MOTORPSYCHO - Here Be Monsters
Mehr über Motorpsycho
- Genre:
- Progressive / Psychedelic Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Stickman/Soulfood
- Release:
- 12.02.2016
- Sleepwalking
- Lacuna / Sunrise
- Running With Scissors
- I.M.S.
- Spin, Spin, Spin
- Sleepwalking Again
- Big Black Dog
Erst Champagner-Cocktail, dann Wirbelsturm: Here be MOTORPSYCHO!
Das zerbrechliche Piano von 'Sleepwalking' ganz zu Anfang erinnert mich an eine meiner absoluten Lieblings-Scheiben: "Kadath:Decoded" von PAYNE’S GRAY geht so ähnlich los. Doch ein prog-metallisches Frickel-Feuerwerk ist natürlich auch MOTORPSYCHOs siebzehntes Album nicht. De facto ist "Here Be Monsters" sogar verhältnismäßig ruhig und ausgeglichen, vor allem verglichen mit dem freakigen Jazz-Prog-Ungetüm "The Death Defying Unicorn" mit Ståle Storløkken (u.a. ELEPHANT 9), welches ebenso eine Sonderstellung in meinem CD-Regal einnimmt. Doch man muss nicht immer klotzen, um ein großartiges Prog-Album aufzunehmen, denn auch "Here Be Monsters" wird in der bunten Welt der Musik-Liebhaber schon wochenlang abgefeiert. Und das zurecht!
Gründe hierfür sind einfach zu nennen. MOTORPSYCHO inszeniert seine Musik in geistiger Brüderschaft mit den ganz Großen der Rock-Szene, allen voran PINK FLOYD und KING CRIMSON, und bringt es obendrein fertig, einen respektvollen Abstand zwischen diesen und dem eigenen Werk zu schaffen. Zum federleichten 'Lacuna/Sunrise' kann man sich wunderbar mit Champagner-Cocktail in der Hand eingrooven. Passagenweise höre ich hier fast einen Carlos Santana an der Gitarre, doch der ist nur kurz auf Besuch bei den Norwegern. Auch 'Running With Scissors' ist extrem fluffig und rieselt wie Meeres-Sand durch die Zehen, doch bei 'I.M.S' wird es dann das erste mal so richtig ernst. Es wird herrlichste "Motorpsychedelia" geboten, kontrollierte Offensive geht in drogenparty-mäßige Wildheit über, und die mehrstimmig sich überschlagenden Gesänge sind tollstens. 'Spin, Spin, Spin' ist dann eine Cover-Version einer alten amerikanischen Psych-Band namens H.P. LOVECRAFT aus dem Jahre 1968, die sowohl im Original als auch in der einfühlsamen MOTORPSYCHO-Version sehr lohnenswert ist. Dann wird noch einmal Schlaf gewandelt (die kurze Wiederholung dieses Pianoparts ist eines der vielen kleinen Details, die ich bei der Scheibe besonders toll finde), bevor mit 'Big Black Dog' am Schluss das Longtrack-Monster folgt, das musikalisch am ehesten noch an das "Death Defying Unicorn" heran reicht. Wieder hauchzart beginnend, wird über die Zeitspanne auch ohne Jazz-Orchester eine beeindruckende Dynamik und Lautstärke erreicht. Andere Bands würden hier sicher mit dem Begriff "cinematisch" werben, und die Bilder würden hier tosende Stürme und zerberstenden Eisberge vor der Kulisse in einer langen dunklen Polarnacht zeigen. Was für eine Energie!
Ihr merkt schon: MOTORPSYCHO ist mal wieder ganz MOTORPSYCHO und begnügt sich nicht mit nur einem Stil und nur einer Stimmung. Relaxtes Strand-Feeling, alles niederwalzende Wirbelstürme und so einiges dazwischen findet sich auf ein und demselben Album wieder. Und gerade weil die lauten Passagen heuer eher spärlich eingesetzt werden, wirken sie im Gesamtbild um so nachhaltiger. So denke ich, dass "Here Be Monsters" eines dieser Alben ist, an die man sich lange erinnern wird.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Thomas Becker