier wünscht man sich auf eines der damaligen Konzerte zurück, als man einen aufblasbaren Wal von Scheinwerfern beleuchtet über das Publikum schweben lies.
Doch so großartig man auch loslegt, kann man die Spannung auf voller Länge aber nicht ganz erhalten, so wird es teilweise auch mal anstrengend bis beliebig. Vor allem textlich schafft man es nicht immer, das Augenmaß an erträglichem Pathos und Melodramatik zu halten, etwas weniger entrüsteter Betroffenheit hätte sicher gut getan. Gerade auch die Phrasierungen im Gesang von Sänger Mühlböck sind zeitweise mehr als abeteuerlich. Auch schade: die Wiederveröffentlichung auf CD kommt zwar im hübschen Digipak mit kurzem Begleitheft, auf Texte, Bonustracks oder ähnliche Boni wurde gänzlich verzichtet.
Dennoch bleibt ein über weite Strecken spannendes Album, das gerne zum Hören einlädt und Novalis zum letzten Mal auf der Höhe ihres Schaffens zeigt. Für Krautrock-Anfänger wie Fortgeschrittene deutlich zu empfehlen!
- Redakteur:
- Simon Volz