LOST YOUTH - Medusa's Jukebox
Mehr über Lost Youth
- Genre:
- Stoner Rock
- Label:
- Black Desert Inn
- Release:
- 22.08.2008
- Esquizofrénico
- Ohana
- Real World
- Ass Kicked
- Mr. Melonious Felonious
- &
- Mrs. Melonious Felonious
- Hypnotized Elefant
- Coach Whip
- Astro Van
- Hide
- Silence
- In The Saloon, Soon
Wie die Fahrt mit einem getunten Bulldozer durch die Sahara...
So und nicht anders muss man sich das Debütalbum des Fünfers aus dem eigentlich recht sandfreien Münsterland vorstellen. LOST YOUTH heißt die Bande aus fünf Männern mit einer Portion Arschtritt im Gepäck. Auf dem Weg zu ihrem Erstling hat die Truppe zwei Demos veröffentlicht, welche zum Teil schon Songs enthielten, die sich auf "Medusa's Jukebox" - meist leicht verändert - wiederfinden lassen. Und der Reifeprozess, der infolgedessen dieser ersten richtigen Platte zugrunde liegt, kann sich wirklich sehen lassen.
Ganz unscheinbar fängt die Scheibe mit der Geräuschkulisse eines Pubs an, in der jemand zur Jukebox geht und eine Platte auflegt. Und sobald die Nadel einmal eben jene berührt hat, gibt es auch kaum noch ein halten. Man steigt in einen Truck - nein in einen Bulldozer ein - und fährt damit quer durch alle Wüsten dieser Welt. Und das tolle daran ist, dass alle Wüsten irgendwie anders auszusehen scheinen, obwohl sie alle – man mag es kaum glauben – nur aus Sand bestehen. Es gibt haufenweise saucoole Stoner-Rock-Tracks, die einen einfach zum breitbeinigen Stand, Luftgitarre spielen und Kopfnicken zwingen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Opener 'Esquizofrenico', der einem nach einer ordentlichen Portion Gebretter gerade so viel Zeit zum Luftholen lässt wie eben notwendig, um dann wieder Fahrt aufzunehmen und einen erneut mitzureißen. In eine ähnliche Richtung gehen das sehr an genretypischem Stoner Rock orientierte Lied 'Hide', das etwas straightere 'Ass Kicked' (welches seinen Titel durchaus zurecht trägt) oder der unendlich groovende 'Hypnotized Elefant'.
Aber LOST YOUTH können auch anders. Verlässt man ganz staubige Gefilde, dann kann es sogar passieren, dass einem eine kleine Oase erscheint. Diese lässt sich auf der Platte sehr schnell in Form von 'Ohana' ausmachen, wo es neben dem Groove, welcher der Truppe anscheinend mit in die Wiege gelegt wurde und somit unausweichlich omnipräsent ist, auch Melodie- und Harmoniebögen in der durchgehend fetten Gitarrenarbeit gibt, die nicht unbedingt typisch für das Genre sind; aber LOST YOUTH lassen sich nicht beschränken – und das tut dem Sound und dem Songwriting unglaublich gut, es lässt atmen und leben.
So machen auch Interludes wie 'Real World' und '&' Spaß und haben zu hundert Prozent ihre Existenzberechtigung. Gerade letzteres sei hervorgehoben, da es die beiden Titel 'Mr. Melonious Felonious' und 'Mrs. Melonious Felonious' verbindet, welches für mich die Kernstücke der CD sind. Dort zeigt sich zu einem das Können und zum anderen das extrem große Potential, welches in der Band steckt. Ist der Mann sehr rockiger, grooviger Natur, der neben vielen Breaks auch einige psychidelischen Elemente enthält, so weist seine Frau leichte Parallelen auf, hat aber einen ganz eigenen Charakter, welcher sich vor allem im unglaublich emotionalen Mittelteil entlädt. Unterstützt von Hanna Hartleif enthält der Song einen wunderbar gegensätzlichen Gesang, der super arrangiert ist und dem Titel eine ganz eigene Note verleiht. Aber das eigentlich faszinierende ist, dass eine so junge Gruppe es geschafft hat, zwei Songs zu kreieren, die so unterschiedlich sind und dennoch extrem gut zueinander passen. Sollte dies kein bloßer Zufall gewesen sein, darf man sich auf weitere Streiche dieser Art freuen.
Neben wirklich guten Songs wie 'Astro Van' und 'Silence' kommt die Platte mit 'In The Saloon, Soon' mit dem absoluten Überhit zum Abschluss. Er vereint alle Charakteristika, die man während der Platte von LOST YOUTH kennengelernt hat, und perfektioniert diese. Da klingt so viel jugendliche Unbekümmertheit und Spielfreude mit, dass es eine wahre Wonne ist. Ein Song, der leben kann, der Leben versprüht und die Scheibe zu einem mehr als gelungenen Ende bringt. Man steigt aus dem Bulldozer aus, guckt auf die zurückgelassene Spur und denkt sich nur eines: "Oh yeah, baby!".
Über die gesamte Spielzeit von "Medusa's Jukebox" ist der Gesang von Michael Hogrebe dabei zum einen die größte Stärke als auch Schwäche der Band. Zum einen kommt dieser absolut authentisch, ehrlich und passend daher, er hat Charakter, Power und Aussage. Auf der anderen Seite wird dieser Gesangsstil nicht übermäßig variiert und könnte von daher bei Freunden von großen Gesangslinien schnell eine gewisse Sättigung hervorrufen. Wer sich jedoch daran nicht stört, wird mit LOST YOUTH und "Medusa's Jukebox" eine Menge Freude haben können. Wenn diese Band sich nun noch ein wenig entwickelt, kann da etwas ganz Großes entstehen. Von daher kann ich allen Freunden einer gepflegten, abwechslungsreichen Runde steinigen Rock'n'Rolls mit leicht spacigen Ausflügen nur empfehlen, mal ein Ohr zu riskieren. Bereuen wird es bei diesem Brett kaum jemand. Versprochen.
Anspieltipps: In The Saloon, Soon, Mrs. Melonious Felonious, Hide
- Redakteur:
- Oliver Paßgang