NEIGE ET NOIRCEUR - Vent Fantôme
Mehr über Neige Et Noirceur
- Genre:
- Avantgarde Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Avantgarde Music
- Release:
- 30.03.2018
- Le Diable Blanc
- Vent Fantôme
Außergewöhnlich und gerade deshalb spannend!
Eine kosmische Reise? Ein Ambient-Spektakel mit ungewissem Ausgang? Oder sind es am Ende doch eher unschlüssige Klangkonstruktionen, die deutlich mit der fehlenden Orientierung zu kämpfen haben? Rein musikalisch ist auch die neue Scheibe von NEIGE ET NOIRCEUR ein einziges riesiges Experiment. Die Band arbeitet mit Drone-ähnlichen Soundscapes, streut ein paar Soundtrack-Sequenzen hinzu, versucht den sperrigen Charakter mit unterschwelliger, aber doch schwer greifbarer Melodik zu kompensieren, ist am Ende aber viel zu sehr damit beschäftigt, eine mystische Aura um die beiden neuen Songs zu spannen, als dass hier Einprägsamkeit und leichte Nachvollziehbarkeit auch nur ansatzweise Thema werden könnten.
Wer nun aber denkt, das kanadische Ein-Mann-Projekt würde sich zu stark in seinen finsteren Outputs verlieren, sieht sich getäuscht, denn eine gewisse Leitlinie steckt schon hinter den Nummern von "Vent Fantôme". Die Spannungsbögen sind interessant, die sehr gut ausbalancierte Dynamik sorgt für den einen oder anderen schaurigen Gänsehautaugenblick, und die Symbiose aus minimalistischer Instrumentierung und kontrastreichen Stimmungen entwickelt spätestens zur Halbzeit ein Eigenleben, von dem man sich unverhofft mitreißen lässt.
Denn so sperrig die zwei Songs auch sein mögen, so außergewöhnlich experimentell das Material auch bis zur Ziellinie bleibt, so faszinierend ist am Ende das, was NEIGE ET NOIRCEUR in den jeweils mehr als 20 minütigen Kompositionen zusammengestellt hat. Es sind in der Tat düstere Reisen durch einen unendlich anmutenden Ambient-Kosmos, mit denen der kanadische Act neue Herausforderungen ausruft, und es müsste fast schon mit dem Teufel zugehen, sollten sich Genre-Aficionadios hier nicht binnen kürzester Zeit mitreißen lassen. Denn so abwegig die Wege von "Vent Fantôme" letztlich sind, so intensiv ist schließlich das Erlebte. Was im ersten Moment noch völlig abstrakt und künstlich scheint, ist bei näherer Betrachtung ein zurückhaltendes cineastissches Event, bei dem auch Soundtrack-Liebhaber vieles rausziehen können, was sie an anderer Stelle nicht geboten bekommen. Die Platte braucht ihre Zeit, verdient aber auf alle Fälle eine echte Chance!
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Björn Backes