NCOR - Tiefenrausch
Mehr über NCOR
- Genre:
- Synthi-Pop / Dark Wave
- Label:
- Zeitbombe (Strange Ways) / Indigo
- Release:
- 24.02.2003
- An dunklen Tagen
- Das Biest
- Das Leid
- Schwarz
- Elektrowelt
- Tragödie
- Was ist wahr
- In die Einsamkeit
- Kontraste
- Silver Surfer
- Teufel lacht
- Seelenschmerz
- Dunkle Seite
NCOR wären gern der neue Stern am Himmel der deutschen Düsterelektronik, und wenn man Selbstdarstellungen und allerlei Lobpreis Glauben schenkt, hat man hier ein intellektuelles, Stilgrenzen brechendes, tiefgründiges Meisterwerk vorliegen. Auf derlei reagiere ich natürlich erst einmal mit einem Stirnrunzeln und Skepsis. Die Hintergrundinfos von Band und Label machen bezüglich der Musik auch durchaus ihren Sinn, aber es bleibt bei mir ein zwiegespaltener Gesamteindruck, denn meines Erachtens wird das Debütalbum „Tiefenrausch“ den Erwartungen nicht gerecht – und ist lange nicht so bissig wie das nette Haustierchen auf dem Coverbild es suggerieren möchte, weder musikalisch noch textlich.
Die Ansätze sind gar nicht schlecht; es wird in der Tat recht übergreifend zwischen Dark Wave, Synthie-Pop, NDW und EBM / Industrial gearbeitet, klingt aber in der Grundstruktur doch alles irgendwie ähnlich und nicht so abwechslungsreich, wie die Ansätze es zuließen. Die durchweg gut tanzbaren Songs sind allesamt mit etwas über drei Minuten knackig knapp gehalten und folgen zumeist den typischen Wiederholungsmustern, allerdings durchsetzt mit interessanten elektronischen Spielereien. Etwas mehr Variation in den Arrangements hätte gut getan; vielleicht etwas Balladeskes dazwischen oder zumindest der eine oder andere längere, etwas tiefschürfender aufgearbeitete Song. Die deutschen Texte sehen ähnlich aus; einige Passagen lassen sich gut an, aber zumeist kommt doch der Eindruck, die gut geschüttelte Düsterklischeekiste wurde ausgeräumt. Dafür geben NCOR auch durchaus eine Erklärung auf ihrer Homepage an; die könnt ihr euch ja mal geben und dann selbst entscheiden, ob ihr diese für euch annehmen könnt, ich jedenfalls kann mich nicht so recht damit anfreunden.
„Tiefenrausch“ ist ein vernünftiges, gut hörbares Album geworden, das sicherlich ein Reinhören wert ist und mit dem einen oder anderen Stück in den Clubs landen wird, aber da wäre noch etwas mehr drin gewesen, zumindest wenn man sich selbst mit solch hoher Erwartungs- und Anspruchshaltung präsentiert. Da hilft es auch nichts, dass Sänger und Texter Kevin, seines Zeichens Ex-Model, eine recht appetitliche Figur macht und live sicherlich einen netten Anblick abgibt.
Anspieltipps: An dunklen Tagen; Das Biest; Tragödie; Dunkle Seite
- Redakteur:
- Andreas Jur