MERRIMACK - The Acausal Mass
Mehr über Merrimack
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- AFM (Soulfood)
- Release:
- 22.06.2012
- Vestals Of Descending Light
- Arousing Wombs In Nine Angles Pleroma
- Gospel Of The Void
- Beati Estis Cum Maledixirint Vobis
- Hypophanie
- Obstetrics of Devourment
- Worms in the Divine Intestine
- Abortion Light
- Liminal Matter Corruption
Typisch Französisch
Frankreich hat meiner Meinung nach mit Schweden und Deutschland momentan die interessanteste Black Metal Szene und vielleicht die abartigste, man denke nur an so groteske Auswüchse wie DEATHSPELL OMEGA oder ANTAEUS. Das heißt für MERRIMACK vor allem, dass sie sich an einer verdammt hohen Messlatte orientieren müssen, noch dazu, da man sich im orthodoxen Sektor des Genres verorten lässt und dadurch mindestens ebenso starke internationale Konkurrenz wie FUNERAL MIST bekommt. Da ich die Band leider erst mit diesem Opus kennen gelernt habe, fehlt mir natürlich die Urteilskraft in Hinblick auf etwaige Entwicklungen musikalischer Art. Nichtsdestotrotz wusste mich "The Acausal Mass" nachhaltig zu fesseln.
Der alles zerstörende 50-Sekunden Blast zu Anfang des Albums ist eine klare Ansage, jedoch nicht das ganze Programm. Schlagzeuger Blastum macht seinem Namen zwar hin und wieder alle Ehre, glänzt aber vor allen Dingen mit Abwechslung und Vielseitigkeit. Das Gleiche gilt für die Kompositionen an sich: Man betont zwar, dass man sich dem klassischen Black Metal verbunden fühlt, was sicherlich zu jeder Sekunde mehr oder weniger deutlich spürbar ist, geht aber, im Gegensatz zu z.B. den Genrekollegen von ENTHRONED, einen oder zwei Schritte weiter in die Dunkelheit. Dabei ist ein sehr vielschichtiges Album herausgekommen, welches sich an vielen Stellen schon beim ersten Hören einprägt, gleichzeitig jedoch auch beim zehnten Durchgang noch neue Details aufzuzeigen weiß.
In Sachen Komposition geht man nicht ganz so radikal im Beschreiten neuer Wege vor, wie gewisse Landsmänner und so ist es vor allem das intelligente Abwechseln schleppender, midtempo, in rasender Vernichtung glänzender und atmosphärischer Parts, welche Komplexität und Abwechslung generieren. Ja, es gibt quasi alles auf diesem Album, und meistens auch in und an einem Stück, was diesen eine ziemliche Dichte verleiht, zumal sie im Schnitt "nur" fünfeinhalb Minuten lang sind. Passend zum kryptischen Duktus der Titel und Texte schleicht sich die Musik oftmals quasi von hinten an um einen dann brutal zu packen. Ein gutes Beispiel hierfür ist 'Gospel Of The Void', der sich eine ganze Weile in sinistren Akkorden ergeht, bis das Tempo in einem kurzen, rasenden Ausbruch angezogen wird und schwarze Hornissenschwärme aus den Boxen zu quellen scheinen. Das Tempo wird wieder gedrosselt, und eine geschmackvoll gespielte Leadgitarre erhebt sich über die Verwünschungen Sänger Vestals', bevor das Stück wieder in die Dunkelheit zurückfällt, aus der dieses Album zu entstehen scheint. Die Stücke halten durchweg das hohe Niveau und den Grad an Abwechslung, wobei ich zusätzlich noch 'Abortion Light' hervorheben möchte, indem Vestal von dem kranken Organ Mortuus' (MARDUK, FUNERAL MIST) unterstützt wird.
Für die Aufnahmen hat man sich Richtung Schweden, ins Necromorbus Studio, begeben, welches die zentrale Anlaufstelle für orthodoxe Black Metal Bands geworden zu sein scheint und diese immer wieder mit einem erstklassigen Sound versorgt, wie auch hier. Die Stücke der Akausalen Messe tönen gerade für eine Black Metal Produktion sehr klar und druckvoll aus den Boxen. Das ist ganz sicherlich nicht jedermanns Sache, verleiht dem Album aber zusammen mit der intelligenten Kompositionsweise und dem gelungenen, schlichten Artwork eine moderne und kalte Note, weitab ausgelatschter Genrepfade.
Mit "The Acausal Mass" liefern MERRIMACK ein durchdachtes, klug komponiertes Stück orthodoxen Black Metal ab, welches gut mit der Konkurrenz mithalten kann, ohne zu kopieren. Da man sich nie im absoluten Chaos verliert und der Sound sehr klar ist, bleiben schon beim ersten Hördurchlauf Teile hängen, auch wenn das Material auf voller Länge sicher eine Herausforderung darstellt. Dieses Album ist komplex, finster, morbide, steril und kalt zugleich und dabei auch noch richtig gut – typisch Französisch, ist man geneigt zu sagen. Anspieltipps: 'Gospel Of The Void', 'Abortion Light'
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Christian Schwarzer