NASTY SAVAGE - Psycho Psycho
Mehr über Nasty Savage
- Genre:
- Techno Thrash
- Label:
- Metal Blade/SPV
- Release:
- 22.03.2004
- Psycho Psycho
- Hell Unleashed
- Anguish
- Human Factor
- Terminus Maximus
- Dementia 13
- Step Up To The Plate
- Return Of The Savage
- Triumphal Entry
- Betrayal System
- Savage Desire
- Merciless Truth
Diesem Album habe ich wirklich entgegen gefiebert! Hatte der Kurzplayer "Wage Of Mayhem" im vergangenen Jahr bereits mächtig Appetit auf mehr gemacht, so knüppelt uns der eröffnende Titelsong von "Psycho Psycho" gleich mit einem dermaßen wuchtigen Doublebass nieder, dass ich ehrfürchtig niederknie! Was für ein Einstieg!
Darüber griffeln sich Dave Austin und Ben Meyer ein paar herrliche Riffs aus den Fingern. Beeindruckend! Im Hintergrund pumpt Richard Bateman drückende Bassläufe aus den Boxen, so dass der Rezensent unwillkürlich beginnt, seine nicht (mehr) vorhandene Matte kreisen zu lassen. Was fehlt noch zum absoluten Glück? Richtig, der abgefahrene, kaftvolle, teils sirenenhaftige Gesang von Hobby-Catcher Ronnie Galetti. Und dann kommt er: aggressiv, kraftvoll, unverkennbar! Allein schon die Phrasierung ist einzigartig! Diese Stimme erkennt man unter Tausenden heraus! Wie ein Chamäleon wandelt sich sein Organ, ohne dabei zu einer Sekunde an Ausstrahlung zu verlieren. Leider vermisse ich die ganz (!) hohen Schreie ein bisschen.
Ansonsten bietet 'Psycho Psycho' alle geliebten Trademarks, die wir solange schmerzlich vermissen mussten. Ein hypnotischer Chorus, der sich ins Ohr fräßt, ein paar abgedrehte Breaks, herrlich melodische Gitarrenideen über einem Rhythmusgewitter, das einem Orkan gleich kommt. 'Hell Unleashed' eröffnet beinahe wie ein Doom-Song, mutiert im Verlauf aber zum schädelspaltenden Nackenbrecher mit ausgesprochen tiefen (!) Vocals. Herrlich! Während ich immer noch auf spitze Schreie warte, erfreut 'Anguish' mit überragenden Gitarrenharmonien. Und da sind sie! Aber nicht von Ronnie, sondern von seinem Wrestilng-Kumpel Chris Jericho, der hier in höchsten Höhen ins Mikro quiekt. Coole Sache! Bei 'Human Factor' drosselt der Florida-Fünfer – ich nenne sie mal so, auch wenn Dave umgezogen ist – das Tempo und animiert so zum gepflegten Headbangen. Aber Achtung, bei den häufigen Taktwechseln nicht aus dem Rhythmus geraten! Und auch wenn wir hier gar zweistimmige Vocals in hohen Regionen erleben können, konzentriert sich Nasty Ronnie auf tiefere Lagen. So auch beim Intro des folgenden 'Terminus Maximus', welches manchmal schon bedächtig nahe am Death Metal kratzt. Mit 'Dementia 13' werden Erinnerungen an den ersten Longplayer geweckt. Atemberaubende Gitarrenarbeit, dazu völlig abgefahrene Gesangsharmonien, die sicher nicht nur mich an MERCYFUL FATE erinnern werden. Eine typische NASTY SAVAGE-Nummer halt!
Damit hätten wir die erste Hälfte dieses Meisterwerks überlebt. Und was soll ich sagen? Der zweite Teil ist nicht minder grandios. Während 'Step Up To The Plate' noch ziemlich ruppig einsteigt, offeriert 'Return Of The Savage' erneut harmonisch-vertrackte Songstrukturen, wie sie eben nur NASTY SAVAGE schreiben können. Auffällig sind der sehr akzentuierte Gesang, den man trotz allen instrumentalen Gescheppers auch ohne Textblatt komplett verstehen kann, und die Tatsache, dass man anno 2004 verstärkt auf wuchtige Beats setzt. So hämmert 'Triumphal Entry' mit dominanter Gewalt in die Magengegend und 'Betrayal System' verzückt wieder mit exquisiter Lyrik. Zu 'Savage Desire' muss ich wohl nichts mehr sagen, außer dass die Neuaufnahme zwar deutlich wuchtiger, aber auch etwas "uncharmanter" klingt, da Ronnie einige Gesangspassagen tiefer gelegt hat. Trotzdem hat dieser Songs nichts an seiner Ausstrahlung verloren. Als Rausschmeißer dient mit 'Merciless Truths' ein weiterer verdrehter Nackenschrauber, der mich sofort die "Replay"-Taste betätigen lässt. Vorher bekommen wir als kleine hypnotische Massage aber noch die Gesangsspur des Titelsongs eingetrichtert. Als ob der nicht noch vom erstmaligen Hören in den Gehirnwindungen schlummern würde.
Mit "Psycho Psycho" melden sich NASTY SAVAGE mehr als lautstark zurück. Der Truppe ist es spielend gelungen, den Standard ihrer alten Werke zu erreichen und den von "Penetration Point" gar locker zu übertreffen. Sie haben ihre typischen Trademarks mit einigen Veränderungen versehen, ohne dabei einen Stilbruch zu begehen. Insgesamt wurde der Sound etwas aggressiver, ohne dabei aber die faszinierenden Harmonien zu vergessen. Im Gesangsbereich ist die Reduzierung der hohen Passagen zu verschmerzen, die aber nicht auf Kosten der Originalität geht. Sämtliche Kompositionen fügen sich hervorragend ins bisherige Schaffen der Band und ich kann nur hoffen, dass Metal Blade die Jungs nun endlich auf Deutschlandtour holen!
Anspieltipps: Psycho Psycho, Dementia 13, Hell Unleashed, Anguish, Betrayal System
- Redakteur:
- Holger Andrae