NIGHTBEARER - Defiance
Mehr über Nightbearer
- Genre:
- (Melodic) Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Testimony Records
- Release:
- 13.06.2025
- Dust
- His Dark Materials
- Defiance
- One Church Over All
- Dying Knows No Bounds
- Reign Supreme
- Under The Sun Of War
- Ascension
- Until We Meet Again
- Republic Of Heaven
Melodischer, epischer und stärker als der Vorgänger.
Wer hierzulande von traditionellem Schwedenstahl mit den so typischen Kreissägen-Gitarren spricht, der muss zweifellos den Namen NIGHTBEARER in den Mund nehmen. Seit der Bandgründung im Jahr 2017 liefert das Quintett um die beiden Bandköpfe Dominik Hellmuth (Gitarre) und Sänger Michael Torka nämlich bereits auf unheimlich hohem Niveau ab und bringt mit einer unsterblichen Vorliebe für Fantasy-Literatur auch einen frischen Aspekt mit in den Death Metal, der sich ja ansonsten oftmals gerne mit finsteren Gore-Themen befasst. "Defiance" ist heuer nun der dritte Eintrag der Diskografie auf Albumdistanz, der sich in zehn Tracks der Buchreihe "His Dark Materials" von Philip Pullman widmet, womit man natürlich dem gewohnten Fantasy-Thema erneut treu bleibt.
Bevor wir uns nun aber in die Musik stürzen, muss ein Blick auf das wunderschöne Coverartwork geworfen werden, für das Künstler Timon Kokott ein echtes Foto überarbeitete bzw. alterierte, was zu einem unfassbar schönen Gesamtergebnis geführt hat, das schon visuell zum Entschweben in ferne Galaxien einlädt. Das Intro 'Dust' ist diesem Grundgefühl ebenfalls zuträglich, denn mit seinen verträumten Gitarren lädt auch das kurze Instrumental zu Träumen ein und hat mit einer leicht spanisch gefärbten Melodie sogar eine kleine Überraschung im Gepäck. Doch keine Sorge, die Nordrhein-Westfalen haben sich ansonsten nicht vom Flamenco inspirieren lassen, sondern knallen uns ab dem ersten regulären Track 'His Dark Materials' mit gewohntem Kreissägen-Sound einen herrlich oldschooligen Death Metal um die Ohren, der ganz tief in der skandinavischen Szene wühlt. So sind es weiterhin die Gitarren und die Rhythmusgruppe, die mich direkt an geliebte Kollegen wie DISMEMBER oder ENTOMBED denken lassen. Doch NIGHTBEARER verweilt nicht auf diesen Faden, sondern mischt dem Schwedenstahl auch eine nette Prise Black Metal bei und hat ebenfalls ein Händchen für herrlich epische Melodiebögen, die schlussendlich dafür sorgen, dass "Defiance" trotz unbändiger Wucht eben immer auch einprägsam bleibt.
Melodie bleibt auch im weiteren Verlauf ein gutes Stichwort, denn in meinen Ohren haben der Gothenburg Sound und damit auch das Frühwerk von Kollegen wie IN FLAMES oder AT THE GATES deutlich tiefere Spuren im Sound von "Defiance" hinterlassen, als das auf den vorherigen Alben der Fall war. Damit läuft die Band bei mir persönlich natürlich offene Türen ein, sodass es auch niemanden verwundern dürfte, dass ich schnell den herrlich melodisch-prägnanten Titeltrack und 'Dying Knows No Bounds' als persönliche Highlights ausmache. Doch keine Sorge, auch für die Groove-Liebhaber gibt es etwa mit 'One Church Over All' einen mächtigen Brecher zu hören, der als Mid-Tempo-Stampfer alles und jeden mit seinen walzenden Riffs niedermäht. Für mich bleiben aber die melodischen Momente die Glanzpunkte des Silberlings, gerade wenn diese fast sogar eine episch-orchestrale Note bekommen wie in 'Under The Sun Of War', das fast die Brücke hin zum Symphonic Death Metal schlägt und einfach zum Niederknien schön ist. Doch mit diesen orchestalen Einschüben endet die Experimentierfreude von NIGHTBEARER anno 2025 nicht, denn 'Ascension' wird über neun Minuten hinweg gleich zum kompletten Wechselbad der Gefühl und pendelt zwischen melodisch-wuchtigem Death Metal und atmosphärischen Passagen, die ausschließlich von der akustischen Gitarre getragen werden. Das macht den Track nicht unbedingt leicht zugänglich, sorgt aber für einen coolen und wagemutigen Kontrastpunkt, der mit etwas Zeit ebenfalls seinen Weg ins Langzeitgedächtnis findet.
Insgesamt bin ich dann auch von "Defiance" wieder einmal begeistert, wobei die Scheibe meine Erwartungen sogar noch etwas übertrifft. Gerade die verstärkten Melodic-Death-Einflüsse und die teils präsenteren epischen Untertöne machen sich wunderbar im NIGHTBEARER-Sound und sorgen dafür, dass heuer wohl niemand mehr behaupten kann, hier würde zu nah an den offenkundigen Vorbildern Schwedens operiert. Schlussendlich gibt es dann auch einen halben Zähler mehr als beim Vorgänger "Ghosts Of A Darkness To Come" und eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für Freunde des melodisch angehauchten Death Metals!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs