NAAM - Vow
Mehr über Naam
- Genre:
- Psychedelic Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Tee Pee Records/Cargo
- Release:
- 07.06.2013
- Silent Call
- Vow
- In And Thru
- Pardoned Pleasure
- Laid To Rest
- Brightest Sight
- On The Hour
- Skyscraper
- Midnight Glow
- Beyond
- Adagio
Psychedelic Rock einmal anders – kraftvoll und düster
Gibt es irgendjemanden, der daran zweifelt, dass Psychedelic Rock auch mit einer mitreißenden Dynamik vorgetragen werden kann? Wer "Vow" hört, braucht kein "breitgekifftes Hirn", schon der Titeltrack ist solch eine eindrucksvolle, trotz des psychedelischen Flairs wunderbar treibende Nummer. Und diese Orgel, oh yeah!
Dass NAAM eine etwas andere Band im psychedelischen Kosmos ist, zeigt nicht nur der vermutlich einmalige Umstand, dass sie vor zwei Jahren eine 7'' mit NIRVANA-Covertracks unter's Volk brachte. Auch stilistisch ist das Ganze nicht gerade alltäglich. Die Klangfarben ihres Psychedelic Rock sind gar nicht so hippiemäßig farbenfroh, wie man vielleicht vermuten könnte, es dominieren eher die dunkleren Töne. Neben der treibenden, ja vergleichsweise wuchtigen Intonierung lässt vor allem dieser leicht düstere Charme der dennoch recht fluffigen Songs aufhorchen.
Wer darüber sinniert, ob die aktuelle JEX THOTH sich vielleicht doch in zu viel seichter Schwurbelei verliert und mehr Schmackes in den Backen vertragen würde, der könnte bei NAAM sein Glück finden. Zwar ohne Frauengesang und auch keinerlei Nähe zu Okkultem, aber dafür schwurbelt es ordentlich und vor allem ohne Schlenker direkt nach vorne. Derart losrocken – da fällt mir im psychedelischen Bereich am ehesten BLACK MOUNTAIN und vor allem deren großartiges 2008er Album "In The Future" ein. Und tatsächlich ist das stilistisch und von der klanglichen Ausgestaltung her gar nicht so weit weg von NAAMs "Vow". Ein bisschen könnte man sich auch an BABY WOODROSE erinnert fühlen (nicht nur wegen der Percussions), aber auch hier eben mit noch mehr Gradlinigkeit.
Vorsicht ist allerdings geboten: Obwohl da oben elf Stücke aufgelistet sind, verdienen eigentlich nur fünf das Prädikat "Song". Vorne dran die absolut mitreißenden 'Vow' und 'Beyond' (mit das Beste, was in letzter Zeit in diesem Genre zu hören war), aber auch 'Pardoned Pleasure', 'On The Hour' und 'Midnight Glow' überzeugen mit tollem Georgel und einem prägnanten Rhythmus, der "Rock" sagt und nicht "Psych". Der Rest entfällt jedoch auf kurze Zwischenspiele oder eben wirklich spacige, vor sich hin wallende Füllsongs, die nicht zwangsläufig notwendig gewesen wären. Auf einer Psychedelic-Rock-Platte turnen solche verträumten Klangflächen zwar keineswegs ab ('Skyscraper' könnte zum Beispiel fast eine melancholische DOORS-Nummer à la 'The End' light sein), aber das überragende Kraftfutter beschränkt sich auf die fünf genannten Nummern. Und die sind ihr Geld absolut wert. Das macht NAAM aus und diese Platte so besonders. Deshalb kann trotz der leichten Langatmigkeit in punkto Zwischenspiele immerhin die zweithöchste Punktetafel im Repertoire gezückt werden. Very well done!
Anspieltipps: Vow, Beyond
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer