LAWLESS - R.I.S.E.
Mehr über Lawless
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Escape Music
- Release:
- 21.11.2014
- 1914 (Ghosts Of No Mans Land)
- Pain
- Rise
- Twisted And Burned
- Song For A Friend
- Kiss My Glass
- Dead Man Walking
- Heavens Raining
- How Long
- Diamond In The Rough
- Is This The End Of The World
Dick aufgetragen: Moderner Heavy Metal mit Pathos-Schlagseite.
In Sachen Heavy Metal ist Großbritannien sicherlich eine der wichtigsten Edelstahlschmieden weltweit – allerdings haben die ganz großen Reißer mittlerweile auch schon etliche Jahre auf dem Buckel. Vor zwei Jahren wollten Mitglieder von DEMON und PERSIAN RISK mit ihrer neuen Band LAWLESS frischen Wind in die Szene bringen, wobei keineswegs klar war, ob auf das Debüt "Rock Savage" weitere Veröffentlichungen folgen sollten. Dessen musikalische Qualität war ordentlich, ein nennenswerter Impuls für die klassische Metalszene ließ sich indes nicht ausmachen. Nun, da zwei Jahre später mit "R.I.S.E." der Nachfolger veröffentlicht wird, hat sich zumindest die Frage über den Projektstatus erledigt. Und die Musik?
Klassischer Heavy Metal im modernen Soundgewand wird uns von den Briten auch anno 2014 geboten. Einflüsse wie DIO, BLACK SABBATH oder SAXON erklären sich fast von selbst, wobei "R.I.S.E." einen nennenswert melodischen Zug führt. Bei 'Song For A Friend', einer rockigen Ballade, befindet man sich mitunter in Gesellschaft der SCORPIONS oder von MEAT LOAF – zumeist wird aber doch die rockige NWOBHM-Keule ausgepackt. Der von Dudelsäcken eingeleitete, Pathos-getränkte Opener '1914 (Ghosts Of No Man’s Land)' erweckt den 80er-Jahre-Spirit erfolgreich zum Leben, der später etliche Ableger der ursprünglichen Marschrichtung inspirieren sollte. Die Soldaten des ersten Weltkrieges als Freiheitskämpfer zu feiern mutet zwar befremdlich an, LAWLESS steht textlich allerdings auch nur in der langen, hier und da peinlichen Tradition der großen Vorbilder. Egal, die Riffs von Paul Hume und Howie G. kicken ordentlich Arsch, und trotz unvermeidbaren Zitierens entsteht nie der Eindruck, es mit plumpen Imitaten zu tun zu haben. Der nächste Track, das genüsslich, schleppend rockende 'Pain', macht ebenso viel Spaß, und als die beiden Herren an den Sechssaitern zu ihren Soli ansetzen, macht sich zufriedenes Grinsen beim Zuhörer breit. Der schmalzige 'Song For A Friend' sorgt dann allerdings eher für peinlich berührtes Schweigen, ebenso das folgende, textlich erneut ziemlich alberne 'Kiss My Glass'. An Paul Humes Stimme ist nichts auszusetzen; der gute Mann erinnert mitunter an Jo Amore, allerdings ohne den spannenden Vibe des Franzosen zu entwickeln. Und die mehr und mehr mittelmäßigen Kompositionen der zweiten Albumhälfte kann dann auch der Engländer nicht mehr retten: 'Heavens Raining' plätschert einfallslos vor sich hin, 'How Long' tendiert Richtung 0815-Power-Metal, 'Diamond In The Rough' besitzt US-Rock-Anleihen, verliert sich nach einem vielversprechenden Einstieg aber in einem belanglosen Refrain. Der groovige, recht abwechslungsreiche Albumausklang 'Is This The End Of The World' schließt "R.I.S.E." immerhin versöhnlich ab.
Die Herrschaften von LAWLESS machen auf ihrem zweiten Gemeinschaftswerk handwerklich nicht viel falsch, schauen auch immer wieder über den Tellerrand hinaus, belassen es dann aber doch bei halbherzigen Ausflügen, von denen sie immer wieder in ein Genre zurückkehren, in dem letztlich alles gesagt ist. Zudem fehlt ein wenig die dreckige Schnauze, der Rock'n'Roll-Faktor der klassischen 80er-Jahre-Kapellen. Weniger Pathos, mehr rotzige Gitarrenriffs, damit wäre LAWLESS auf "R.I.S.E." besser gefahren. Allerdings muss hier niemand einen Totalausfall befürchten – wer vom guten alten NWOBHM immer noch nicht genug hat und eine dezent moderne Note verträgt, wird auch mit "R.I.S.E." auf seine Kosten kommen.
Anspieltipps: Pain, Rise, Is This The End Of The World
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause