LEECHCRAFT - Leechcraft
Mehr über Leechcraft
- Genre:
- Industrial / Metalcore / Slam Death Metal
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 19.09.2025
- The Weight Of Skin
- Claws
- Cram Me In
- Atonement
- Snowblind
- Breakskin
- Liquid Sun
- Leechcraft
- Dinner Scene (feat. EMBERCOAL)
- Concrete Skeletons
- Remember Me
- Sanansaate
- 13
- Fading Embers
- Lavender Fog
Viele Experimente und leider wenig Volltreffer.
Hinter dem Banner LEECHCRAFT steht der Musiker, Sänger und Multiinstrumentalist Savvier Nelson, der bürgerlich als Tommi Silvennoinen bekannt ist und mit dem selbstbetitelten Zweitwerk nun den Einstand als Ein-Mann-Projekt vorlegt. Beim Vorgänger "Thoughts Of The Plague" bekam Savvier nämlich noch Unterstützung am Gesang, den er nun auch nach ausgiebiger Einarbeitung ins Thema in Form von Gesangsunterricht selbst übernimmt. Nun sind Alleingänge im Studio ja immer eine schwierige Angelegenheit, denn oftmals kann man ohne Sparringspartner beim Songwriting auch schon einmal den Kern des jeweiligen Songs aus den Augen verlieren. Ob es LEECHCRAFT auch so ergeht?
Nun, erst einmal müssen wir vielleicht den musikalischen Rahmen abstecken, in dem wir uns für die ingesamt 15 Tracks bewegen. Dabei sind die Slam-Death-Wurzeln der Anfangstage durchaus noch hörbar, doch werden sie anno 2025 mit einer ordentlichen Prise Metalcore, Industrial und Electro-Schlagseite zu einem modernen, sperrigen und wuchtigen Sound vermischt. 'Claws' ist hier nach dem kurzen Intro 'The Weight Of Skin' der erste vollwertige Arbeitsnachweis, der mich aber auch direkt etwas verwirrt vor der heimischen Anlage zurücklässt. So wähnt man sich bei den Keyboards zu Beginn noch in NINE INCH NAILS-Gefilden, nur um später mit Deathcore-Wucht eine Riff-Walze vor den Kopf geblasen zu bekommen, die sich gewaschen hat. Wirklich herausragende Momente fehlen dem Track dabei, doch für Freunde des Slam-Genres könnte hier durchaus solide Kost geboten werden.
'Cram Me In' macht seine Sache als Electro-Metalcore-Grenzgänger da für meine Ohren deutlich besser, denn mit prägnanten Gitarren und auch teils guten Gesangsmelodien bleibt hier schon deutlich mehr im Gedächtnis hängen, auch wenn Savvier an seinen Klargesängen definitiv noch arbeiten muss. Diese sind nämlich doch noch etwas wackelig und überzeugen nicht ganz. Klargesang ist dann auch für 'Atonement' ein gutes Stichwort, denn hier verlässt sich der Bandkopf deutlich zu sehr auf diese noch nicht überzeugende Technik und verpasst dem Track in Kooperation mit den sehr nervigen Drum-Samples den Todesstoß. Schade, sobald Savvier nämlich herber und gutturaler zur Sache geht, muss er sich vor der Konkurrenz nicht verstecken. Gut zur Schau gestellt wird diese Stärke etwa in 'Breakskin', das sich mit einer ordentlichen Ladung Djent und Groove durchaus gefällig aus den Boxen wuchtet und die Nackenmuskeln schon ordentlich unter Last bringt.
Das Problem ist nur, dass man solche restlos überzeugenden Songs auf "Leechcraft" oftmals leider vergeblich sucht. Nicht nur stolpert Savvier, wie eingangs erwähnt, immer wieder einmal in die Solo-Projekt-Falle und verliert sich in seinen Experimenten, so richtig hat der Mastermind auch noch nicht raus, wo seine musikalischen Stärke liegen und wie er sie am besten ausspielt. Symptomatisch ist hier beispielsweise der Track 'Dinner Scene', der dank des soliden Gastgesangs von EMBERCOAL-Fronterin Kiki Mlynek, zum melancholischen Ausflug in deutlich poppigere Gefilde wird, der allerdings nicht so wirklich zum bisher Gehörten passen will.
So gerät das Album am Ende insgesamt zu einer großen und mit 15 Tracks auch leider überlangen Selbstfindungsreise, deren endgültiges Ziel uns LEECHCRAFT heuer noch schuldig bleibt. Für ein Drittwerk findet Savvier also hoffentlich den roten Faden und seinen musikalischen Weg, denn mit mehr Fokus auf die eigenen Stärken, steckt hier eigentlich deutlich mehr Potential drin.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs