LUEN-TA - Ghost Area
Mehr über Luen-Ta
- Genre:
- Progressive Death Metal
- Label:
- Thundering Records / Twilight Vertrieb
- Release:
- 05.04.2003
- AI Conceptor
- Firewall
- Addict
- The Gate
- Concrete
- Eradicate
- Fog
- Mental Health
- Deleted
- Ghost Area
- Soulless (Bonus)
Schön, dass es Labels wie Thundering Records gibt, die einem französische Bands wie LUEN-TA näher bringen. Mal ganz ehrlich, Frankreich steht auf der Liste der wichtigsten Länder in Sachen Metal nun nicht wirklich sehr weit oben.
Umso überraschender ist es da, wenn einem auf einmal eine progressive, technische Death-Metal-Truppe ins Haus flattert, die mit ihrer Musik so weit wie nur möglich von gängigen Trends und Modeerscheinungen im Hartwurst-Bereich entfernt ist.
LUEN-TA haben ihre Hausaufgaben auf jeden Fall mit Bravour erledigt: Sänger und Basser Nicolas Bourineau kreischt fast so räudig und intensiv wie der selige Chuck zu seinen besten Zeiten und beweist mal ganz nebenbei, dass sich Gesang und wirklich eindrucksvolles Bassspiel nicht ausschließen müssen. Im Gesamtbild erinnert man dabei durch den hohen Anteil an Keyboards des öfteren an NOCTURNUS, in puncto Riffing scheinen die späteren PESTILENCE durch, auch ATHEIST haben deutliche Spuren hinterlassen, während DEATH gar nicht so omipräsent sind, wie man es zunächst vielleicht vermuten mag. Aber auch moderne Combos wie QUO VADIS oder THEORY IN PRACTICE scheinen den Franzosen nicht fremd zu sein.
Der leicht thrashig angehauchte Opener 'AI Conceptor' sowie das mit toller Gitarrenarbeit überzeugende 'Firewall' klingen so, als hätte Chuck plötzlich Bock auf teils richtig atonale bzw. dissonante Spielereien gehabt und sich zu einer Session mit NOCTURNUS getroffen. Sogar ein wenig majestätischer Black Metal ('Mental Health') hat sich eingeschlichen. Respekt!
Gerade dann, wenn die Abfahrt auf der Frickelpiste losgeht, fühlen sich LUEN-TA ohrenscheinlich am wohlsten. Es gehört schon einiges an musikalischem Können dazu, wenn man gerade bei den Elementen, die am meisten Kreativität, Technik und kompositorische Individualität verlangen, voll und ganz überzeugen kann. Egal zu welchem Zeitpunkt - sobald das Quartett aus Rouen wirklich auf den Griffbrettern loslegt, dürften nicht nur alle Prog-Deathster feucht im Schritt werden, sondern vor allem auch feststellen, dass man es hier mit der Neuentdeckung schlechthin in diesem Bereich zu tun hat.
Dafür muss man leider einige Abstriche bei den "simpleren" Sound-Elementen machen. So ist das Riffing, wenn es mal nicht um Tapping-Leads oder Solo-Fuddeleien geht, für meinen Geschmack etwas zu fad ausgefallen. Da leisten ansonsten eher durchschnittliche Combos deutlich mehr, denn von den tollsten Instrumentalparts mit hoher Finger-Verknotungswahrscheinlichkeit hat man nichts, wenn das eher einfach gehaltene Riffing danach nicht wirklich zündet.
Glücklicherweise halten sich solche Momente ziemlich in Grenzen, die noch erträglich sind. Auch wenn man LUEN-TA auf der Gesamtdistanz doch ein wenig anmerkt, dass der Vierer noch recht grün hinter den Ohren ist, so hat die Band bereits in dieser frühen Entwicklungsphase eine Klasse erreicht, die andere Bands nach zehn oder zwanzig Jahren nicht vorweisen können.
Für diejenigen, die auf progressiven und sehr technischen Death Metal stehen, sind LUEN-TA ein absolutes Muss, schließlich gibt es auf diesem Sektor heutzutage leider viel zu wenige ernstzunehmende Bands, so dass man schon über Mittelmaß froh sein muss. Was LUEN-TA hier allerdings abliefern, das möchte ich schon fast als die Offenbarung der letzten Jahre bezeichnen.
Auch wenn die Jungs mit dieser musikalischen Ausrichtung nie wirklich groß werden können - verdient hätten sie es allemal.
"Ghost Area" ist eine Platte, die vor Kreativität, Technik und einer Menge musikalischem Herzblut zu bersten droht, und das ist im Jahre 2003 eine verdammt großartige Leistung. Genial.
Ach ja, das als Bonus-Track vorhandene GRAVE-Cover 'Soulless' macht selbstverständlich auch eine gute Figur. Auch wenn die Keyboards nicht wirklich hätten sein müssen.
Anspieltipps: Firewall, Mental Health, Deleted
- Redakteur:
- Rouven Dorn