NEGURA BUNGET - Om
Mehr über Negura Bunget
- Genre:
- Pagan/Black Metal
- Label:
- Aural Music / SPV
- Release:
- 30.10.2006
- Ceasuri Rele
- Tesarul De Lumini
- Primul Om
- Cunoasterea Tãcutã
- Inarborat
- Dedesuptul
- Norilor
- De Piatrã
- Cel Din Urmã Vis
- Hora Soarelui
- Al Doilea Om
Gänsehautmelodien, zwingende Riffs, mannigfaltige Abwechslung - was NEGURA BUNGET auf ihrer neuen Platte "Om" abliefern, lässt sich einzig unter dem Attribut spirituelle Schwärze abfeiern. Denn der eigentlich rote, hier schlicht dunkle Faden des Albums wird in keiner der 67 Minuten zerschnitten, egal ob sie einfach düster vor sich hin trommeln wie bei 'Norilor' oder in bösartigen Black-Metal-Epen wie 'De Piatrã' schwelgen. Die Rumänen zeigen in jeder Sekunde ihre Fähigkeit, das geschichtliche Erbe ihrer Heimat - Stichwort: Transylvanien - in musikalisch unglaubliche Gitarrenmelodien zu kleiden, in begeisternd-schimärenhafte Strukturen, in Pathos ohne Klischees. Denn echter Black Metal ist es nicht mehr, was hier aus den Boxen erschallt. Vielmehr haben es NEGURA BUNGET geschafft, eine Platte aufzunehmen, die romantische Verderbtheit und nacktes Grauen in einen stimmungsvollen Soundtrack verwandelt, der auch nach unzähligen Hördurchläufen noch imstande ist, die Sinne zu bewegen, immer neue Nuancen zu entdecken.
Da gibt es Songs wie 'Dedesuptul', die einfach nach vornhin ausbrechen, um dann in einem königlichen Midtempo-Rhythmus das Dunkle der Nacht anzurufen. Besonders fällt in all solchen Momenten die Stimme von Sänger und Gitarrist Hupogrammos Disciple auf, dessen Organ an manchen Stellen so herzzerfetzend böse und verlassen kreischt, als wäre er selbst ein rumänisches Untier. 'Dedesuptul' hat in diesem Fall noch den Vorteil, dass fast hypnotische Keyboards den Hintergrund des Songs dominieren - und ihn als Musterbeispiel dafür erscheinen lassen, wie ein Sound das emotionale Gefühl der Black-Metal-Bewegung auch ohne deren typische Stilelemente transportieren kann. Jeder Track auf "Om" ist so ein Beispiel, alle haben ihre Berechtigung. Selbst lange Zwischenspiele wie 'Primul Om' nehmen der Platte nicht ihren Fluss, im Gegenteil bestärken sie noch die allgemein tiefschwarz-romantische Grundstimmung durch sanfte Schafglockenklänge und heulende Hörner, die wie Wölfe klingen.
Solche Motive loten die Musiker aus, aber nur als Beispiel für andere magische Atmosphären jenseits dieser Welt, die NEGURA BUNGET mit ihrem Sound eigentlich erschaffen möchten. Hier lohnt sich ein Blick auf die Homepage der Band, versucht sie doch, dem Willen des Universums mit dieser Art von Musik nahe zu kommen. Dieser spirituelle Ansatz lässt sich beispielsweise bei 'Hora Soarelui' hören, das mit seinen Flötenparts trotzdem unglaublich dynamisch wirkt, obwohl das Stück eher als Klagelied angelegt ist - nur die Opulenz der Komposition macht jenes sich einstellende Gefühl der Erhabenheit möglich. Dabei aber vermeiden NEGURA BUNGET den Fehler wie etwa DIMMU BORGIR, ihre reichhaltigen Instrumentenschrank majestätisch zu überreizen. Es dominieren an jeder Stelle nur maximal zwei Instrumente, die sich so im Fokus des Hörers befinden, so dass das Ergebnis nur eine maximale Gänsehaut sein kann. Ein in diesem Sinne berückendes Erlebnis ist 'Cunoasterea Tãcutã', ein Song, der mit seinem hymnisch-klar anmutenden Gesang einen unglaublichen Tiefgang bewirkt.
Ja, hier sind Meister am Werk. In jeder Sekunde. Und sie sind kaum einzuordnen, denn zu viele Stilelemente aus Black- und Pagan-Metal verschmelzen mit sphärischen Momenten. Und alles wirkt organisch, als wäre es genau so geplant: So wird es wohl auch gewesen sein. NEGURA BUNGET hatten mit "Om" ein Konzept im Kopf. Dieser Anspruch ist in seiner Verspieltheit, in seinem unbedingten Drang nach düsternen Stimmungen und seinen geradezu progressiven Songstrukturen genial und unvergleichlich erfüllt. Eine der Platten des Jahres, ohne Zweifel.
Anspieltipps: Alles, weil "Om" ein Kunstwerk in einem Stück geworden ist ...
- Redakteur:
- Henri Kramer