LEGACY PILOTS - Aviation
Mehr über Legacy Pilots
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Just For Kicks
- Release:
- 23.07.2020
- The Squad is Back
- A Different League
- Dreamers
- Innocent
- Wide Wide World
- Fear Part One – Proximity and Distance
- Fear Part Two – Hope and Failure
- Saccadian Rhythms
- Immortal
- To The Stars
- An Adventurous Journey
Innere Zeitreise
Zugegeben, das Artwork ist totaler Käse. Doch wie so häufig darf man die Musik nicht nach der äußeren Schale bewerten - ansonsten wäre der Hamburger Frank Us und sein LEGACY PILOTS-Projekt nicht auf meinem Radar erschienen. Mit "Aviation" veröffentlicht der Hanseate bereits die zweite Scheibe unter diesem Banner und wenn man sich allein die Gastbeiträge anschaut, wird die Erwartungshaltung sowie Messlatte von Name zu Name immer höher: Marco Minnemann (STEVEN WILSON), Pete Trewavas (MARILLION), Steve Morse (DEEP PURPLE, KANSAS) und Jordan Rudess (DREAM THEATER) sind nur einige der durchaus namhaften Größen auch außerhalb der Prog-Rock-Szene, die hier beteiligt sind. Und jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob diese Prominenz auch für ein entsprechend hochwertiges Album sorgt.
Die Antwort liegt nach dem ersten Durchgang klar auf der Hand: ja! "Aviation" hat einen immensen Suchtfaktor; schon seit Tagen fließt dieser erfrischende Fluss aus spannenden Arrangements, harmonischen Melodien, interessanten Breaks und jeder Menge Abwechslung durch meine Geschmacksrepublik. Mit dem instrumentalen 'The Squad Is Back' baut sich das Album langsam, aber energisch auf, die Dynamik gleich zu Beginn überrascht und selbst Prog-Rock-ungeübte Ohren bekommen spielend leicht einen Zugang zu dieser qualitativ hochwertigen Scheibe.
Speziell die Atmosphäre ist es, die dieses Album sehr wertvoll macht. Zu Beginn wird einem Einlass in eine andere Welt gewährt, und nach dem abschließenden 'An Adventurous Journey' weiß man vor lauter Eindrücken und Glückserlebnisse gar nicht mehr wohin. Es ist mit einem Freizeitparkbesuch eines kleinen Kindes zu vergleichen, das am Ende noch so viel Energie hat als könne es den Park direkt noch einmal besuchen. Und selbst nach dem vierten, fünften Besuch findet es an vielen Ecken noch Attraktionen, die ihm bei den vorherigen Malen nicht aufgefallen sind. Ähnlich wie bei "Aviation".
Durch die Gastmusiker und grundverschiedenen Gesangspassagen werden die verschiedensten Atmosphären erzeugt, das Spannungsbarometer dadurch konsequent oben gehalten. Hier findet sich kein harter, metallischer Prog, vielmehr tendiert die Musik eher in die etwas poppigere und dadurch empfänglichere Richtung. 'Dreamers' macht seinem Namen alle Ehre, 'Wide Wide World' vermittelt ebenso wie 'To The Stars' sehr viel Lebensfreude und mit den beiden etwas düsteren 'Fear'-Teilen 'Proximity And Distance' sowie 'Hope And Failure' hätte man das Thema nicht ideen- und abwechslungsreicher behandeln können. Sicherlich ließe sich das zehnminütige 'Immortal'-Mammut als Herzstück ansehen, doch in Anbetracht der anderen Highlights wäre es vermessen zu sagen, dass es nur eines geben würde.
Also folgt mir auf diese abenteuerliche und in sich ungemein stimmige Reise. "Aviation" ist mehr als nur ein weiteres, gutes Prog-Pop-Rock-Album: Es ist mehr ein Soundtrack zum eigenen Unterbewusstsein, wird durch die verschiedenen, aber mehrheitlich positiven Emotionen getragen und bietet das gewisse Extra, das es von anderen Veröffentlichungen dieses Sektors locker-flockig abhebt. Da juckt mich auch das langweilige Artwork kaum.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp