NORLANDER, ERIK - Music Machine
Mehr über Norlander, Erik
- Genre:
- Progressive Rock
- Label:
- Transmission Records / Alive
- Release:
- 28.07.2003
- Prologue: Project Blue Prince
- Music Machine
- Turn Me On
- Heavy Metal Symphony
- Tour Of The Sprawl
- Andromeda
- Letter From Space
- Lost Highway
- Soma Holiday
- Return Of The Neurosaur
- Project Blue Prince Reprise
- Fanfare And Interlude
- Beware The Vampires
- The Fire Of Change
- The Fall Of The Idol
- Metamorphosis
- One Of The Machines
- Fallen
- Johnny America
- Music Machine Reprise
- Epilogue: Sky Full Of Stars
Der Keyboardvirtuose ERIK NORLANDER ist ein Garant für Qualität. Ob nun seine eigenen Soloalben, die Gruppe ROCKET SCIENTISTS, Produktion und Songwriting für seine Lebensgefährtin LANA LANE oder die Gastauftritte z.B. bei Arjen Lucassens Projekten AYREON und STAR ONE – CD’s, auf denen sein Name erscheint, kann sich jeder Freund progressiver und symphonischer Rockklänge bedenkenlos zulegen. Auch diesmal täuscht das ehrliche "Wikingergesicht" Norlander's auf dem Backcover nicht: das neue Konzeptalbum "Music Machine" ist eine Klasse für sich.
Über die epische Länge von zwei CD`s erzählt NORLANDER die Geschichte von Johnny America, einem genetisch gezüchteten Superstaridol, der von Wissenschaftlern als perfektes Vermarktungsprodukt für eine heruntergekommene Plattenfirma designt wird. Einschließlich der Option für das, was einen Star erst so richtig legendär werden lässt – der mehr oder weniger frühe Tod. "Music Machine" berichtet von Aufstieg (CD 1) und Fall (CD 2) dieses geklonten Rockstars. Im Gewande einer Science Fiction-Geschichte übt NORLANDER harsche Kritik an der heutigen Musikindustrie. Im dem sehr schön aufgemachten Booklet gibt es neben den Texten zu jedem Stück eine Fotocollage, die den jeweiligen Abschnitt der Erzählung atmosphärisch widerspiegelt.
Für sein Konzept konnte der Künstler jede Menge bekannter Musiker verpflichten. Die Liste liest sich doch recht eindrucksvoll – Buck Dharma (BLUE ÖYSTER CULT), Vinny Appice (BLACK SABBATH, DIO), Greg Bissonette (ELO, DAVID LEE ROTH), Virgil Donati (STEVE VAI, RING OF FIRE), Mark Boals (YNGWIE MALMSTEEN, RING OF FIRE), Tony Franklin (BLUE MURDER, WHITESNAKE) und einige andere mehr. Im Vordergrund steht auf diesem Album aber eindeutig das Keyboardspiel ERIK NORLANDER's. Das zeigt sich schon deutlich in der klangreinen Produktion, die diesem Instrument sehr viel Raum gibt.
Der inflationär gewordene Begriff "Rockoper" ist für die Charakterisierung der Musik allerdings ungeeignet. Im engeren Sinne opernhafte Elemente wird man hier vergeblich suchen. Während NORLANDER mit "Threshold" (1997) ein reines Keyboardalbum herausbrachte und sich auf "Into The Sunset" (2000) dem Prog Metal zuwendete, zeigt er diesmal ein drittes Gesicht. Auf "Music Machine" steht der Prog Rock im Vordergrund, der mit Stilelementen des Blues, Metal, (Kunst-)Pop, Glamrock und pinkfloydartiger Psychedelic angereichert wird – nebst den obligatorischen Klassik- und Jazzanleihen. Dadurch fallen die Stücke ziemlich unterschiedlich aus. Langeweile kommt während der gesamten 110 Minuten jedenfalls nicht auf. Neben sehr eingängigen und songorientierten Stücken stehen Nummern, in denen Virtuosität und komplexe Strukturen vorherrschen.
Die ganz Scheibe atmet im Übrigen trotz der modernen Produktion den Geist der siebziger Jahre. Das liegt in allererster Linie an Hammondorgel und Mellotron, die häufig zum Einsatz kommen und einen besonderen Reiz von "Music Machine" ausmachen. Wer darauf steht, braucht gar nicht erst reinhören, sondern kann gleich zuschlagen.
In dem Stampfer 'Heavy Metal Symphony' gibt es dann auch diesen herrlichen Part, wo nach einem Streichersample die Gitarre und jene "Orgel für Motorradrocker" sich ein (leider) kurzes Rennen liefern. Glitzernde schimmernde Elektronik und ruhiger mehrstimmiger Gesang entführt bei 'Tour Of The Sprawl' in eine nächtliche Großstadtatmosphäre. Freund Blues sitzt am Steuer des Wagens, mit dem Buck Dharma, sonst die Stimme von BLUE ÖYSTER CULT, auf dem 'Lost Highway' durch die texanische Wüste fährt. Psychedelisch wird es dagegen bei einem meiner Lieblingsstücke, 'Andromeda', an das sich direkt und im Grunde noch zugehörig 'Letter From Space' anschließt - auf einer melancholischen Melodie reitend reist der Hörer ins Weltall. Das Instrumental 'Soma Holiday' lebt von den jazzigen Harmonien und Rhythmuswechseln. Der Titelsong und 'Johnny America' sind typischster Prog Rock, während 'One Of The Machines' und 'Fallen' als astreine, aber coole Popsongs durchgehen. Bei 'Beware The Vampires' lugt der Glamrock um die Ecke, wird jedoch von einem harten Riff in den Arsch getreten und von einem Hammondorgan untermalt. 'The Fall Of The Idol' ist das härteste Stück des ganzen Albums – veredelt durch die Stimme von Mark Boals. Viele kleine Keyboardspezereien werden auf dem achtminütigen 'The Fire Of Change' serviert. Überhaupt prägen die schönen Keyboardsolos das gesamte Album.
Eingeleitet werden beide CD’s durch eine fanfarenartige Melodie, die man schon fast als das "NORLANDER"-Thema bezeichnen kann. Sie ist einfach typisch für sein Spiel. Am Ende der zweiten CD steht ein sogenannter Epilog: 'Sky Full Of Stars'; zehn Minuten, rein instrumental, im Booklet die Aufnahme eines farbig glänzenden Sternensystems. Die magischen Ingridenzien sind eine psychedelische, weitausladende Gitarre (Peer Verschuren), spacige Klangschwaden und atmosphärische Klaviertöne – diesmal reist man nicht nur ins Weltall, sondern man bleibt auch dort...
ERIK NORLANDER's neues Opus ist für mich eins der Highlights dieses Jahres. Je öfter ich die beiden CD’s höre, um so besser gefallen sie mir. In dieser Musik gibt es viel zu entdecken. Bei jedem neuen Hören fallen einem Details auf, die man vorher nicht wahrgenommen hatte.
Anspieltips: Music Machine, Heavy Metal Symphony, Tour Of The Sprawl, Andromeda, Lost Highway, Soma Holiday, Beware The Vampires, The Fall Of The Idol, Johnny America, Sky Full Of Stars
- Redakteur:
- Jörg Scholz