LYZANXIA - Mindcrimes
Mehr über Lyzanxia
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Smd Prt (Sony)
- Release:
- 24.05.2004
- Time Dealer
- Medulla Need
- Damnesia
- Mind Spliz
- Dusk
- Gametime
- My Blank Confession
- Black Side
- Silence Code
- D.M.
- Fugitive
- Glass Bones
Die Vorschusslorbeeren eilen den neuen französischen Death-Metal-Stars mit dem etwas merkwürdigen Namen LYZANXIA meilenweit voraus: Bester Newcomer in Rock Hard im letzten Jahr (dabei haben sie eigentlich schon zwei Alben und existieren auch schon seit 1996), längst Kultstatus in Japan, mächtige Selbstbeweihräucherung im Promo-Info undsoweiterundsofort. Was gibt diese Band wirklich her, wenn man ihr aktuelles Album "Mind Crimes" auf Herz und Nieren prüft? Kurz gesagt: Eine Menge. Und dabei machen sie nur dasselbe, was hunderte anderer Bands auch machen: Melodischen, schwedischen Death Metal Marke alte IN FLAMES und Co. mit ordentlich Drive und einer großen Portion Gitarrengeschrubbe. Mit zwei kleinen Unterschieden: LYZANXIA sind zum einen verflucht gute Songwriter, wissen wie man den Kern eines Tracks findet, diesen punktgenau ausspielt und haben zweitens (und das entpuppt erst im Laufe der Platte sich als Vorteil) scheinbar keine klaren Vorstellungen davon, was Death Metal eigentlich ist.
"Mind Crimes" gibt von Beginn an Vollgas: Schon bei "Time Dealer" etwa, dem ersten Song des Albums (gleichzeitig auch der Track, der damals die Aufmerksamkeit der "Rock Hard"-Leser erregt hatte) sitz alles an der Stelle, an die es gehört: Fette Riffs, Vocals vom Feinsten, Solo und wunderschöne Breaks, die dem Song die Abwechslung geben, die er braucht, um nicht eintönig zu werden. Dabei ist vor allem auch Frank Potvin an der Rhythmusgitarre die treibende Kraft, der während der Songs immer wieder Tempo und Riffs dynamisch variiert und dadurch den Kompositionen Tiefe verleiht, ohne sie allzu heterogen werden zu lassen, nachzuhören vor allem bei den stampfenden Groovesongs, die sich hier vielzählig tummeln ('Damnesia', 'Gametime')
Positiv fällt vor allem auch die hochklassige Produktion dieser Platte auf, die bei Death-Metal-Acts im Allgemeinen bekanntlich eher ein Schwachpunkt ist, und die hier nicht zuletzt aufgrund der Hilfe von Fredrik Nordström, der schon so einigen der anderen üblichen Verdächtigen des Metalgenres (DIMMU BORGIR, IN FLAMES, HAMMERFALL) auf die Sprünge geholfen hat, äußerst ohrenfreundlich ausfällt: Klingt alles sehr fassbar und zueinander passend, die Instrumente deutlich einzeln hörbar, die Stimme weit (vielleicht ein kleines bisschen zu weit) nach vorne gemischt.
Der größte Vorteil von "Mind Crimes" sind indes allerdings nicht Produktion, die ansprechenden Soli oder das Songwriting, sondern die relativ weitläufige Definition von Todesblei, die LYZANXIA an ihre Musik anlegen, was zusammen mit der sehr vielfältigen Stimme von Bandleader David Potvin (hat keinerlei Probleme damit, auch mal einen ganzen Song mit cleanen Vocals zu singen bzw. zu schreien) einen spannenden Mix aus fast progessivem Gitarren-Metal Marke MESHUGGA oder MUDVAYNE und altem Death-Gebretter à la IN FLAMES ergibt, auch wenn die Band zugegebenermaßen bei den Tracks am besten ist, bei denen sie sich auf eher traditionellem Gebiet bewegt.
Wer auf melodischen, gut gemachten Death Metal mit abwechslungsreichen Songs steht, und genre- bzw. mind-technisch nicht völlig beschränkt ist, der darf hier bedenkenlos zugreifen, auch wenn erstens mit COLLAPSE 7 derzeit eine weitere neue Band dieser Kategorie und Güteklasse am Start ist (die aber etwas traditioneller zu Werke geht) und zweitens LYZANXIA auch nicht ganz so überragend sind wie diverse Magazine behaupten. Trotzdem: Mehr davon, bitte. Das könnte irgendwann eine große Nummer werden.
Anspieltipps: Damnesia; Gametime; My Blank Confession; Silence Code
- Redakteur:
- Sebastian Baumer