MAJESTY OF SILENCE - Die Schöpfung Tohuwabohu
Mehr über Majesty Of Silence
- Genre:
- Melodic Black Metal
- ∅-Note:
- 5.00
- Label:
- Boersma Records
- Release:
- 10.09.2021
- Wiederauferstehung
- Die Korrektur
- Sei Gedankt
- Das Ritual
- Das Letzte Spiel
- Es Tut Uns Leid
- Stechpalmenholz
- Schönes Finale
- Ein Haus Am Meer
- Rolf
- Willkommen Zu Hause
- Seelensammler
- Schalt Es Aus
- Stille
Lasst das Chaos regieren!
Ist das Kunst oder kann das weg? Unweigerlich fand dieses umgangsprachliche Sprichwort immer wieder den Weg in meine Gedanken, wärhend ich mich mit "Die Schöpfung Tohuwabohu" des Schweizer Zwei-Mann-Projekts MAJESTY OF SILENCE beschäftigte. Denn was von Boersma Records unter dem Genre-Aufhänger Melodic Black Metal vermarktet wird, hat außer dem musikalischen Fundament wenig mit anderen Bands dieser Spielart gemein und ist insgesamt eine schwer verdauliche Angelegenheit.
Doch fangen wir vorne an, wo 'Wiederauferstehung' erst einmal wie ein handelsübliches Intro beginnt, um später in eine wilde Klangcollage aus Sprachfetzen, verzerrten Gitarren und Sound-Effekten auszuarten. Damit zeigt diese Eröffnungsnummer in Mikrokosmos auf, was mich persönlich auch in den weiteren knapp achtzig (!) Minuten stören wird, denn schon hier stehen sich der künsterlische Anspruch der Schweizer und der Fluss des einzelnen Songs immer wieder im Weg. Immer wenn ein Song auf "Die Schöpfung Tohuwabohu" gerade Fahrt aufnimmt und dem Hörer ein paar musikalische Widerhaken ins Gehirn pflanzt, wird der rote Faden wieder durch dissonante Orchester-Einschübe, den nächsten Sprachfetzen oder den sehr gewöhnungsbedürftigen Sprechgesang gekappt. Dazu kommt, dass das Duo auch stilistisch ein so wildes Potpourri abliefert, dass die Songs auch locker von verschiedenen Bands stammen könnten. So erinnert 'Das Ritual' mit seinem getragenen Beginn an Gothic-Rock, während der orchestrale Black Metal in 'Sei gedankt' eher an CRADLE OF FILTH denken lässt. Schlussendlich gibt es auch ein paar EDM-Einflüsse zu vernehmen, wenn in 'Ein Haus am Meer' die Synthesizer das Zepter übernehmen. Fortgesetzt wird das musikalisch Chaos in einer ebenso unaufgeräumten Produktion, bei der vor allem der Gesang und die Sprachfetzen viel zu weit im Vordergrund stehen und deren hohe Kompressionsrate an die unschönen Loudness-War-Zeiten um den Relase von METALLICAs "Death Magnetic" herum denken lässt.
Was nach auf den ersten Blick nach einem vernichtenden Urteil klingt, möchte ich aber doch ein wenig relativieren. Denn wenn sich die Schweizer nicht als verrückte Strippenzieher eines abgedrehten Hörspiels verstehen und den musikalischen Ideen mehr Raum zur Entfaltung geben, dann enstehen dabei durchaus interessante Symphonic-Metal-Nummern wie 'Die Korrektur' oder das bereits erwähnte 'Ein Haus am Meer', dem die bereits erwähnten EDM-Anleihen durchaus gut zu Gesicht stehen.
Wer sich an den Langspieler herantraut, muss aber zwei Dinge wissen: Zum einen ist "Die Schöpfung Tohuwabohu" kein Album, das man einfach so nebenher konsumieren kann, sondern in das man sich mühevoll hineinwühlen muss, um zumindest in Teilen dem Wahnsinn folgen zu können. Zum anderen versteht sich die Scheibe mehr als musikalisch untermaltes Extreme-Metal-Hörspiel denn als klassisches Album. Der letzte Punkt ist es dann auch, der mich am meisten stört, denn für mich liefert das Tohuwabohu der beiden Schweizer einfach zu wenig handfeste und starke musikalische Ideen, um als gutes Album in die Metal-Geschichte einzugehen.
- Note:
- 5.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs