NOLAN, CLIVE - Alchemy
Mehr über Nolan, Clive
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Metal Mind (Soulfood)
- Release:
- 25.09.2013
- Prologue
- Deception
- One For The Noose
- The Warning
- Amelia
- King Explains
- Desperate Ways
- Planning A Break In
- Quarternary Plan
- The Unwelcome Guest
- Waiting For The News
- The Girl I Was
- Highgate
- The Labyrinth
- Ambush
- Tide Of Wealth
- Jagman Arrives
- The End Justifies The Means
- Sanctuary
- Street Fight
- Amelia Dies
- Burial At Sea
- Share This Dream
- Treachery
- The Ritual
- Anzeray Speaks
- Aftermath
Großes Werk des kleinen Briten!
Clive, einer der bekanntesten und altgedientesten Prog-Musiker des "green and pleasant land", ist kein Mann für kleine Unternehmungen. Nein, wenn dann muss es richtig opulent werden. Genau das erreicht er mit "Alchemy", aber langsam, blicken wir erst einmal zurück. Denn eines ist "Alchemy" sicher nicht: unerwartet.
Zusammen mit Oliver Wakeman, den Progger als Sohn des YES-Keyboarders Rick Wakeman kennen, hatte er ja bereits "Jabberwocky" und den "Hound Of Baskerville" vertont. Obendrein mit "She" bereits 2008 ein Musical geschrieben, vertont und produziert. Und mit einer ähnlichen Intention und teilweise auch wieder mit den gleichen Musikern und wieder mit Agnieska Swita in einer Hauptrolle, alle von der Caamora Theater Company, schließt dieses Projekt vielleicht nicht nahtlos, aber doch sichtbar an diese musikalische Vorgeschichte an.
"Alchemy" liegt in mehreren Versionen vor. Da ist einmal die rein akustische Doppel-CD, die den Komponisten Nolan zeigt, aber meiner Ansicht nach nicht empfehlenswert ist, da ihr ein wichtiger Aspekt der Geschichte fehlt. Da das Stück auch aufgeführt worden ist, kann man das Musical auch als DVDF-Version erwerben. Dies ist übrigens auch die Version, auf der dieses Review beruht. Und dann gibt es noch die Kombination aus 2 DVDs, den beiden Audio-CDs und und einer Bonus-CD mit Demoversionen und Alternativen Mixen.
Nun aber genug der Vorrede und hinein in das opulente Werk "Alchemy". Nolan hat eine fantastische Geschichte geschrieben, die in der viktorianischen Zeit in England spielt, und teilweise auch im Schwarzwald und in Hamburg, über ein dunkles Geheimnis, dass ewiges Leben verspricht. Um dieses Geheimnis zu ergründen, entsteht ein Wettlauf aus der Heldengruppe um Professor Samuel King und dem selbstsüchtigen Jagman, brillant gesungen von Andy Sears von TWELFTH NIGHT, und seiner Posse, das sich über zwei Stunden mit unerwarteten Wendungen und natürlich mitreißender Musik erstreckt.
Als DVD funktioniert das Musical ausgezeichnet, auch wenn aufgrund der Bühne und der eingeschränkten Möglichkeiten, wir sind ja hier nicht beim "König Der Löwen", einigen örtlichen Sprüngen ohne das Booklet nicht leicht zu folgen wäre. Zumal die Zwischentexte durchaus einige Informationen bereithalten, die man sonst beim ersten Ansehen nicht sofort erfasst hätte. Allerdings gibt sich das nach ein paar Durchläufen, sodass dies eigentlich kein Makel ist. Trotzdem bin ich verwundert, dass kein Erzähler diese Texte gesprochen hat, um der Handlung besser folgen zu können. Andererseits hätte das den Fluss des Stückes sicher sehr unterbrochen, sodass ein Programmheft wie das vorliegende Booklet sicher die optimale Lösung ist. Es entzieht sich allerdings meiner Kenntnis, ob es in Kattowice bei der Live-Aufführung ein solches gegeben hat.
Die Sänger sind teilweise durchaus bekannte Namen. Andy Sears habe ich schin erwähnt, Clive Nolan singt natürlich auch eine Hauptrolle, Tracy Hitchings von Nolans LANDMARQ und STRANGERS ON A TRAIN und außerdem ist Damian Wilson, leider nur für eine kurze Rolle, an Bord. Aber eine ganz besondere Erwähnung bedürfen die drei weiblichen Hauptrollen. Agnieska Swita spielt und singt Amelia Darvas und dominiert die Männerriege schon bei ihrem ersten Auftritt mit Leichtigkeit, gefolgt von Victoria Bolley, deren kraftvolle Stimme eine absolute Ohrenweide ist. Dazu kommt später, und leider nicht sehr häufig, Soheila Clifford, die ebenfalls bereits in "She" mitgespielt hat und momentan in London Theater studiert. Clive Nolan hat die Rollen musikalisch divers mit großartigen Sängern besetzt, und man muss dabei schon erwähnen, dass der möglicherweise, sagen wir, am wenigsten herausragende Vokalist Nolan selbst ist.
Musikalisch bewegt sich Nolan im Grenzgebiet zwischen Progressive Rock und epischen Musical-Stilen, geschickt intoniert und arrangiert, spannend und fesselnd erzählt und intoniert. Während ich dies hier schreibe, läuft die DVD im Hintergrund, ohne dass ich hinsehe, und ich muss festhalten, dass mich das Werk musikalisch absolut fasziniert. Ein großartiger Gegenpol zu Nolans letzten PENDRAGON-Werken, die ja eher härter geworden sind. Aber die größeren Melodien, die ergreifenderen Chöre, die hat er in "Alchemy" gesteckt.
Die DVD selbst muss sich dagegen ein paar kritischere Worte gefallen lassen, denn hier merkt man doch, dass nicht alle Akteure Schauspieler sind. Natürlich bemühen sie sich, aber sie werden dann doch von einigen der oben erwähnten Damen gehörig an die Wand gespielt. So diese denn spielen können. Das Bühnenarrangement mit mehreren Mikrofonständern sorgt immer für eine frontale Reihenanordnung, die wenig Raum für größere schauspielerische Eskapaden lässt. Es wäre sicher schön gewesen, wenn die Sänger mit tragbaren Mikrofonen oder sogar mit Kehlkopfmikrofonen ausgestattet gewesen wären, wie es bei Musicals allgemein üblich ist. Positiv ist aber zu erwähnen, dass die Aufführung mit Live-Musikern stattfand, und dadurch ein bisschen Rockkonzert-Feeling aufkommt.
Clive Nolan ist mit "Alchemy" eine Gratwanderung rundum gelungen, die seinen Progressive Rock mit kontemporären Musicals verbindet. Die Kompositionen sind abwechslungsreich und dramaturgisch großartig angelegt, teilweise humorvoll wie in 'King Explains', bei dem ich bei jedem "Amelia, there is more" lächeln muss, mitreißend wie die Darstellung und Darbietung von 'Desperate Ways' durch Soheila Clifford, zum Mitsingen geeignet wie der Ohrwurm 'Treachery'. "Alchemy" ist wahrlich ein ambitioniertes Projekt, aber es ist Großes dabei herausgekommen.
Abschließend kann ich daher auch die Frage beantworten, welche Version man denn nun erwerben sollte. Es kann nur die limitierte Ausgabe mit zwei DVDs und drei CDs sein.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger