LA-VENTURA - A New Beginning
Mehr über La-Ventura
- Genre:
- Modern Gothic Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Renaissance
- Release:
- 12.06.2009
- Deadline
- Memoria
- Only Love Will Find Its Way
- Trefoil
- Remind You
- Cry
- Messed Up
- A New Beginning
- The Hunter
- Right & Righteousness
Vorhang auf für die holländische Antwort auf EVANESCENCE.
Wie viel Kopie oder gar Plagiat ist erlaubt? Das ist für einige eine Grundsatz-, für viele sogar eine echte Glaubensfrage. In der Regel scheitern alle Abkupferungsversuche erfolgreicher Bands an der Qualität des Dargebotenen und werden daher mit absoluter Nichtbeachtung bestraft. Was aber, wenn die Kopie dem Niveau des Originals gefährlich nahe kommt? LA-VENTURA kommen bereits mit ihrem Debütalbum "A New Beginning" sehr nahe an den bedenklich wackelnden Thron der Amerikaner heran, hat man nämlich mit Carla Douw ein wahres Goldkehlchen in seinen Reihen, die die weibliche Konkurrenz mächtig das Fürchten lehren dürfte. Schon lange nicht mehr eine solch überzeugende Gesangsleistung in diesem Bereich gehört.
Viele Sängerinnen dieses symphonischen Gothic Metal scheitern an Tiefe, Dynamik, Spannung und Ausdruck, wodurch Amy Lee zumindest mit der gezeigten Leistung auf "Fallen" ihren Nachahmern noch eine kleine Nasenlänge voraus ist. Die Frontfrau von LA-VENTURA ist dagegen auf dem absolut richtigen Weg. In den ruhigen Momenten klingt sie einfühlsam, melancholisch und zerbrechlich, während sie in den härteren Passagen sehr charismatisch herüberkommt. Trotzdem kann sie sich speziell in den musikalisch deftigeren Augenblicken nicht nachhaltig genug durchsetzen. In letzter Konsequenz fehlt es der Holländerin wahrscheinlich noch etwas an Mut, die Grenzen nach oben wie unten weiter auszuloten. Carla müsste ihre Zügel und Fesseln weiter lockern, sich noch mehr gehen lassen und somit für absolute Intensität sorgen. Nichts desto trotz besticht sie auf Songs wie 'Only Love Will Find Its Way', 'Memoria' oder den beiden Balladen 'Remind You' und 'A New Beginning' mit zuckersüßen Melodien und einigen Gänsehautmomenten.
Musikalisch halten sich die Herren um ex-ORPHANAGE Schlagzeuger Erwin Polderman recht nah am amerikanischen Original, bestechen aber mit einem feinen Gefühl für Dynamikspielchen. Die Gitarren krachen, das Schlagzeug treibt und der Bass überrascht mit schönen Grooves und Läufen, die so nicht alltäglich dargeboten werden. Die Songs rocken und sind überwiegend im Mid-Tempo-Bereich gehalten, um die schiebenden Soundwände noch brachialer wirken zu lassen. Die ganz große Gewalt von EVANESCENCE erreichen LA-VENTURA zwar noch nicht, die Strickmuster und Arrangements sind jedoch bereits auf dem Debütalbum perfekt kopiert und verinnerlicht. Das ist jedoch auch das Problem dieser Scheibe. Es ist eine durchaus gute Veröffentlichung weit über dem Strich in diesem Genre, könnte aber böswillig (manche würden objektiv dazu sagen) auch als reine Kopie oder gar Plagiat von Amy Lee und Co. bezeichnet werden.
Fans von eben EVANESCENCE und den neueren WITHIN TEMPTATION dürften mit Ausnahme von Grundsatzsturköpfen keine Probleme mit LA-VENTURA haben. Die Qualität der Songs stimmt, einzig die eigene Identität fehlt. Aus diesem Grund verwundert es auch nicht wirklich, dass die Holländer den Umweg über die USA nehmen mussten, denn mit Renaissance Records stehen sie bei einer Plattenfirma aus Übersee unter Vertrag. Letztendlich erfreue ich mich nach vielen katastrophalen Genreveröffentlichungen an einem guten Album, dem ich am Ende jedoch für die angesprochenen Kritikpunkte leider einen fetten Punkt in der Gesamtwertung abziehen muss.
Anspieltipps: Only Love Will Find It's Way, Remind You, A New Beginning
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Chris Staubach