KUADRUMANA - The Gamodeme
Mehr über Kuadrumana
- Genre:
- Death/Thrash/Groove Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Crysella Records
- Release:
- 28.08.2013
- Bloodless
- Disaster, Suffer
- Annihilated Reign
- Amentia
- Frozen (From The Inside)
- Broken, Lifeless, Locked Out
- Tearing My Skin
- Condemned To Descend
- Insane
- Endless Mourn
- And Waiting
Allen Widerständen getrotzt: Metal-Exot mit überzeugendem Debüt
Verglichen mit der Hintergrundgeschichte der persischen Metalband KUADRUMANA erscheint das ewige Wiederkäuen erfolgreicher NYHC-Kombos einer harten Kindheit und des Lebens auf der Straße genauso albern wie die Texte gut betuchter Berliner Rapper über den ihnen zustehenden Respekt, ihre pseudo-kriminelle Vergangenheit und promiskuitiven Geschlechtsverkehr. Die Musiker von KUADRUMANA waren seit der Gründung ihrer Band im Jahr 2005 permanenten Widerständen und Repressalien ausgesetzt; legale Auftritte oder die Veröffentlichung von Tonträgern waren ein Ding der Unmöglichkeit. So emigrierte Bandgründer Hossein Yekband vor einigen Jahren mit seinen Mitmusikern auf die Philippinen, um endlich künstlerische Freiheit und die Chance auf musikalische Verwirklichung zu erlangen. Dass die Iraner nach langem Kampf im Sommer 2013 ihr Debütalbum "The Gamodeme" veröffentlichen konnten, verdient zum einen eine geballte Ladung Respekt – und zum anderen erstaunte Anerkennung. Die Metalheads aus Shiraz benötigen nämlich weder Mitleids- noch Exotenboni: "The Gamodeme" ist ein überzeugender, kompromisslos ballernder Groove-Metal-Bolzen mit massig Thrash-Anleihen und einem todesmetallischen Überbau.
Mit den goldenen Tagen von SEPULTURA und SOULFLY schien auch der Groove Metal schon wieder in der Versenkung der Musikgeschichte verschwunden zu sein – KUADRUMANA packt ihn wieder aus, steckt die Einflüsse der Südamerikaner in den Mixer mit modernem MACHINE HEAD-Thrash und den Todesblei-Einflüssen von DEATH. Besagte Bands nennen die Perser selbst bei ihren Einflüssen, und exakt so klingt "The Gamodeme" denn auch: Garstige Thrash-Riffs und –Rhythmen bollern im mittleren Geschwindigkeitsbereich aus den Lautsprechern, garniert mit groovigen Elementen und dezent eingesetzten Breaks, während der aktuelle Sänger Nima Kaydan dieser Mixtur seine bösartig gutturale Stimme verleiht. Das Ergebnis fetzt von vorne bis hinten, über elf Tracks und fast eine Stunde Spielzeit hinweg. Da stört es nicht im Geringsten, dass an manchen Stellen die Nähe zu den musikalischen Vorbildern allzu offensichtlich ist, so wie beim ruhigen Interlude von 'Disaster, Suffer', dessen Gitarrensound und stimmliche Färbung direkt von Robb Flynn zu stammen scheint, oder so manchem SEPULTURA-Gedächtnis-Riff. Die Marschrichtung bereitet dem geneigten Metalfan einfach diebische Freude, so herrlich ungestüm wird hier gethrasht, so vernichtend wird hier geröhrt. Knackig und professionell produziert, hört man "The Gamodeme" die Probleme der Entwicklungsgeschichte des Albums keinen Moment lang an; die hier sprichwörtliche Leidenschaft und das Herzblut der jungen Musiker hingegen dringen aus jeder Note, jedem Riff, jedem Schrei der elf Songs.
Wenn es etwas zu bemängeln gibt, dann betrifft es die gelegentlich mangelnde Konsequenz im Detail: Nicht bei jedem Song treffen die fünf Herren voll ins Schwarze, ziehen die eine oder andere Nummer unnötig in die Länge, oder lassen den finalen Punch in Form eines mitreißenden Kehrverses vermissen. Highlights finden sich aber dennoch mehr als genug: Nach den noch etwas unspektakulären ersten drei Tracks steht mit 'Amentia' an vierter Stelle eine restlos überzeugende Abrissarbeit: mit quietschenden Gitarren, 80er-Jahre-Thrash-Drumming, einem furiosen Groove und zum Mitgröhlen einladenden Schreiparts. Und 'Amentia' bleibt keine Ausnahme: 'Broken, Lifeless, Locked Out' ist nicht nur eine explosive Groove-Metal-Sprengladung, die die letzten EKTOMORF- und SEPULTURA-Veröffentlichungen locker in den Schatten stellt, sondern auch Passion in Reinform – eine der vielen Kompositionen, die den Leidensweg der Iraner zum Vorschein bringen. 'Condemned To Descend' wartet gar mit fesselnden Melodien auf, die sich mit fiesen Doublebass-Headbang-Attacken und schneidigen Gitarrensoli abwechseln. Dieser Hammer-Song endet mit dramatisch jaulenden Sechs-Saitern und inbrünstig vorgetragenen Vocals. Ganz großes Kino! Überhaupt werden die großen Melodien erst gegen Ende des Albums ausgepackt: Das tragische 'Insane', mit seinen gesprochenen Monologen, dem bedächtigen Tempo und den einprägsamen Gitarrenlinien gewährt abermals einen Blick in das Seelenleben der Musiker, während 'And Waiting' noch einmal die MACHINE HEADsche Thrash-Keule auspackt und das Album mit heulenden Klampfen grandios zu Ende knüppelt. Ein phänomenaler Abschluss für ein alles in allem überzeugendes Album.
Alles was "The Gamodeme" fehlt sind noch mehr herausragende Einzelmomente sowie durchweg auf den Punkt gebrachtes Songwriting. Für Adrenalin- und Endorphinschübe, Schweiß und Prügel sorgt KUADRUMANA aber auch so zur Genüge. Die Band hat dem Groove Metal erfolgreich neues Leben eingehaucht und zugleich die Modern Death/Thrash-Metal-Liga aufgemischt. Und das vor einem gesellschaftspolitischen Hintergrund, der den Musikern in jeder denkbaren Hinsicht das Leben schwer gemacht hat. Meine Herren, ich ziehe meinen Hut vor dieser beeindruckenden Leistung!
Anspieltipps: Amentia, Condemned To Descend, And Waiting
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Timon Krause