LUCIFER'S FRIEND - Awakening
Mehr über Lucifer's Friend
- Genre:
- Proto-Metal, Krautrock
- Release:
- 06.04.2015
- Ride The Sky
- In The Time Of Job
- Keep Going
- Toxic Shadows
- Burning Ships
- Fugitive
- Moonshine Rider
- Dirty Old Town
- Fire And Rain
- Hey Driver
- Pray
- Riding High
- Did You Ever
- This Road
Storming the gates of hell!
Die deutschen Kult-Kraut-Rocker von LUCIFER'S FRIEND sind wieder aktiv. Neben einem Auftritt beim diesjährigen Sweden-Rock-Festival serviert uns die Band auf "Awakening" zehn Bandklassiker aus dem Backkatalog in remasterter Version, sowie vier brandneue Nummern.
Gerade in einem Zeitalter, in dem die alten Sounds und Bands wieder modern zu sein scheinen, ist so eine, klanglich aufgemotzte Zusammenstellung, ein gelungener Einstieg in die vielseitige Welt der Freunde des gehörnten Huftieres. Natürlich steigt man gleich mit der Hymne schlechthin an: 'Ride The Sky', der Rocksong mit den bösartigsten Horn-Einsätzen seit Erfindung des Notenschlüssels, zeigt schnell, dass der Name auch musikalisches Programm war. Wenn man bedenkt, dass die Scheibe ursprünglich 1970, im gleichen Jahr wie die erste BLACK SABBATH erschien, kann man sich vorstellen, was für ein Kulturschock diese Nummer gewesen sein muss. Harsche Riffs, unterlegt von pulsierender Rhythmik und gekonnt in Szene gesetzt von Sänger John Lawton, der ja später bei URIAH HEEP aktiv war, ergeben einen erstklassigen Proto-Metal-Song, der eine düstere Atmosphäre vermittelt, die heute schwarz-weiß geschminkte Jungspunde oftmals vergeblich versuchen zu erzeugen. Blasmusik ist evil. Dies ist der Beweis dafür.
Die folgenden drei Nummern stammen dann ebenfalls vom Debütalbum. Natürlich hört man Parallelen zu URIAH HEEP – man beachte nur den fetten Orgeleinsatz in 'Toxic Shadows' – und SABS, aber die deutschen Krauter haben ausreichend Individualität an Bord, um nicht als Kopie abgestempelt zu werden. Das wird man spätestens feststellen, wenn man sich die komplette Diskographie anhört. Die erstklassigen Musiker, die teilweise aus der James Last Band stammten, waren in der Lage, auf jedem weiteren Album den Sound der Band neu zu definieren. So ist 'Burning Ships' vom 72er "Where The Groupies Killed The Blues" ein fast wavig klingende Popnummer. Verzerrte Akkorde sucht man hier vergeblich. Trotzdem ist die mystische Stimmung ähnlich.
Wieder völlig anders klingt 'Fugitive' aus dem Jahr 1976. Funkig und treibend, dabei aber nur am Rande des harten Rock agierend, dürfte zumindest diese Nummer ein Tanzflächenfeger aus vernebelten Tagen sein. Vom gleichen Album – "Mind Exploding" – stammt des ebenfalls funkig tönende 'Moonshine Rider', in welchem es sogar Streicher zu Abrundung gibt.
Warum hier nun chronologisch hin und her gesprungen wird, verstehe ich nicht. 'Dirty Old Town' stammt vom 74er "Banquet"-Scheibchen. Auf diesem Album ist die Bläser-Sektion des James-Last-Orchesters zu hören. Die Nummer ist eine sanfte Ballade, die aber völlig kitschfrei daher kommt. Die letzten beiden Nummern stammen dann von "Mean Machine", dem Album nach John Lawtons' Rückkehr. Die beiden Scheiben ohne ihn werden auf dieser Zusammenstellung ausgelassen. Eine logische Konsequenz der jetzigen Besetzung.
Spannend ist der Inhalt des zweiten Tonträgers, bekommen wir hier doch vier brandneue Nummern serviert. Schon die erste Nummer 'Pray' fährt mit den gewohnt wuchtigen Beats eines 'Ride The Sky' durch Mark und Bein. Das bombastisch-orchestral ausgelegte Arrangement versetzt den Hörer in eine Zeitreise, und selbst textlich rast man mit "the price you pay for riding the storm" durch einen time tunnel. Wahrscheinlich interpretiere ich hier jetzt zu viel in einzelne Details des Songs hinein, aber nur so kann ich meine Begeisterung für diese Nummer artikulieren. 'Pray' macht nämlich unglaublich viel Spaß und klingt genau so, wie ich mir LUCIFER'S FRIEND anno 2015 gewünscht habe. Toller Auftakt! Das nachfolgende 'Riding High' hat dann einen herrlichen mystischen Touch und vermag mich ebenfalls schnell zu begeistern. 'Did You Ever' kommt mit ein paar 'Kashmir'-Verweisen ebenfalls sehr druckvoll um die Ecke. Der flotte Chorus bohrt sich dann auch fix ins Unterbewusstsein, so dass ich auch hier von einem Volltreffer reden kann. Das letzte neue Stück – 'This Road' – ist etwas luftiger, ohne dabei aber an Energie zu verlieren.
Insgesamt machen die vier Nummern Appetit auf einen kompletten Longplayer mit frischem Material dieser Qualität. Ich bin gespannt, was da noch kommen wird.
- Redakteur:
- Holger Andrae