NANOVOICE - I Sell Sex
Mehr über Nanovoice
- Genre:
- Electro Pop Rock
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Mozcito/BOB-Media
- Release:
- 28.11.2014
- Intro
- 3 Seconds
- Stop
- Treibsand
- Flying High
- I Sell Sex
- Technogirl
- Die Welt ist Mein
- Rainbow
- LuxusF
- Schizophrenic Love
- Melancholie
- The Moon
- Zeig Mir
Elektro-Schock-Mucke aus Berlin: Mal intelligent und tiefgründig, mal vulgär und plakativ.
Ich zitiere mal aus dem Booklet: "Wir wollen kaputt machen und diejenigen, die empört schreien, sind die Nächsten, denen wir in unserem innersten Abgrund begegnen." Klingt ein wenig nach provokativem Aggro-Gebolze, oder? Aber falsch, NANOVOICE ist Elektro-Pop, ein Genre, das mich dieses Jahr sehr freudig überrascht hat. Dass NANOVOICE aber weit weg vom künstlerischen Art-Pop von Bands wie MINDSTRIP oder NO:CARRIER ist, wird schon beim Betrachten des vorab veröffentlichten Videos zu 'Treibsand' klar.
NANOVOICE ist darauf aus, zu provozieren, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten, die Abgründe aufzuzeigen. Blutige, nackte Menschen in Käfigen mit Schaum vorm Mund, Drogen, Gewalt, gewalttätige Sexspiele, all dies darf man sich in dem künstlerisch durchaus anspruchsvoll inszenierten Video ansehen, auf das die Musik wie Faust auf Auge passt. Straighte, tanzbare, harte Elektro-Rhythmen treffen auf anklagenden Sprechgesang, aber auch immer wieder auf intelligente, pfiffige Arrangements. 'Treibsand' ist ein richtig guter Song!
Leider ist dies nicht auf das ganze Album übertragbar. Manchmal ist mir NANOVOICE einfach zu plakativ, zu überdreht, zu jugendlich. Für so Themen wie wilde Drogen-Partys und abgründige Sexorgien fühle ich mich einfach etwas zu alt. Mag sein, dass NANOVOICE der Geheimtipp in der Berliner Partyszene wird (die Band stammt ja aus der Hauptstadt), doch diese ist sehr weit weg vom Rest Deutschlands, und woanders auf der Welt wird NANOVOICE mit den deutschen Vocals wohl kaum für Interesse sorgen. Und Lieder wie der Titelsong 'I Sell Sex' mit seinem Gestöhne oder das völlig hohle 'Technogirl' nerven galore. Doch NANOVOICE kann auch immer wieder überraschen, vor allem wenn man am Ende etwas zarter, poppiger und nachdenklicher wird ('Melancholie', 'The Moon' und 'Zeig Mir'). So ist "I Sell Sex" alles in allem eine interessante Hörerfahrung, die man gleichermaßen mögen wie hassen kann. 'Treibsand' ist auf meiner "Songs-2014"-Liste. Die Chance, dass die volle CD noch öfter läuft, ist indes eher gering.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Thomas Becker