LEGAL HATE - Forlorn
Mehr über Legal Hate
- Genre:
- Death/Thrash/Groove Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 26.12.2009
- Intro
- Kill
- Exeyes
- Search
- Self
- Nevers
- Death
- Scum
- Life
- Love
- Forlorn
- Endings
Gesangstechnisch überdreht und in der Durchführung holprig, aber mit guten Ideen und attraktivem Rummsfaktor.
Eine etwas halbgare Mischung aus Death/Thrash und diversen moshcore-igen Anleihen tischen uns LEGAL HATE mit ihrem Zweitling "Forlorn" auf. Im Laufe von insgesamt zwölf Songs versuchen die Hessen uns ihre eigens gebraute Marke von no-nonsense-Prügelmucke zu vermitteln, sind dabei an manchen Stellen in diesem Unterfangen recht erfolgreich, an anderen leider weniger.
Nach einem unscheinbaren drum-unterlegten Feedbackchaos-Intro lässt mich die Scheibe gleich mein erstes Hühnchen in Form von Fronter Michael Hamela rupfen. Dieser tut in der Regel seinen Job ohne dass man großartig Einsprüche erheben könnte, sobald er aber versucht, in höhere Keiflagen zu wechseln, irritiert seine Performance durch eine gewisse unfreiwillige Albernheit. Diverse überdrehte "jiiaaaaaaaah"s, "waaaaaaaah"s und derartige paralinguistische Kommentare sollen wahrscheinlich Energie und Hingabe vermitteln, stolpern in meinen Ohren aber über ihre übermäßige Verwendung und zunehmend nervenzersägende Umsetzung. Dies lässt sich auch indirekt beobachten, denn wenn Michael sich mal etwas zurücknimmt und/oder sich in tieferen Lagen tummelt (oder auch ganz den Instrumenten die Bühne überlässt, z.B. bei groovigen Banginterludien wie auf 'Self'), so geht das mit der restlichen Musik durchaus besser auf und verdirbt diese nicht.
Allgemein bewegt sich der Stimmeinsatz in jenem verschwommenen Areal zwischen Death, Thrash und Metalcore, welches in jüngster Zeit gerne von Bands in Beschlag genommen wird, deren erklärtes Ziel es ist unkomplizierte Live-klopp-Musik einzuspielen. Sicherlich ein polarisierendes Feld und viele altgediegenere Metaller werden angesichts angeführter Kernhaftigkeit wohl schnell das Gesicht verziehen.
Besonders live aber kommt das alles sicher ziemlich gut. Das Riffing ist allgemein mehr auf rhythmisch/zweckmäßig getrimmt und birgt durch großzügigen Palm-Mute Einsatz natürlich ein gutes und leicht zugängliches Headbangpotential. Stampfende immerfestedruff-Exemplare ('Search', 'Love', u.a.) finden sich ebenso wie die Arbeitstiere von einem Groove/Thrash-Riff auf 'Exeyes', 'Life oder die ziemlich fiese Keule 'Nevers'. Im Schnitt hält sich die Instrumentalarbeit technisch wie kreativ auf einem passablen Niveau. Ausreißer gibt es in Richtung beider Extreme: So muten die quasi-Breakdowns und das Chugga-chugga-Geriffe stellenweise ('Love') ein wenig stupide an und führen dazu, dass manche Lieder ein wenig substanzlos vorbeirauschen. Ebenso findet sich allerdings auf 'Death' ein cooler instrumentaler, angenehm bösartig klingender Beginn oder auf 'Nevers' gut ankommende atonale Zwischenspielchen. Auch der Titeltrack fällt positiv auf mit seiner lecker-brutalen Gitarren- und Bassarbeit.
Das Hauptproblem ist jedoch, dass solchen positiven Momenten oft ein abrupter Tempowechsel nachfolgt, der jeglicher sich aufbauender Heaviness oder Stimmung oft den Krückstock unter den Armen wegzieht. Obig erwähnte Stimmleistungen verstärken diesen Effekt nur. Allgemein habe ich an solchen Punkten das Gefühl, als ob die Band an sich eine Reihe von guten Ideen hätte (was sie durchaus tut), sich aber unsicher ist wie diese Bausteine zu einem homogenen Ganzen zusammengefügt werden sollen. Lichtblicken folgen oft 08/15-Momente, die den Eindruck erwecken, dass bei versagender Ideenmaschinerie mal schnell ein Thrash/Core-Break oder ähnliches Zwischenstück reingeklebt wird und fertig, moving on.
Etwaige Überraschungen halten sich logischerweise in Grenzen (werden hier auch nicht vorausgesetzt), lediglich das 17-sekündige 'Scum' -wohl in Titel, Länge und Grindcore-haftigkeit eine Homage an das legendäre NAPALM DEATH-Album bzw. dem beinhalteten überlangen Konzept-Epos 'You Suffer') oder das seltsam deplatzierte Furzgitarren-Funkstück zu Beginn von 'Live' stechen heraus. Letzteres ist possierlich anzuhören, ja richtig niedlich, man möchte ihm fast keinen Dreck an den Kopf werden, wirkt aber im Alben- und Liedkontext überflüssig, vergessenswert und fehl am Platz.
"Forlorn" ist ein recht bilderbuchhaftes "hit-and-miss"-Album. Die erwähnten soliden Ideen und Verwirklichungen beißen sich durchwegs mit der oft überdrehten Gesangsperformance und einem gestelzten Songwriting. Als Fan harter Gitarrenklänge musste ich selbstverständlich hin und wieder mal zufrieden-grimmige Gesichter ziehen wenn der innere Haudrauf-Schweinehund stimuliert und heraufbeschworen wurde. Selbst beim unfreiwilligen Kopfnicken habe ich mich ertappt während das Album einmal eher im Hintergrund dahin polterte. „Mission accomplished!“ in dieser Hinsicht also. Potential ist mit hundertprozentiger Sicherheit vorhanden. Ansonsten gilt: Tryin' a bit too hard, um noch eine letzte englische Phrase zu dreschen. Zumindest den Sänger in Zukunft öfter rauslassen und nicht dauernd seine Spielsachen verstecken, dann wird das noch besser. Auf dem Promoshot der Truppe sieht man den Schlagzeuger ja auch artigerweise ein TORTURE SQUAD-Shirt tragen, also kann zumindest ganz professionell und objektiv gesehen von daher Hopfen und Malz unmöglich schon verloren sein.
Anspieltipps: 'Exeyes', 'Self', 'Forlorn'
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Daniel Wimmer