LIMINAL SHROUD - Visions Of Collapse
Mehr über Liminal Shroud
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Willowtip Records
- Release:
- 05.06.2024
- Nocturnal Phosphoresence
- Nucleonic Blight
- Resolve
- Malaspina
- The Carving Scythe
Länge und Längen - die feinen Unterschiede!
Songs über eine etwas längere Distanz zu strecken, ist eine Kunst, die nicht jeder Künstler im finsteren Metal-Kosmos aus dem Effeff beherrscht. Es geht um weitreichenden Spannungsaufbau, gelegentlich auch um sphärische Entwicklungen, markante Teilfragmente, schließlich aber auch um das große Ganze einer Komposition und damit auch um einen etwas anspruchsvolleren Komplex, dessen forderndes Gerüst nicht irgendwann zusammenstürzen darf.
Auf "Visions Of Collapse" ist dieses Gebilde allerdings bisweilen noch ein bisschen wackelig, weil die Eckpfeiler der meist überlangen Stücke nicht auf einem stabilen Fundament stehen. Zwar ist LIMINAL SHROUD über alle Maßen bemüht, die fünf Nummern langsam, meist schleppend, zu einem Höhepunkt zu führen, der sich über einzelne Teilaspekte zunächst andeutet, sich dann aber im Rahmen der meist melodischen Arrangements immer stärker herauskristallisiert. Jedoch wirkt dies in Teilen noch ein bisschen angestrengt und gelegentlich auch künstlich gedehnt, um zumindest eine gewisse Spieldauer zu erzielen, und speziell in 'Resolve' und 'The Carving Scythe' fehlt es dann auf der Zielstrecke an den Argumenten, an denen man sich auch gerne festhalten möchte - nämlich die, die als Konklusion für einen schleichenden Spannungsaufbau auch tatsächlich passend erscheinen.
Ansonsten ist "Visions Of Collapse" sicherlich eine sehr anständige Angelegenheit, sowohl in der recht düsteren Performance, als auch im Hinblick auf die nicht steril aufgeblähte, sondern sehr organische Produktion. Die Gitarren bewahren sich ihre raue Natur, der schwarzmetallische Unterton wird nicht durch bombastische Momentaufnahmen ersetzt, und die Verlockungen einprägsamer, melodischer Parts wird nicht über das Verlangen nach hymnischen Sounds ausgetragen, sondern von einer massiven Dissonanz geprägt, die der Authentizität der Platte durchaus zugutekommt. Mit dem epischen 'Nucleaonic Blight' und dem starken Opener 'Nocturnal Phosphresence' haften schlussendlich auch zwei Stücke an diesem Album, die man gerne etwas ausdauernder in die Rotation bringen mag und die nicht nur andeuten, dass LIMINAL SHROUD über einige lobenswerte Qualitäten verfügt, sondern dies auch nachhaltig bestätigt. Wäre also nicht diese kleine Durststrecke in der zweiten Albumhälfte, wären die Fäuste entschlossen nach oben gereckt. So jedoch bleiben einzelne Wermutstropfen, die einen Lauschangriff aber dennoch nicht veerhindern sollten.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Björn Backes