NASTY SAVAGE - Wage Of Mayhem
Mehr über Nasty Savage
- Genre:
- Klassiker
- Label:
- Massacre
- Sardonic Mosaic
- Wage Of Mayhem (Part One)
- Unchained Angel
- Savage Desire
- Witches Sabbath
- XXX
Auch wenn ich unzweifelhaft gern den Spirit der 80er Jahre durch meine Lauscher jage, empfinde ich viele Reunions längst aufgelöster oder gar damals schon überflüssiger Kapellen als eher lästig. Klar, es gab einige rühmliche Ausnahmen in letzter Zeit, aber seien wir ehrlich: wer braucht heutzutage bitte NUCLEAR ASSAULT oder BITCH? Eben!
Ganz anders verhält es sich allerdings mit dem Florida-Fünfer NASTY SAVAGE. Die Kapelle um Underground-Fanatic und Hobby-Catcher Ronnie Galetti aka Nasty Ronnie hat von `85 - `89 drei wegweisende Longplayer sowie die kopfspaltende EP „Abstract Reality“ veröffentlicht, ohne auch nur einen Bruchteil der ihr zustehenden Beachtung zu ernten. Es mag daran liegen, daß das Material der Jungs nicht gerade als `easy listening` anzusehen ist und auch nicht dem damaligen Zeitgeist in puncto Höchstgeschwindigkeit gerecht wurde. Viel mehr konzentrierten sich die Herren Dave Austin und Ben Meyer auf ihren Griffbrettern darauf, möglichst homogen klingende, technisch im höchsten Maße anspruchsvolle Songs zu stricken, die nicht selten an Frühwerke aus dem Hause MERCYFUL FATE erinnerten. Unterlegt vom Druckgewitter Curtis Beesons bildeten sie das auf allen Veröffentlichungen gleichbleibende Vierergespann. Da fehlt doch einer, werden jetzt aufmerksame Leser rufen. Und richtig: Die Jungs hatten einfach kein Glück mit der Besetzung des Viersaiters. So mußte Urbassist Fred Dregischan aufgrund eines Unfalls seine musikalischen Ambitionen auf Eis legen. Sein ungarischer Nachfolger Deszo Istvan Bartha, der uns auf dem extrem heftigen Zweitwerk „Indulgence“ gar mit dem hyperspeedigen Eigenkomposition „Inferno“ in Ekstase zu versetzen vermochte, war zu jung und Chris Moorhouse, der nur auf besagter Wahnsinns EP zu hören ist, verstarb nach einem Autounfall. Den Schwanengesang „Penetration Point“ intonierte dann Richard Batemann. Und auch wenn dieses letzte Album für NASTY SAVAGE-Verhältnisse eher gutklassig klingt, so haben sie auch hier mit „Irrational“ oder dem Instrumental „Horrizentical“ einige Nackenbrecher der Güteklasse 1A abgeliefert.
Seit dem 98er Auftritt auf dem Bang Your Head!!!-Festival gerüchtet es gewaltig über ein neues Album. Und genau dieses liegt nun hier nach weiteren fünf Jahren tatsächlich vor mir. Naja, eigentlich ist diese EP hier der Appetizer für den Longplayer, der im Sommer auf uns losgelassen werden soll.
Zu hören ist tatsächlich das Line Up der 89er Scheibe –also nicht das Original Line Up, wie im Infosheet verkündet wird– und mit „Sardonic Mosaic“ und „Wage Of Mayhem (Part One)“ bekommen wir auch ernsthaft ZWEI neue Nummern geboten. Desweiteren bietet uns diese EP noch das legendäre 84er Demo, das mit knapp 6000 verkauften Einheiten wohl zu den bestverkauften Demos überhaupt zu zählen sein dürfte. Das Ganze im verbesserten Soundgewand; man beachte die durchschlagenden Drums im Gegensatz zum dünnen Geploppere auf dem Original.
Wenn man von der kurzen Spielzeit –knappe 25 Minuten– absieht, bekommt der geneigte Musikliebhaber hier aber 6 Nummern offeriert, die KEINE Wünsche offen lassen. Die neuen Nummern klingen genau so, wie ich mir das von einer herausragenden Band wie NASTY SAVAGE wünsche.
„Sardonic Mosaic“ wird gleich von Curtis mit rasender Doublebass eingeläutet, bis dann Ronnie mit seiner sehr kraftvollen, unverwechselbaren Stimme zum Einsatz kommt. Die Klampfenfraktion rifft sich erst mal kräftig nach vorne schiebend durch die Boxen, bis dann mit herrlich hohen Backing Vocals und einigen Überraschungsbreaks die typischen Trademarks zum Vorschein kommen. Sie haben es nicht verlernt! Geil-o-mat!
Vor allem die abgehackte Rhythmik kommt dermaßen mitreißend, daß ich noch Stunden später die Beats im Ohr habe. Mit „Wage Of Mayhem (Part One)“ haben sich die Buben vor allem lyrisch ein paar Scherze erlaubt. Nicht nur, daß das legendäre Demo eben diesen Titel trug, sondern auch der Text an sich beschreibt eine Reise durch den 80er Underground, in dem sich Mr. Galetti als Fanzinsecribbler ja extrem gut auskennt.
Über das herausragende Material des Demos noch groß Worte zu verlieren, käme einem Eulentransport nach Athen gleich. Während „XXX“ und „Unchained Angel“ später in anderen Versionen auf regulären Alben zu genießen waren, verblieben „Savage Desire“ und das göttliche „Witches Sabbath“ bislang unveröffentlicht. Vor allem bei der zweiten Nummer eine absolute Schande, handelt es sich hierbei doch um einen herrlich mystisch eingeleiteten Gruselrocker, den auch King Diamond nicht besser hätte schreiben können.
Gerade beim alten Material fallen die extrem (!) spitzen Schrei von Ronnie angenehm ins Ohr. Man darf sich fragen, wieviele TV Sets er sich damals während der Aufnahmen über den Schädel gezogen hat.
Da die Chose dann auch noch zum angenehmen Endverbraucherpreis in die Läden kommen soll, steht einer Anschaffung eigentlich nichts mehr im Wege.
Ich bin auf jeden Fall mächtig gespannt auf das komplette Album und hoffe, nun auch endlich in den livehaftigen Genuß der Jungs zu kommen, die ja vor allem auf der Bühne zu wahren Monstern werden.
Meine Angst, daß NASTY SAVAGE anno 2003 nach Death Metal klingen könnten – s. Ronnies Band INFERNAL – waren zum Glück völlig unberechtigt. Hier dürfen wir ein absolutes Highlight erwarten!
Anspieltips: die EP
- Redakteur:
- Holger Andrae