KING POTENAZ - Arcane Desert Ritual Vol. 1
Mehr über King Potenaz
- Genre:
- Doom Metal / Stoner
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Majestic Mountain Records
- Release:
- 27.06.2025
- Rivers Of Death
- The Empty Hand Pt. 1
- Sabbatum Sanctum
- Ariadne, The Serpent Witch
Ein düsterer Brocken aus bella Italia.
So wie sich die giftgrüne Schlange auf dem stimmungsvollen Coverartwork in den eigenen Schwanz zu beißen scheint (zumindest auf den ersten Blick), zäumen wir auch in puncto Musik doch mal das Pferd von hinten auf. Denn fast scheint es so, als ob das doomige Treiben auf "Arcane Desert Ritual Vol. 1" nur auf einen Punkt hinzuarbeiten trachtet: die ruppig-intensive Explosion in der zweiten Hälfte des abschließenden, knapp 14-minütigen 'Ariadne, The Serpent Witch'. Hier wird die Handbremse gelockert, der zunächst harmonische Gesang von Gastsängerin Jana Maista (MATER INFECTA) mutiert zu garstigem Keifen und der König sendet ein infernalisches Grüßgott aus der Unterwelt zu uns Unwürdigen hinauf.
Ich höre mir das komplette Album (die vier Songs bringen es auf fast 40 Minuten Spielzeit) natürlich in Gänze an, freue mich aber stets wie Bolle auf die finalen Minuten, in denen diese unwiderstehliche Abfuhr durch Mark und Bein geht. Hier wird Geduld im übrigen belohnt, denn der Song braucht einige Minuten, um nach beschaulichem Gesumme überhaupt in Gang zu kommen. Dann ertönt betörender Frauengesang und man ahnt bereits, dass alsbald etwas Dunkles, Unheilvolles heraufzieht. Und ja, das wilde, okkulte Treiben ist genauso schnell wieder vorbei, wie es gekommen ist, aber ein großartiger Kulminationspunkt auf diesem Album ist es allemal. Dabei ist der knarzige, schwere Doom in 'Rivers Of Death' und 'Sabbatum Sanctum' (der Titel ist Programm) auch so schon wunderbare Feinschmeckerkost für Anhänger der gediegenen geschwindigkeitsgedrosselten Klangkunst mit leicht psychedelischen Momenten. In 'The Empty Hand Pt. 1' geht es schon ein wenig zügiger zur Sache und die Stoner-Schlagseite tritt hier am offensichtlichsten zutage. Aber das Beste hebt man sich für den Schluss auf. Und so hat "Arcane Desert Ritual Vol. 1" einen schönen Fluss und man denkt das Ganze irgendwann gar nicht mehr in einzelnen Songs. KING POTENAZ steht somit in bester Tradition italienischer Bands dieser Schlagrichtung wie 1782, FVZZ POPVLI, TONS oder auch BLACK RAINBOWS und wie bei diesen Bands kann man auch hier eine gewisse eigene Idenität in der Ausgestaltung der Genre-typischen Elemente bereits erkennen.
Die Entscheidung, im Gegensatz zum Vorgänger und Debütalbum "Goat Rider", welches ja auch erst zwei Jahre auf dem Buckel hat, auf längere Songs zu setzen, geht nach meinem Empfinden voll auf. Dadurch kann man sich in die langsam aufbauende Musik regelrecht fallenlassen und mir gefällt auch, dass die neue Scheibe deutlich doomiger daherkommt, während auf dem Vorgänger doch zuvorderst der Stoner Rock regelte und regierte. Da hat sich KING POTENAZ auf dem Zweitwerk bereits gut weiterentwickelt, vor allem in Bezug auf die deutlich verbesserten Vocals von Fronter Giuseppe Guarini, der nicht mehr nur über die kraftvollen Riffs rau drüberröhrt, sondern nun passend zur Musik auch gesanglich viel melodiöser agiert und wunderbare Doom-Vibes entfacht. Aber auch die um einiges düsterere Atmosphäre ist sehr ansprechend und der eh schon voluminöse Sound irgendwie noch scharfkantiger und sorgt so für ein intensives Klangerlebnis. Und dass die enthaltenen Longtracks (zwei Stücke um die zehn Minuten und eines deutlich darüber) nicht langweilig werden oder zäh vor sich hinnmäandern, ist schon eine Kunst in diesem musikalischen Spektrum, in dem man ja nicht mit einem Dutzend Wendungen pro Song und einem bunten Blumenstrauß an verzückenden Melodien des Weges kommt, wie so manche Prog-Rock-Combo. Die eindrückliche Atmosphäre, der tolle Gesang und die brodelnden Riffsequenzen tragen die Songs wie von selbst. Aber noch ein Wort zu 'Sabbatum Sanctum', der mit knapp sechs Minuten deutlich kürzesten Nummer. So beschwörerisch hat mich eine epische Doom-Rutsche auch schon lange nicht mehr um den Finger gewickelt. Holy Sabbath, holy shit!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer