MAGENTA - The White Witch
Mehr über Magenta
- Genre:
- Klassik
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- JFK
- Release:
- 28.10.2022
- Part I: Sacrifice
- Part II: Retribution
- Part II: Retribution
Zimmer lässt grüßen.
Entgegen seines Folk-Rock-Ausflugs "The Ringmaster, Part 1 & 2" vor rund einem Jahr, legt Robert Reed als MAGENTA die gitarrenorientierten Arrangements zur Seite, und präsentiert uns mit "The White Witch" eine sinfonische Trilogie, die ausschließlich aus Orchestrierungen besteht. Augenscheinlich hat dies zwar wenig mit Rock und Metal zu tun, doch vor lauter Epik, Dramatik und Spannung in höchsten Tönen kommen wir einfach nicht umhin, diesem Monument die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Gemeinsam Christina Booth und Les Penning am Gesang sowie Katie Axelsen an der Flöte und Sam Baxster an der Oboe erweckt Robert Reed die weiße Hexe zum Leben – diesmal eben mit Bläsern statt Klampfen und Streichern statt Keyboard-Sounds.
Ein voluminöser Sound, allerlei Parallelen zu Hans Zimmer, Howard Shore, Danny Elfman, John Williams, also dem Who-is-who des internationalen Filmmusik-Olymps, und Momente, in die man regelrecht eintauchen kann. Und da MAGENTA schon vor mehr als 20 Jahren das "The White Witch"-Konzept in fünf Teilen vertonte, erscheint ein Großteil der damaligen Fragmente heute in überarbeiteter Form erneut und bildet mit gänzlich neuem Material diesen durch und durch faszinierenden, bewegenden Ausflug in die Sinfonie. Ob nun Christina zu ihrem zärtlichen Gesang einsetzt, Chris Fry kurzerhand zur Konzertgitarre greift, ob Les durch seine Spoken-Word-Intros dem gesamten Konzept einen wirkungsvollen Rahmen verleiht oder Robert selbst sich in seinen Orchestrierungen, zu mal nachdenklich introvertierten, mal lautstark extrovertierten Tönen in einen Rausch begibt – "The White Witch" hat durch die 50-minütige Bank weg einen enormen Spannungsbogen, lädt zum Träumen ein und packt uns an den progressiveren Geschmacksrezeptoren.
Passend zum Artwork ist auch "The White Witch" in drei Parts unterteilt. Während die zahlreichen Parallelen und Aha-Momente im eröffnenden 'Sacrifice' noch zum Schmunzeln und Genießen anregen, wirkt 'Retribution' noch voller, ausufernder und folklastiger ob zahlreicher Spielereien. Musikalisch am beeindruckendsten setzt 'Survival' dem Opus die Krone auf, das mal episch, mal melancholisch, mal dramatisch den Film vor dem geistigen Auge ablaufen lässt. In Gänze braucht "The White Witch" zweifelsfrei den einen oder anderen Durchgang zur vollen Entfaltung, doch hinter der etwas kargen Fassade eines einfachen Digipacks mit recht unscheinbarem Booklet verbirgt sich (Film-)Musik, die Zimmer, Elfman und Co. nicht einfallsreicher und hochklassiger hätten gestalten können. Wer dem Alltag und der rockigeren Seite MAGENTAs also entfliehen und seinem Geschmack eine neue Facette hinzufügen will, der darf gerne von der weißen Hexe verzaubert werden.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp