LOST IN TEARS - To No Avail
Mehr über Lost In Tears
- Genre:
- Gothic Metal
- Label:
- Locomotive
- Release:
- 25.04.2005
- On The Way
- Break Me Down
- Metamorphosis
- Betrayed
- Loss
- Assurance
- She Died
- Nothing More Nothing Less
- Shooting Star
- Felicity
- Summer Rain
LOST IN TEARS sind aus Finnland, und ich finde, das hört man ganz deutlich. Der rockige Gothic Metal mit Düstervocals ist einfach zu typisch für das Land der tausend Seen. Die noch recht junge Band debütierte 1999 mit einer selbst finanzierten EP, die ihr einen Deal mit dem spanischen Label Locomotive einbrachte, für das sie nun mit "To No Avail" ihr zweites vollständiges Studioalbum vorlegt, welches für Genrefans absolut soliden Gothic Metal bietet, der zum Glück nicht so seicht ist, wie viele andere Bands des Genres es vorleben. Sicher hat auch LOST IN TEARS-Frontmann L. H. Sjöblom die typisch romantisch gehauchten Vocals im Stile eines Ville Valo drauf, doch nutzt er die erfreulicherweise sehr selten, dafür öfters mal auch andere Gesangstechniken und Stimmlagen, die von gemäßigten Growls über dezentes Kreischen bis hin zu Trauerkloßpassagen der Marke Nick Cave reichen. Außerdem schießt mir als Referenz gelegentlich auch MOONSPELLs Fernando durch den Kopf, der ähnlich vielseitig, aber doch genretypisch zu Werke geht.
Die Songs haben ebenfalls ganz unterschiedliche Qualitäten und sind für das Genre relativ vielseitig. So hat der Opener 'On The Way' mit seinen netten Gitarreneffekten vor allem im Refrain eine deutliche Schlagseite zu den rockigeren Sachen der SISTERS OF MERCY, während das gedrosselte, basslastige 'Break Me Down' irgendwo zwischen H.I.M. und leichten Anflügen von Doom/Death steht. Ein paar schöne akustische Gitarren lassen 'Metamorphosis' recht vielversprechend anfangen, und auch das erste richtige Riff mit seinem ganz speziellen Sound kommt gut rüber. Der tiefe, einfühlsame Gesang passt hier perfekt und steigert sich schön zum zwischen trotziger Aggression und resignativer Verzweiflung stehenden Refrain hin. Für mich eines der Highlights der Scheibe. 'Betrayal' hat gesanglich ein bisschen was vom bereits erwähnten Nick Cave, kokettiert aber auch ein wenig mit der speziellen Art von Düsterkunst, die etwa TYPE O NEGATIVE auszeichnet. Gut gefällt mir hier aber besonders der aggressive Einschub mit Gesangselementen aus Black und Death Metal. Die kurze und deshalb ein wenig unscheinbare akustische Ballade 'Loss' setzt einen schönen kleinen Kontrastpunkt, nach welchem das direkt anschließende 'Assurance' recht heavy und dynamisch wirkt. Der Gesang ist hier sehr gut und vielseitig, was auch die teils mit Halleffekten belegten Dialogvocals mit einschließt. Auf das getragene 'She Died' folgt mit 'Nothing More - Nothing Less' ein etwas flotterer Song mit halbwegs epischem Einschub, wobei man gitarrenmäßig ein wenig an die neueren PARADISE LOST oder LAKE OF TEARS gemahnt. Etwas doomiger wird's beim traurigen 'Shooting Star', bevor das recht harte, zwischendurch mit extremen Vocals angereicherte 'Felicity' und das flotte, etwas SENTENCED-artige 'Summer Rain' die Scheibe beenden.
Positiv fällt an LOST IN TEARS auf, dass sie im Gegensatz zu vielen Gothictruppen nicht alles mit Keyboards zukleistern, sondern stattdessen mit drei Gitarren arbeiten, was hier und da sehr schöne rifforientierte Stücke und hübsche Leadpassagen zu Tage fördert. Damit ist durchaus das Potenzial vorhanden, sich zu einer relativ eigenständigen Band in diesem Bereich entwickeln zu können, was die Jungs aus Porvoo allerdings auf diesem Zweitlingswerk noch nicht so richtig ausschöpfen. So ist "To No Avail" im Endeffekt doch nicht mehr als ein gutes Album, das dem Genre kaum neue Impulse geben wird und deshalb für mich persönlich nicht zwingend erscheint. Wer den Gothic Metal dieser Prägung allerdings sehr gerne so mag, wie er ist, der wird mit der zweiten LOST IN TEARS eine musikalisch wie produktionstechnisch gelungene Scheibe bekommen, die zwar kaum richtige Ecken und Kanten liefert, dafür aber auch keine wirklichen Schwächen offenbart. Also grundsolide Kost für Gothic-Fans.
Anspieltipps: Metamorphosis, Assurance
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle