NERO KANE - For The Love, The Death And The Poetry
Mehr über Nero Kane
- Genre:
- Dark Folk
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Subsound Records
- Release:
- 26.09.2025
- As An Angel's Voice
- My Pain Will Come Back To You
- Unto Thee Oh Lord
- Land Of Nothing
- Mountain Of Sin
- The World Heedless Of Our Pain
- Receive My Tears
- There Is No End
- Until The Light Of Heaven Comes
Die Kraft der Stille.
Vielleicht ist es hilfreich, sich von dem Gedanken zu lösen, dass eine Platte wie "For The Love, The Death And The Poetry" live wohl nur schwerlich funktionieren würde. Die sakralen, manchmal auch elegischen Gesänge, die extrem dezente akustische Untermalung und vor allem die recht einspurigen Arrangements in der ersten Albumhälfte würden auf der Bühne wahrscheinlich schnell Langeweile produzieren, weil sie stoisch und starr ihrer Wege gehen und dabei bewusst so unbeweglich sind, dass die Atmosphäre alleine nicht so manchen langatmigen Moment kompensieren könnte.
NERO KANE hat vielleicht nicht gezielt eine Platte für die heimischen Herbstnächte erschaffen, in der man mit einem heißen Tee bewaffnet und in eine warme Decke gehüllt, den epischen Noten des italienischen Projekts lauscht, aber die Gegenüberstellung zu einem Liveauftritt in einem schmierigen Club scheint hier den Ausschlag für das eigene Wohnzimmer zu geben. Hat man sich damit dann auch arrangiert, ist der düstere Folk der Truppe aus Mailand weitaus aufregender, als es zunächst den Anschein macht.
Es bedarf jedoch etwas mehr Geduld, um sich auch konzentriert auf die finsteren Weisen einzulassen. "For The Love, The Death And The Poetry" geht recht langsam seiner Wege, variiert auch eher selten, sondern flüchtet sich in eine hypnotische Eindringlichkeit, die mit jedem weiteren Durchgang intensiver erscheint, unter anderem auch deshalb, weil die gelegentlichen Arien der femininen Begleitung etwas mehr Leben in das düstere Gesamtereignis bringen. Der finale Knall bleibt aber aus, weil NERO KANE das Ding bedächtig und konsequent durchzieht, sich bis zuletzt auf die reduzierte instrumentale Rahmenuntermalung verlässt und all seine Kraft aus der stillen Akustik zieht - erstaunlicherweise gelingt dies auch ganz gut.
Es bleibt jedoch die Frage, ob "For The Love, The Death And The Poetry" diesen Effekt langfristig beibehalten kann, sobald man die Platte komplett entschlüsselt und alle Abzweigungen verinnerlicht hat. Das Minimum an Abwechslung mag dem im Wege stehen, die seltenen Reize ebenfalls. Aber kommen wir noch einmal zurück zur Vorstellung, den privaten Sessel mit Decke und Heißgetränk zu belegen, während draußen das Herbstlaub langsam herunter schwebt. In diesem Ambiente funktioniert NERO KANE bisweilen richtig gut, vielleicht nicht jederzeit, aber dennoch intensiv genug, um sich mit den Sounds des Mailänder Dark-Folk-Projekts näher auseinanderzusetzen.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Björn Backes